Energie: Rohöl - Preisanstieg trotz Überproduktion

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 17.06.2010


Rekordlagervorräte in den USA zeigen eines deutlich: Am Ölmarkt herrscht nach wie vor Überproduktion. Doch die zaghaften Anhebungen der Konjunkturaussichten in den USA und Europa wie auch die Spekulation auf eine Hurrikansaison im Golf von Mexiko sorgen für steigende Preise.

Marktlage
Mit einem regelrechten Preissprung reagierte der Rohölmarkt auf den neuen Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums, der gestern nachmittag veröffentlicht wurde. Was den Markt beflügellte war die stark gestiegene US-amerikanische Nachfrage bei Benzin, die damit auf den höchsten Stand seit zehn Monaten stieg. Der starke Ansteig der Nachfrage erklärt sich aus dem Beginn der Hauptreisezeit In den USA.

Doch das eine ist die Nachfrage und das andere sind die Lagerbestände. Und die wuchsen in den USA nicht nur bei Benzin sondern auch bei Rohöl und Destillaten weiter an. Die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien sank erneut ab.

Freudig nahm man am Rohölmarkt die Nachricht einer steigenden Benzin-Nachfrage auf und der regehandel diesseits und jenseits des Atlantiks ließ die Rohölkurse an den Warenterminmärkten steigen. Der Preis der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur August-Auslieferung wurde zuletzt mit 78,72 Dollar je Barrel (159 Liter) notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent verteuerte sich zuletzt auf 78,14 Dollar.

Am heutigen Vormittag ging es bei den Kursen an den Terminbörsen wieder aufwärts. Während WTI-Rohöl die 79 Dollar-Marke testete, wurde Brent-Nordseeöl um die Marke von 78,50 Dollar gehandelt. Damit setzt sich der Preisanstieg fort und liegt inzwischen rund 20 % über dem Tiefststand von Ende 2008. Der Dieselpreis an unseren heimischen Zapfsäulen spiegelt den

 

Fakten

  • Welt: US-Lagerbestände weiter auf Rekordniveau

    Nach den Statistiken des US-Energieministeriums erhöhten sich die amerikanischen Lagerbestände an Rohöl in der Woche zum 11. Juni um 1,7 Mio. Barrel auf 363,1 Mio. Barrel. Die Lagerbestände an Mitteldestillaten wie Diesel und leichtem Heizöl nahmen ebenfalls leicht um 1,8 Mio. Barrel auf 156,6 Mio. Barrel zu, liegen damit ebenfalls auf Rekordniveau.

    Rohöl
    US-Lagerbestände
    Dez. 2008 bis 11.06.2010
    im Vergleich zum
    mehrjährigen Durchschnitt
    Destillate
    US-Lagerbestände
    Dez. 2008 bis 11.06.2010
    im Vergleich zum
    mehrjährigen Durchschnit
    t


    Die täglichen amerikanischen Rohölimporte gingen um um 0,3 % auf 9,6 Mio. Barrel zurück. Die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien belief sich auf 87,9 %, nach 89,1 % in der Vorwoche.

    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die Kursentwicklung des US-Dollars. der Verlauf an den Aktienmärkten, die Konjunkturaussichten und die Prognosen einer schlimmen Hurrikansaison im Golf von Mexiko sind die Faktoren, die die Kursentwicklung an den Warenterminmärkten dominieren. Dabei sind die Konjunkturaussichten nicht als überragend gut zu werten. Rekord-Lagervorräte in den USA, dem weltweit größten Öl-Verbraucher, finden weiterhin nur untergeordnet Beachtung.

Fazit: Die Angebot-Nachfrage-Situation wird am Markt konsequent ausgeblendet, denn selbst ein geringerer Rohölnachschub infolge der Hurrikansaison wird kaum dazu führen, daß das schwarze Gold in kurzer Zeit knapp wird.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte der Rohöl-Markt seinen allmählichen Aufwärtstrend fortsetzen - trotz krasser Überproduktion.

 
 
 

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