Ölsaaten: Rapssaat setzt Preisrallye fort

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.07.2010


Niedrigere Ernteerwartungen in Deutschland und der EU, eine dramatische Dürre und Produktionsausfälle in Osteuropa und eine kleinere Anbaufläche in Kanada: Die Rapsernte 2010 fällt nicht nur hierzulande, sondern weltweit defizitär aus. Die Hausse-Faktoren am Rapssaatenmarkt lassen die Kurse in die Höhe klettern.

Marktlage
Nach einem langen, strengen Winter und einem äußerst kalten Frühjahr macht jetzt seit Wochen eine Hitzewelle den Rapsbeständen nicht nur in Westeuropa schwer zu schaffen. Inzwischen haben Hitze und Dürre auch auf Osteuropa übergegriffen. Flächendeckender Regen ist bisher in ganz Europa nicht in Sicht.

Absehbar ist daher, daß die Rapsernte 2010/11 nicht nur in Deutschland, sondern auch in der EU und weltweit kleiner ausfallen wird als bisher erwartet.

Auch in Hessen schmälern Hitze und starke Trockenheit die Ernteerwartungen und lassen die Bestände in Rekordtempo abreifen – oftmals jedoch sehr ungleichmäßig. Infolge wechselnder Bodengüte streuen die Feuchtegehalte innerhalb einer Druschfläche zum Teil stark. Daher sind zusätzliche Ertragseinbußen durch vorzeitige Kornausfälle zu erwarten.

In Südhessen hat die Rapsernte vereinzelt auf besonders leichten Standorten begonnen. Diese allerersten und damit keinesfalls repräsentativen Ernteergebnisse weisen auf niedrigere Erträge und durchschnittliche Ölgehalte hin.

Bereits im Frühjahr haben die niedrigeren Ernteerwartungen die Rallye am Rapsmarkt angeheizt. Nachdem sich bereits Anfang März abzeichnete, daß Auswinterungsschäden in Osteuropa zu Angebots-ausfällen führen werden, zogen nicht nur die Börsenkurse, sondern auch die Preise am Realmarkt kontinuierlich an.

Immer wieder brachten Kurseinbrüche am Rohölmarkt aber auch die Rapssaaten-Rallye ins Schlingern. Die defizitären Ernteaussichten in der EU und weltweit haben jedoch dafür gesorgt, daß der Aufwärtstrend noch ungebrochen ist.

Mit Erzeugerpreisen in Hessen zwischen 295 und 320 Euro/t netto franko Landhandelslager schließen inzwischen auch ex-Ernte-Preise nahtlos an das Niveau der inzwischen ausverkauften 2009er Ware an. In anderen Regionen Deutschlands lassen sich teilweise auch höhere Preise erzielen. Streckengeschäfte erzielen entsprechende Aufschläge.

Die Preise für neuerntige Rapssaat zogen angesichts niedrigerer Ernteerwartungen zuletzt weiter an. Mit Großhandelspreisen von 338 bis 340 Euro/t netto ex Ernte notierte die Frankfurter Produktenbörse zuletzt nicht nur über dem Vorwochenniveau, sondern auch fast 17 % über dem Niveau des Vorjahres.

Auch am Weltmarkt setzen die Rapspreise ihre Preisrallye fort. Nachdem immer klarer wurde, daß in Kanada die Produktionsaussichten deutlich reduziert werden müssen, zogen die Preise auf der anderen Seite des Atlantiks z.B. an der Warenterminbörse WCE sprunghaft an und haben inzwischen des europäische Preisniveau erreicht.

 

Fakten

  • EU: Hitzewelle läßt Produktionserwartungen sinken
    Nach der Rekordernte 2009 zeichnen sich für viele EU-Länder niedrigere Erträge ab. Nicht nur bei den Hauptproduzenten Deutschland und Frankreich wurden die Produktionserwartungen immer weiter nach unten korrigiert. Auch erste Druschergebnisse aus Ungarn und Italien zeigen schwache Erträge.

    Die nach den letzten beiden Rekordernten sehr hohen EU-Lagerbestände dürften daher 2010/11 kräftig schrumpfen.

    Der Netto-Importeur EU deckt seinen Fehlbedarf seit Jahren am Weltmarkt. Doch in der Saison 2010/11 wird es schwieriger und damit teurer werden, die benötigten Mengen zu beschaffen.

    Hausse-Tendenz

 

  • Welt: Defizitproduktion
    Auch in anderen wichtigen Anbau- und Exportländern enttäuschen die Rapserträge: Aus der Ukraine, wo Regen bis gestern regional noch immer die Ernte unterbrochen hat, wird von niedrigen Erträgen berichtet. Inzwischen kehrt das Erntewetter zurück.

    In den zentralen Regionen Rußland’s kommt es dürrebedingt zu dramatischen Ernteausfällen. Bereits in 14 Mitgliedsterritorien wurde der Notstand verhängt. In weiteren vier Regionen steht die Verhängung vor der Tür.

    Nachdem die EU in den letzten Jahren einen großen Teil ihres Fehlbedarfs vor allen durch Importe aus der Ukraine, aber auch aus Weißrußland, Kasachstan und Rußland decken konnte, fällt das osteuropäische Angebot in diesem Jahr deutlich schwächer aus.

    In Kanada hat nasses und kaltes Wetter die Aussaat in wichtigen Anbauregionen derart verzögert, daß auf einem Teil der Flächen die Aussaat nicht wie geplant erfolgen konnte. Die Exporte des weltweit größten Raps-Exporteurs dürften aufgrund der zu erwartenden Produktionseinbußen um rund 25 % einbrechen. Aufgrund der GV-Problematik spielt jedoch lediglich kanadisches Rapsöl für die EU eine Rolle.

    In Australien, der Nummer 2 unter den Raps-Exporteuren, konnte die Raps-Aussaat bei günstigen Bodenverhältnissen abgeschlossen werden. Die australischen Landwirte hoffen auf die beste Ernte seit Jahren, zumal Regen in den in den wichtigen Anbaugebieten in der letzten Woche die Wachstumsbedingungen verbessert hat.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Auch in den nächsten Wochen bleiben neben den niedrigeren Ernteaussichten und dem wachsenden Verbrauch vor allem der Rohölpreis, der US-Dollarkurs und die lebhafte Nachfrage nach pflanzlichen Ölen die zentralen Preisfaktoren.

Die erwartete knappere Versorgungslage dürfte bei den Rapspreisen für stärker sinkende Lagerbestände und damit für weitere Preisaufschläge sorgen. Trotz des Erntebeginns dürften daher in der aktuellen Woche nach meiner persönlichen Einschätzung weitere Risikoaufschläge den Aufwärtstrend stützen.

 
 
 
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