Ölsaaten: Frühlingserwachen am Rapssaaten-Markt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.05.2010


Rapssaat setzt seinen Aufwärtstrend fort. Hohe Rohölpreise, marktwirksame Auswinterungen in Osteuropa und eine stärker wachsende Nachfrage sorgen für Preisauftrieb.

Marktlage
Prompt lieferbare Rapssaat ist weiterhin gesucht. Doch inzwischen bestimmt die demnächst anstehende Ernte 2010 das Marktgeschehen. Weitgehend durchgehandelt ist das Rapsangebot aus der Ernte 2009. Nicht nur die Ernte 2009 kann weitere Preisaufschläge erzielen, auch die Ernte 2010 wird zu allmählich steigenden Preisen gehandelt.

Die weiterhin hohen Preise für Rohöl und andere Energieträger wie auch die erwarteten Ernteeinbußen in Osteuropa zur nächsten Ernte lassen die Rapspreise langsam und allmählich nach oben klettern. Das Interesse an Termingeschäften zur Lieferung ex Ernte wächst auf Käufer- wie auch auf Verkäuferseite.

Das Rohöl-Roulette an den internationalen Terminbörsen (siehe auch Artikel "Energie: Rohöl trotz steigender Lagerbestände teuer") sorgte gestern im Laufe des Tages zunächst für Kursverluste an der europäischen Warenterminbörse MATIF, Paris . Am Nachmittag drehte der Handel dann ins Plus, so daß der August-Termin letztendlich mit 306,25 Euro/t bzw. +3,25 Euro zu Vortag notiert wurde.

Auch an der Warenterminbörse ICE-Kanada, Winnipeg zogen die Kurse für den Erntetermin November ebenfalls um umgerechnet 3,26 Euro/t auf 295,78 Euro an.

Aktuell stehen heute die Rapssaatenkurse an den Warenterminbörsen weiter im Plus, nachdem es auch am Ölmarkt wieder aufwärts geht.

 

Fakten

  • Welt: Niedrigere Ernte - hohe Lagerbestände
    Mit 59,3 Mio.t konnte die letztjährige Rekordernte die hohe 2008/09er Ernte noch einmal toppen. Da jedoch auch der globale Verbrauch weiter anstieg, wuchsen die Welt-Lagerbestände mit 6,7 Mio.t nur geringfügig an. Das geht aus den aktuellen Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums zur weltweiten Versorgungslage am Rapssaatenmarkt hervor.

    Für 2010/11 ist eine weltweit etwas kleinere Rapsernte zu erwarten. Daher die Lagervorräte bereits in der nächsten Saison wieder deutlich abschmelzen.

    Wichtige Exportländer wie Australien und Kanada erwarten größere Produktionsmengen als im Vorjahr. In Australien ist jedoch noch unklar, inwieweit Trockenheit den Anbau beeinträchtigen wird. Für die Ukraine, Weißrußland und Rußland wird eine deutlich geringere Ernte als im Vorjahr erwartet. Große Produzenten wie China oder Indien, deren Produktion im Inland verbraucht wird, haben die Produktion zwar ausgeweitet, doch die Wachstumsbedingungen entwickeln sich derzeit in mehreren Regionen ungünstig.

    Hausse-Tendenz

 

  • EU: Niedrigere Ernte-Progosen
    Aktuelle Prognosen verschiedener Branchenverbände bestätigen die niedrigeren Ernteerwartungen für die EU. Die Ernteschätzungen liegen rund 2,5 bis 3 % unter dem Vorjahresergebnis. Coceral, der Europäische Dachverband des Getreidehandels schätzt die EU-Rapsernte auf 20,8 Mio.t in der EU-27, nachdem im Vorjahr mit 21,3 Mio.t eine Rekordernte eingefahren wurde.


    Hausse-Tendenz

 

  • Osteuropa: Hohe Auswinterungsschäden
    In der Ukraine sind nach den neuesten Angaben des Landwirtschaftsministeriums in Kiew 35,3 % der Winterrapsflächen ausgewintert. Nachsaaten sind nur auf rund 34 % der ausgewinterten Fläche geplant, so daß für die Ukraine eine deutlich niedrigeren Rapsernte zu erwarten ist.

    Auch in Weißrußland dürfte die Ernte infolge von Auswinterungen deutlich geringer ausfallen. Eine Neuaussaat ist auf 27 % der im Herbstaussaatfläche vorgesehen.
    Auch aus Polen wird von regional starken Schädigungen der Rapsbestände berichtet.

    Nachdem die EU in den letzten Jahren einen großen Teil ihres Fehlbedarfs vor allen durch Importe aus der Ukraine, aber auch aus Weißrußland, Kasachstan und Rußland decken konnte, dürfte das osteuropäische Angebot aus der Ernte 2010 deutlich schwächer ausfallen.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Nur noch mit Aufgeldern mobilisierbare Rapsmengen aus der Ernte 2009 und die deutlich niedrigeren Ernteerwartungen in Osteuropa sorgen im Zusammenspiel mit hohen Energiepreisen für steigende Preise am Rapssaatenmarkt. Mit 280 bis 290 Euro/t netto ex Ernte franko Landhandelslager konnten die Preise weiter leicht anziehen. Streckengeschäfte erzielen entsprechende Zuschläge.

Die erwartete knappere Versorgungslage dürfte bei den Rapspreisen nach meiner persönlichen Einschätzung - trotz der noch immer hohen Lagerbestände - für weitere Preisaufschläge sorgen, sofern die Ölpreise weiter steigen.

Doch Vorsicht: Neben den niedrigeren Ernteaussichten und dem wachsenden Verbrauch bleiben vor allem der Rohölpreis, der US-Dollarkurs und die lebhafte Nachfrage nach pflanzlichen Ölen die zentralen Preisfaktoren. Ich gehe davon aus, daß die Rohölpreise vorerst wechselhaft bleiben. Daher sind in den kommenden Wochen durchaus "Wechselbäder" zu erwarten.

 
 
 
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