Börse am Vortag: Neue Hausse-Nachrichten aus Rußland

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.08.2010


Bis zum Nachmittag setzte sich an den Warenterminbörsen die Talfahrt fort. Zeitweilig brach der Weizenkurs auf nur noch 203 Euro/t ein. Doch dann ließ die Ankündigung Rußlands, das Verbot von Getreide-Ausfuhren möglicherweise bis ins kommende Jahr zu verlängern, die Kurse wieder ins Plus drehen.

 

Devisen & Konjunktur
Nicht nur bei Agrarrohstoffen standen Gewinnmitnahmen gestern im Vordergrund. Auch beim Euro hieß es gestern zunächst einmal: "Kasse machen!". Die Verkäufe drückten die EU-Gemeinschaftswährung wieder deutlich unter die Marke von 1,33 US-Dollar. Letztendlich wurde gestern der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3253 US-Dollar festgesetzt.

Letztendlich stärken jedoch die globalen fundamentalen Wirtschaftszahlen den neuen Aufwärtstrend des Euro. Erneut enttäuschten die Ende letzter Woche veröffentlichten Zahlen vom US-Arbeitsmarkt und bestärkten Sorgen über eine erneute Eintrübung der US-Konjunktur.

Heute steht die Sitzung der US-Notenbank Fed am Abend im Zentrum des Interesses. Man erwartet neue Einschätzungen zu den Konjunkturaussichten in den USA. Es wird darüber spekuliert, ob die Fed neue Schritte zur Ankurbelung der Wirtschaft ankündigen wird.

In der Hoffung auf neue monetäre Maßnahmen der Fed gibt der Euro aktuell erneut nach. Heute im frühen Handel pendelt der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar unterhalb der Marke von 1,32 Dollar.

 

Energie
Die Rohölpreise haben auch gestern den Rückwärtsgang eingelegt. Während der US-Dollar wieder etwas stärker notiert, gerät Öl unter Druck, da die Investoren angesichts unbefriedigender US-Konjunkturaussichten und hoher Öl-Lagerbestände in den USA ihr Engagement am Rohöl-Terminmarkt zurückfahren. Andere Rohstoffmärkte versprechen derzeit höhere Renditen.

Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September gestern mit 81,48 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 80,99 Dollar festgesetzt. Am heutigen Vormittag tendieren die Ölpreise an den Terminbörsen anhaltend schwächer.

 

Agrarrohstoffe
Bereits am Freitag hatten die Terminbörsen ins Minus gedreht. Bis zum gestrigen Nachmittag setzte sich die Talfahrt fort, nachdem die Euphorie bei den Investoren zunehmend verpuffte.

Die Wende brachte dann die Ankündigung Rußland's, das Verbot von Getreide-Ausfuhren möglicherweise bis ins kommende Jahr zu verlängern. Laut Aussage von Ministerpräsident Putin erwartet Rußland, der drittgrößte Weizen-Exporteur am Weltmarkt, einen Rückgang der Getreide-Ernte um ein Drittel. Neue Renditehoffnungen kamen auf, nachdem das UN-Welternährungsprogramm vor einer Preis-Spirale auf den Lebensmittelmärkten und explodierenden Weizenpreisen warnte.

An den europäischen Terminbörsen zogen die Kurse daraufhin wieder an. Der August-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 214,25 Euro/t um +3,75 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine lagen zwischen +1,75 und +4,00 Euro im Plus.
An den US-amerikanischen Warenterminmärkten mußte Weizen gestern Kursverluste in Kauf nehmen, nachdem der Bericht zur Bestandentwicklung in den USA 82 % der Weizenbestände mit gut bzw. sehr gut klassifizierte.

Der November-Termin bei Paris-Mais blieb mit 189,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag um unverändert. Spätere Termine schlossen gemischt zwischen -1,00 und +0,25 Euro/t.

Sojabohnen und Sojaschrot schlossen an den transatlantischen Börsen mit Kursverlusten, während Sojaöl leichte Gewinne verbuchte.

Die Rapssaatenkurse zogen zuletzt wieder leicht an. Nach einem Start in den Handelstag mit tiefroten Zahlen erzielte Paris-Raps für den November--Termin am Handelsschluß mit 378,00 Euro/t einen Kursanstieg um +3,25 Euro zum Vortag. Spätere Termine zogen zwischen +1,00 und +2,75 Euro ein.

Bei Paris-Braugerste stürzte die Schlußnotierung für die November-Fälligkeit mit 204,50 Euro/t um -25,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag ab.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Agrarrohstoffe an den Terminbörsen ihr Kursniveau behaupten und teilweise sogar leicht ausbauen könnten. Ich gehe davon aus, daß die Nachrichten des gestrigen Handelstages bei den Investoren auch heute noch nachwirken.

Dennoch bleibt die Marktlage spekulativ aufgeladen. Aus meiner Sicht hat sich am Markt in Rekordzeit eine Blase aufgebaut, die jederzeit Platzen kann, sobald die preistreibenden Ernte-Hiobsbotschaften in den Medien ausbleiben (siehe auch vorhergehende Beiträge).

Ich gehe davon aus, daß der Aufwärtstrend in Kürze zum Stillstand kommt. Erste Anzeichen dafür waren al letzten Freitag und gestern zu erkennen. Vorerst dürften die Kursrückgänge jedoch begrenzt bleiben. Preisstabilisierend dürften hier zwei Faktoren wirken: 1) Noch sind die tatsächlichen Ernteverluste in Rußland und die damit einhergehenden Exportbegrenzungen nicht endgültig abschätzbar. 2) Aktuell behindern in Westeuropa Niederschläge den Fortgang der ohnehin schon kleineren Ernte und jetzt kommen auch noch Qualitätssorgen hinzu.

Der Euro-Kurs dürfte nach meiner Einschätzung heute schwächer tendieren. An den Rohölmärkten erwarte ich ebenfalls eine Fortsetzung des Schwächetrends.

 
 
 


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