Energie: Rohöl trotz steigender Lagerbestände teuer

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.05.2010


Die neuen Rekord-Lagerbestandszahlen in den USA und die aktuelle Dollarstärke ließen die Rohölpreise kurzzeitig regelrecht abstürzen. Doch inzwischen klettern die internationalen Ölpreise wieder nach oben.

Marktlage
Kursrückgänge kennzeichneten gestern den Rohölmarkt. Ein stärkerer US-Dollar, fallende Aktienmärkte und steigende Lagervorräte in den USA brachten Öl zeitweilig erheblich unter Druck.

Nachdem das US-Energieministerium gestern nachmittag seine neuen Bestandszahlen zum amerikanischen Markt bekanntgegeben hatte, brach der Preis der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Juni-Auslieferung auf unter 80 Dollar je Barrel (159 Liter) ein. Am frühen Morgen des heutigen Tages unterschritt WTI-Öl die 79 Dollar-Marke.

Inzwischen geht es bei den Kursen an den Terminbörsen wieder aufwärts. Während WTI-Rohöl bereits wieder auf 80 Dollar zusteuert, hat Brent-Nordseeöl die 82 Dollar-Marke bereits wieder überschritten.

Steigende US-Lagerbestände und Preisrückgänge bei Rohöl zeigen, daß die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko derzeit wohl zu keinen akuten Versorgungsproblemen führt.

 

Fakten

  • Welt: US-Lagerbestände weiter auf Rekordniveau

    Nach den Statistiken des US-Energieministeriums erhöhten sich die amerikanischen Lagerbestände an Rohöl in der Woche zum 30. April um 2,8 Mio. Barrel auf 360,6 Mio. Barrel. Die Lagerbestände an Mitteldestillaten wie Diesel und leichtem Heizöl nahmen ebenfalls leicht um 0,6 Mio. Barrel auf 152,4 Mio. Barrel zu, liegen damit ebenfalls auf Rekordniveau.

    Rohöl
    US-Lagerbestände
    Dez. 2008 bis 30.04.2010
    im Vergleich zum
    mehrjährigen Durchschnitt
    Destillate
    US-Lagerbestände
    Dez. 2008 bis 30.04.2010
    im Vergleich zum
    mehrjährigen Durchschnit
    t


    Die täglichen amerikanischen Rohölimporte stiegen um um 1,0 % auf 9,5 Mio. Barrel an. Die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien belief sich auf 87,5 %, nach 86,2 % in der Vorwoche.

    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die Kursentwicklung des US-Dollars. der Verlauf an den Aktienmärkten und die Konjunkturaussichten sind die Faktoren, die die weitere Ölpreis-Entwicklung dominieren werden. Die hohen und zuletzt sogar weiter gestiegenen Lagervorräte in den USA, dem weltweit größten Öl-Verbraucher, finden weiterhin nur untergeordnet Beachtung.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte der Rohöl-Markt seinen allmählichen Aufwärtstrend fortsetzen - trotz krasser Überproduktion und trotz der neuen Dollar-Stärke. Der Dollar gewinnt derzeit nur deshalb an Stärke, da massiv gegen den Euro gewettet wird. Nicht die Angebots-Nachfrage-Situaton gibt die Kursrichtung vor, sondern der Wetteinsatz der Finanzjongleure.

Damit verschärft sich das Risiko krasser Kursschwankungen, sobald sich am Finanzmarkt die Anlagestrategien ändern.

 
 
 

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