Börse am Vortag: Wetter-Sorgen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.08.2010


Die flotte internationale Export-Nachfrage nach EU-Getreide, Sorgen über die verregnete Ernte in Nordeuropa und Sorgen über die Aussaatbedingungen zur Ernte 2011 bestimmen die Marktentwicklung. An den Warenterminbörsen drehten die Kurse wieder ins Plus.

 

Devisen & Konjunktur
Deder Euro noch US-Dollar stehen derzeit in der Hitliste am Devisenmarkt oben. Wie bereits früher, in Zeiten wachsender Unsicherheit, kann der Yen kräftig punkten. Mittlerweile ist die japanische Währung im Vergleich zum Dollar auf ein neues 15-Jahres-Hoch gestiegen. Wachsende Konjunkturunsicherheiten werden als Grund für die Frucht in den Yen genannt.

Der Euro dümpelte gestern wieder einmal unterhalb der Marke von 1,27 Dollar. Letztendlich wurde gestern der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2693 US-Dollar festgesetzt. Heute im frühen Handel pendelt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar knapp oberhalb der Marke von 1,27 Dollar.

Ab heute richtet die Finanzbranche ihr Interesse auf den kleinen Ort Jackson Hole in den Rocky Mountains/USA, wi an diesem Wochenende das jährliche Treffen der wichtigsten Notenbanker und Ökonomen der Welt stattfinden wird. Besondere Beachtung findet die Rede des US-Notenbankpräsidenten Ben Bernanke am heutigen Freitag. Es werden Hinweise darauf erwartet, ob die Notenbank auch weiterhin großzügig Geld in den Wirtschaftskreislauf pumpen wird.

 

Energie
Während der US-Dollar an Stärke verliert, ziehen die in Dollar notierten Ölpreise deutlich an. Der durch den schwächeren US-Dollar ausgelöste Preisauftrieb überdeckt die Baisse-Faktoren, zu denen auch die Sorgen um die Lage der US-Wirtschaft und die erneut angestiegenen US-Öllagerbestände zählen.

Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Oktober gestern mit 73,36 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 75,02 Dollar festgesetzt. Am heutigen Vormittag tendieren die Ölpreise an den Terminbörsen weiter fest.

 

Agrarrohstoffe
Die anhaltenden Niederschläge haben die Ente ins Stocken kommen lassen. Die Qualitäten der noch auf dem Halm stehenden Weizenbestände sacken rapide ab, so daß Backqualitäten nicht nur an den Warenterminbörsen weiteren Preisauftrieb erhielten. Der Kursauftrieb am Rohölmarkt sorgte zudem für Kursanstiege bei Rapssaat und Mais.

Sowohl an den europäischen wie auch an den transatlantischen Terminbörsen zogen die Weizenkurse wieder an. Spekulationen über den Importbedarf Rußlands sorgen für Preisauftrieb. Erste Backweizenlieferungen aus China sollen nach Presseberichten bereits auf dem Weg sein.

Der August-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 216,25 Euro/t um +2,25 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine lagen zwischen +0,25 und +4,00 Euro im Plus. Die flotte internationale Nachfrage nach EU-Backqualitäten sorgt auch an den Kassamärkten für Kursauftrieb. Auch deutsche Ware kann vom Export profitieren. An den US-amerikanischen Warenterminmärkten erzielte Weizen ebenfalls Gewinne.

Der November-Termin bei Paris-Mais zog mit 189,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +1,50 Euro/t an. Spätere Termine erzielten Kursgewinne zwischen +1,25 und +3,50 Euro/t.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl schlossen an den transatlantischen Börsen mit Kursgewinnen. Der nach wie vor lebhaft laufende US-Export - auch in Richtung China - sorgt für Preisanstiege.

Die Rapssaatenkurse zogen im Kielwasser steigender Rohölkurse weiter an. Paris-Raps erzielte für den November--Termin am Handelsschluß mit 368,75 Euro/t einen Kursanstieg um +6,25 Euro zum Vortag. Spätere Termine zogen zwischen +5,00 und +6,00 Euro ein.

Bei Paris-Braugerste verbesserte sich die Schlußnotierung für die November-Fälligkeit mit 233,00 Euro/t um +0,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Agrarrohstoffe an den Terminbörsen ihr Kursniveau behaupten und teilweise sogar ausbauen könnten. Neue Sorgen bestimmen inzwischen die Preisentwicklung:
• Sorgen über die Qualität der seit Tagen im Regen stehenden restlichen Ernteflächen,
• Sorgen, ob die neue Rapsaussaat bei verzögert geräumten Flächen und nässebedingt nicht
  befahrbaren Flächen rechtzeitig erfolgt,
• Sorgen, ob die Niederschläge in Zentralrußland für eine Herbstbestellung ausreichen werden, oder
  ob dort die Landwirte auf (ertragsschwächere) Sommerkulturen ausweichen müssen,
• Sorgen, ob sich in Argentinien eine neue problematische Trockenheit entwickeln wird.

Hinsichtlich des Engagem3ent der Finanzbranche im Bereiche Agrarrohstoffe gehe Ich davon aus, daß die Investoren zunächst die Ergebnisse und Nachrichten des heute beginnenden Treffens der Notenbanker in Jackson Hole abwarten werden.

Wie bereits mehrfach geäußert, schätze ich persönlich die Situation an den Warenterminbörsen allerdings als spekulativ aufgeladen ein. Aus meiner Sicht hat sich am Markt in Rekordzeit eine Blase aufgebaut, die jederzeit Platzen kann, sobald die Medien keine neuen preistreibenden Meldungen mehr liefern können. Ich gehe davon aus, daß der Aufwärtstrend in Kürze zum Stillstand kommt. Erste Anzeichen dafür waren in den letzten zwei Wochen mehrfach zu erkennen.

Der Euro-Kurs dürfte nach meiner Einschätzung in den nächsten Tagen vorerst seitwärts tendieren. An den Rohölmärkten erwarte ich nach den positiver bewerteten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt moderat anziehende Kurse.

 
 
 


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