Börse am Vortag: Gegenläufige Signale

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 21.05.2010


Unsicherheit, so heßit der aktuell dominierende Marktfaktor. Unsicherheit am Devisenmarkt, Unsicherheit hinsichtlicher der globalen Konjunkturerholung, Unsicherheit über strengere Regeln für den Kapitalmarkt. Doch bei Agrarrohstoffen sorgen ein lebhafterer Export und gedämpfte EU-Ernteaussichten für stabile Preistrends.

Devisen
Die "EU-Schulden-Krise" hatte dem Euro am Wochenanfang dramatische Kursverluste beschert. Am Dienstag war die Gemeinschaftswährung zeitweise bis auf nur noch 1,2146 Dollar gefallen. Dies war der niedrigste Stand seit Anfang 2006. Seitdem konnte sich der Euro leicht erholen. Gestern erholte sich der Euro-Referenzkurs der Europäischen Zentralbank (EZB) leicht auf 1,2334 US-Dollar. Im heutigen Vormittagshandel legt der Euro deutlich zu. Angeblich sollen große Kauforder und Gerüchte über eine Notenbankintervention für Kursauftrieb sorgen.

In den USA hat in der vergangenen Nacht der US-Senat den Gesetzentwurf für eine umfassende Reform des Finanzsektors in den USA gebilligt. Diese soll die Branche einer schärferen Regulierung und größerer Transparenz unterwerfen. Mit dem Gesetz soll eine Wiederholung der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 vermieden werden.

Energie
Am Rohölmarkt haben die Kurse ihre Talfahrt fortgeführt. Damit ist Öl auf den tiefsten Stand seit Anfang September 2009 gefallen. Die nach wie vor steigenden US-Rohöllagerbestände setzen den Ölpreis weiter unter Druck. Negativ wirken auch neue Zahlen aus den USA: Ein Sammelindex von Frühindikatoren ist im April überraschend gefallen. Schlechtere Konjunkturdaten in den USA werden auch regelmäßig mit einem schwächeren Bedarf an Rohöl interpertiert.

Ein Barrel (159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Juli kostete am Morgen 70,18 Dollar. Das waren rund 0,60 Dollar weniger als am Vortag. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde heute morgen um die 71,40 Dollar- Marke gehandelt und damit rund 0,50 Dollar unter dem Vortagsschluß.

Agrarrohstoffe
Die "bullische" Mai-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums rückt angesichts der Turbulenzen an den Aktien und Deviesenmärkten in den Hintergrund. Weizen ujnd Mais konnten an den Terminbörsen in der alten wie auch in der neuen Welt ihre Kursgewinne ausbauen. Auch die Sojabohnen und Sojaschrotpreise notierten an den transaltlantischen Börsen im Plus, jedoch ohne daß es echte Hausse-Impulse gäbe.Dagegen gerieten die Rapssaatenkurse angesichts der Talfahrt der Rohölkurse ins Minus.

Paris-Weizen notierte den August-Termin mit 136,50 Euro/t um +1,00 Euro höherals am Vortag. Spätere Termine zogen bis zu +1,25 Euro/t nach. Paris-Raps verbuchte Notizverluste. Der August-Termin gab um -2,75 Euro auf 301,50 Euro/t nach. Der November-Termin rutschte sogar um -4,00 Euro auf 305,75 Euro/t ab. Paris-Mais stand zwar mit 150,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +0,75 Euro im Plus. Der August-Termin schlossen +2,50 Euro höher als am Vortag. Der neue Braugersten-Future wurde für die November-Fälligkeit mit 161,50 Euro/t und damit +1,50 Euro höher als am Vortag notiert.

 

Ausblick
Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß der Drittlands-Export von EU-Getreide von der Euro-Schwäche weiter profitieren kann. Daß nicht nur deutscher Weizen über den Export abfließt, sondern auch französische Ware am Weltmarkt Absatz findet, schlägt sich in einer Belebung des Handels und einem allmählichen Aufwärtstrend der Preise nieder. Am Kassamarkt profitieren derzeit allerdings zunächst Regionen mit See- und Binnenhafenstandorten.

Die international flotte Mais-Nachfrage, der "China-Faktor" und die höhere Nachfrage aus Südeuropa dürften nach meiner persönlichen Einschätzung für weitere Preisaufschläge an den Terminbörsen wie auch am Kassamarkt sorgen.

Auf die Rapssaatenmärkte wirken derzeit wichtige Marktfaktoren mit gegensätzlicher Wirkung. Während der Energiesektor deutliche Baisse-Trends setzt, sorgen schwächere Ernteaussichten für West- und Osteuropa für Hausse-Signale. Nach meiner Einschätzung dürfte der Kursrückgang am Rohölmarkt zunächst weiter für Preisdruck sorgen, so daß latenter Preisdruck auch die Märkte für energieorientierte Agrarrohstoffe belasten dürfte. Schwächere Ernteaussichten und die real existierende Beimischungspflicht sollten dennoch die Kursverluste begrenzen.

Ich erwarte, daß der Euro-Kurs vorerst recht wackelig bleibt, denn Unsicherheit bestimmt angesichts der Schuldenkrise in der Eurozone vorerst noch die Devisenmärkte.

 
 
 


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