Düngemittel: Weiterer Preissprung bei Stickstoff

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.09.2010


Richtig teuer wird es bei den Stickstoff-Düngemitteln. Die neuen Preisvorstellungen der westeuropäischen Düngemittelhersteller verheißen nichts Gutes. Seit Ende August haben die Produzenten ihre KAS-Preise um 55 bis 65 Euro/t angehoben.

Marktlage
Mit Endkundenpreisen von 210 bis 250 Euro/t netto frei Hof starteten die KAS-Preise noch mit recht moderaten Preisanhebungen in den Monat September. Doch dann zogen die westeuropäischen Produzenten ihre Preislisten kurzfristig zurück.

Wenige Tage später bestätigten die neuen Preise der Hersteller die Befürchtungen von Landwirten und Agrarhandel: Die September-Preise wurden auf einen Schlag um 35 bis 40 Euro/t gegenüber August angehoben. Entsprechend zögerlich fiel das Kaufinteresse seitdem aus. Vieles sprach dafür, daß die Düngemittelproduzenten ihre Preisvorstellungen nicht gänzlich durchsetzen würden.

Mit Unglauben wurde daher gestern die Ankündigung der Düngemittelindustrie aufgenommen, mit sofortiger Wirkung die cif-Preise für KAS nochmals um 24 Euro/t zu erhöhen. Damit würden sich die KAS-Kurse innerhalb eines Monats um 55 bis 65 Euro/t verteuern.

Sollten die Hersteller ihre Ankündigung in die Tat umsetzen, würden die KAS-Preise auf den höchsten Stand seit März 2009 steigen.

 

Fakten

  • Welt: Wieder wachsende Importnachfrage

    Nach dem seit Mitte des Jahres anhaltenden Preisauftrieb legte der Preisauftrieb am internationalen Harnstoffmarkt Ende August eine kleine Pause ein. Vor allem die Kaufzurückhaltung der großen indischen Importunternehmen und die schwache Nachfrage der mit der Aussaat beschäftigten Landwirte auf der Nordhalbkugel unterbrachen die Preisauftrieb.

    Inzwischen wächst die weltweite Nachfrage wieder und sowohl geprillter wie auch granulierter Harnstoff haben sich im September weiter verteuert. Der internationale Stickstoffmarkt wird durch Harnstoff dominiert. Derzeit wird geprillte Ware mit umgerechnet 245 bis 260 Euro/t FOB ab Schwarzmeerhafen gehandelt. Granulierter Harnstoff aus dem Nahen Osten blieb zuletzt relativ preisstabil bei 250 bis 270 Euro/t FOB.

    Inzwischen sind die Importeure aus Brasilien und Indien wieder stärker als Käufer am Markt. Bei den preisbewußten indischen Käufern treffen vorrangig die Angebote aus China auf größeres Kaufinteresse als andere Herkünfte.

    Hausse-Tendenz

 

  • Europa: "Leergeräumte" Läger

    Die Agrarrohstoffe haben sich in den letzten Wochen sprunghaft verteuert. Aus Sicht der Produzenten lohnt sich der Anbau wieder. Weltweit wird die Düngeintensität erhöht und der Anbau ausgeweitet. Das schafft Nachfrage.

    Hinzu kommt, daß die Lagervorräte in Europa erneut auf sehr niedigem Niveau liegen. Vor allem die Einlagerungsmengen auf der Wiederverkaufsstufe fallen geringer aus als in den Vorjahren. In der zurückliegenden Hochpreisphase hatte die schwächere Nachfrage zeitweilig zu einem Aufbau der Lagerbestände und damit zu Preisrücknahmen geführt. Doch inzwischen sind die Bestände durch die wieder ansteigende internationale Exportnachfrage stark geschrumpft.

    Hinzu kommt, daß des Ausfalls bzw. der Produktionseinschränkungen mehrerer großer europäischer Düngerwerke das Angebot darüber hinaus verknappt. Einzelne Produktionsstätten dürften für mehrere Monate ausfallen.

    Dennoch kann man nicht grundsätzlich von einer knappen internationalen bzw. heimischen Marktversorgung sprechen. Knapp ist lediglich die prompte Versorgungslage. Das heißt letztendlich nichts anderes, als daß bei den Herstellerm dem Großhandel und auf der Wiederverkaufsstufe prompt verfügbare Ware nur noch schwer zu beschaffen ist. Das heißt jedoch nicht, daß im kommenden Frühjahr kein Dünger verfügbar ist. Die Produktion läuft weltweit weiter und die Importeure ordern derzeit umfangreich Ware.

    Hier lassen sich die Gründe für den jüngsten Preisspung am Nitrat-Markt lokalisieren: In Europa dominieren die N-Dünger auf Nitratbasis. Die derzeit saisonal steigende Nachfrage - nicht nur an unserem Markt - läßt die Preise weltweit in die Höhe schnellen.
    Die Erinnerung an die Rekord-Düngemittelpreise und die durch die Finanzkrise erlittenen Bilanzschäden dürften bei den Düngemittelproduzenten neue Begehrlichkeiten geweckt haben.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Die Preisvorgaben vom internationalen Harnstoffmarkt (Schwarzes Meer, Baltikum, Naher Osten) dürften den Preisauftrieb bei den in Europa beliebten Nitrat-Düngern begrenzen. KAS steht bereits jetzt mit einem Reinnährstoffpreis von 0,90 bis 1,00 Euro/kg N einem Harnstoff-Preis von 0,65 bis 0,72 Euro/t N (ohne Kalkausgleich) gegenüber.

Ich persönlich erwarte, daß viele Landwirte - wie bereits in der Hausse-Phase 2007/2008 - preisbedingt AHL und Harnstoff stärker in den Düngeplan aufnehmen werden.

Mit Blick auf den vorerst anhaltenden Preisauftrieb am globalen Stickstoffmarkt sollte man sich jedoch darauf einstellen, daß vorerst alles für weiter steigende Preise spricht.

 
 
 
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