Börse am Vortag: Hitze-Rallye

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 15.07.2010


Die Meldungen über Ernteverluste in wichtigen Produktions- und Exportländern lassen die Preise für Getreide und Ölsaaten steigen. Hitzerekorde heizen dem Markt gehörig ein und sorgen für steigende Umsätze an den Warenterminmärkten.

 

Devisen & Konjunktur
Der Euro gewinnt weiter an Wert. Am heutigen Vormittag wurde er im fernöstlichen Devisenhandel deutlich oberhalb der Marke von 1,27 Dollar gehandelt. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2703 US-Dollar festgesetzt.

Nachdem die US-Wachstumssorgen in den letzten Tagen die Schuldenprobleme Europas zunehmend in den Hintergrund drängen, gewinnt der Euro wieder an Stärke. Bereits in der vergangenen Woche brachten negativ interpretierten Konjunkturdaten aus den USA den Dollar unter Druck. Schwächere US-Einzelhandelsumsätze, unbefriedigende Außenhandelsdaten oder schwache Zahlen vom US-Arbeitsmarkt sind nur Beispiele für ein erneutes Aufflackern der Schwächephase der US-Wirtschaft nach dem Auslaufen der Konjunkturprogramme.

Entsprechend hat gestern die amerikanische Notenbank FED ihre US-Wachstumsprognose für dieses Jahr leicht gesenkt. Jetzt denkt man wieder laut über zusätzliche Konjunkturhilfen und auch darüber, die Notenbankpresese erneut anzuwerfen. Für 2010 rechnet die FED jetzt mit einem Wachstum zwischen 3 und 3,5 %. Vor drei Monaten hatte die FED noch einen Zuwachs zwischen 3,2 und 3,7 % vorausgesagt.

 

Energie
Die gedämpften Konjunkturprognosen der FED belasten auch den Rohöl- und Energiemarkt. Nachdem sich Rohöl seit Mitte letzter Woche stetig verteuerte, brachten die neuen US-Konjunktursorgen dem Markt erneut Verluste. Zudem ließen die erneut höheren US-Lagerbestände bei Öl, die das amerikanische Energieministerium gestern veröffentlicht hat, die Kurse sinken.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im August hat sich im frühen Vormittagshandel unterhalb der 77 Dollar-Marke eingependelt. Auch Nordrohöl der Sorte Brent sank zuletzt auf die Marke um 76,50 Dollar.

 

Agrarrohstoffe
Berichte über Hitzewellen und Dürreverluste aus West- und Osteuropa lassen die Kurse bei Getreide und Rapssaat steigen. Die russische Regierung spricht von der schlimmsten Dürre seit 130 Jahren in etliche Regionen in der Mitte und im Süden des Riesenreiches. Nachdem auch in andern großen Exportländern Ernteeinbußen erwartet werden, bringen jetzt neue Wetterprognosen für die USA, die eine Hitzewelle für die Region des Mittleren Westens der USA prognostizieren, weitere Unsicherheit in den Markt. In dieser Region wird rund die Hälfte des US-Mais angebaut. Der Aufwärtstrend ist daher bisher ungebrochen.

Weizen an den US-amerikanischen Warenterminmärkten erzielte gestern weitere Kursgewinne. An den europäischen Märkten notierte Paris-Weizen den August-Termin mit 154,75 Euro/t um +4,75 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen sogar bis zu +5,50  Euro/t an.

Paris-Mais konnte zwar mit 169,00 Euro/t seine Vortagsverluste nicht ganz ausgleichen, stand jedoch im Vergleich zum Vortag mit +0,75 Euro im Plus. Der November-Termin schloß +3,25 Euro/t und der Januar-Termin sogar +5,00 Euro/t höher als am Vortag.

Auch Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl erzielten an den transatlantischen Börsen leichte Kursanstiege, die jedoch durch den schwächeren US-Dollars mehr als aufgezehrt wurden.

Paris-Raps setzt seine Preisrallye fahrt. Der August-Termin zog um beachtliche +5,75 Euro auf 359,00 Euro/t an. Spätere Termine konnten sich ebenfalls kräftig verbessern.

Der Paris-Braugerste wurde für die November-Fälligkeit mit 180,25 Euro/t um +0,75 Euro/t höher als am Vortag notiert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag bleibe ich bei meinen vorhergehenden Prognosen. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte die von den Marktteilnehmern erwartete niedrigere Produktion in wichtigen Exportländern den Hausse-Trend weiter stärken. Die globalen Anbau- und Ernteaussichten bei den Schlüssel-Agrarrohstoffen lassen für die Ernte 2010/11 eine defizitäre Produktion erwarten, so daß der Aufwärtstrend aktuell noch umgebrochen ist.

Ich erwarte mit Blick auf die Hitzeprognosen in den USA, daß an den Agrarrohstoffmärkten der Aufwärtstrend anhält.

Angesicht der beunruhigenden US-Konjunkturaussichten dürfte sich der Euro-Kurs weiter erholen. Trotz der schwächeren Wirtschaftserwartungen in den USA dürften die boomende Konjunktur in den Schwellenländern und der schwächere US-Dollar für Kursanstiege bei Rohöl sorgen.

 
 
 


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