Börse am Vortag: Agrarrohstoffe mit stabilem Preistrend

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.06.2010


Wenige Tage vor dem G 20-Gipfel bleiben die Märkte ohne klare Richtung. Unterschiedliche Konjunktursignale aus den USA und Europa sorgen weiterhin für Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Während Agrarrohstoffe in den USA angesichts guter Witterungsbedingungen zunehmend unter Druck geraten, sorgen in der EU der lebhafte Export und gedämpfte Ernteaussichten für stabile Preistrends.

Devisen
Inzwischen legt der Euro wieder zu. Am heutigen Vormittag wurde er im fernöstlichen Devisenhandel oberhalb der Marke von 1,23 Dollar gehandelt. In den letzten zwei Tagen hatte die Gemeinschaftswährung erneut an Stärke eingebüßt. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,2271 US-Dollar festgesetzt.

Wegen des zögerlichen Aufschwungs in den USA will die US-Notenbank FED der Wirtschaft weiterhin mit einer Politik des billigen Geldes unter die Arme greifen. Die FED kündigte an, der Leitzins werde noch eine längere Zeit außerordentlich niedrig bleiben. Damit signalisiert die US-amerikanische Notenbank, an ihrer bisherigen Strategie, Zentralbankgeld weiterhin praktisch zum Nulltarif zu verleihen, festhalten zu wollen. Die FED beließ das Zins-Band bei 0 bis 0,25 Prozent.

 

Energie
Nachdem die Rohölmärkte vorgestern mit rückläufigen Kursen und gestern mit einem Kursrutsch auf die schwachen US-Konjunkturdaten reagierten, hat die Talfahrt der globalen Ölpreise heute Morgen ein Ende gefunden. Ein Barrel (159 L) der US-Rohölsorte West Texas Intermediate notiert im frühen Handel bei 76,35 US-Dollar weitgehend unverändert zum Vortag genauso wie Nordsee-Rohöl der Sorte Brent, das bei 76,27 Dollar gehandelt wurde.

Die Signale der FED, die Null-Zins-Politik beibehalten zu wollen, schürt Hoffnungen, daß dies als Maßnahme zur Ankurbelung der US-Konjunktur und damit der Ölnachfrage des weltweit größten Energieverbrauchers wirksam wird.

Gestern gerieten die Ölpreise nach der Veröffentlichung der neuen Daten des US-amerikanischen Energieministeriums unter Druck. Laut der neuen Lagerbestandszahlen sind die US-Rohölbestände in der vergangenen Woche überraschend um 2,0 Mio. Barrel angewachsen. Experten hatten mit einem geringeren Ansteig gerechnet. Auch die Vorräte an Destillaten wie Heizöl und Diesel erhöhten sich zuletzt um 300.000 Barrel, - und damit allerdings deutlich geringer als prognostiziert.

Die internationale Energieeagentur hob ihre Prognose zur globalen Ölnachfrage an. Jetzt rechnet man mit einem jährlichen Anstieg der globalen Ölnachfrage um 1,4 % und damit auf 91,9 Mio. Barrel bis 2015. Für das laufende Jahr rechnet man unverändert mit einer Ölnachfrage von 86,4 Mio. Barrel. Das bedeutet einen Anstieg um 1,9 % gegenüber dem Vorjahr. Treiber des Wachstums seien einmal mehr die Schwellenländer.

 

Agrarrohstoffe
Weizen an den US-amerikanischen Warenterminmärkten hat gestern seine Verlustserie beendet. Trotz des Erntebeginns in den USA konnten die Notierungen leicht ins Plus drehen, während die wieder erheblich besseren Wachstumsbedingungen in den USA bei Mais zu einem deutlichen Kursverlust fuhrten.

An den europäischen Märkten notierte Paris-Weizen den August-Termin mit 130,25 Euro/t um +0,25 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen bis zu +0,25 Euro/t an. Paris-Mais stand zwar mit 154,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +0,50 Euro im Plus. Spätere Termine schlossen zwischen -0,50 uns -0,75 Euro niedriger als am Vortag.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl mußten an den transaltlantischen Börsen angesicht der guten Witterungsausssichten deutliche Kursrückgänge in Kauf nehmen, obwohl die US-Aussaat noch immer nicht endglültig beendet ist. Der Großimporteur China ist weiter als Käufer am Weltmarkt - zuletzt in Argentinien. Der chinesische Bedarf dürfte demnächst eher größer als erwartet ausfallen, nachdem die Trockenheit im Nordosten dieses Riesenreiches immer bedenklicher wird und zuletzt im Süden Chinas Niederschläge mit regional über 200 mm Regen zu den schlimmsten Überschwemmungen seit 100 Jahren geführt hat.

Paris-Raps setzt seine Preisrallye fahrt. Der August-Termin zog um +1,5 Euro auf 332,25 Euro/t an. Der November-Termin konnte sich sogar um +2,25 Euro auf 336,00 Euro/t verbessern.

Der neue Braugersten-Future wurde für die November-Fälligkeit mit 154,00 Euro/t unverändert zum Vortag notiert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß der flotte Drittlands-Export von EU-Getreide den stabilen Kurstrend der europäischen Börsen stärkt. Am Kassamarkt profitieren letzte "Restbestände" auf der Ernte 2009 wie auch die Vorkontraktpreise für die neue Ernte von den positiven Marktfaktoren.

Die globalen Anbau- und Ernteaussichten lassen für die Ernte 2010/11 eine defizitäre Produktion erwarten, so daß der Aufwärtstrend aktuell noch umgebrochen ist. Schwächere Ernteaussichten und die real existierende Beimischungspflicht sollten für einen stabilen Preistrend sorgen. Am Rohölmarkt dürften daggen die Kurse angesichts schwacher US-Konjunkturaussichten vorerst latent unter Preisdruck bleiben.

Ich erwarte, daß sich der Euro-Kurs weiter erholt, aber vorerst recht wackelig bleibt, denn Unsicherheit bestimmt angesichts der Schuldenkrise in der Eurozone vorerst noch die Devisenmärkte.

 
 
 


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