Energie: Rohöl im Höhenrausch

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.10.2009


Gesunkene US-Benzinlagerbestände haben den US-Ölpreis gestern nach Bekanntgabe der neuen Zahlen wieder über die Marke von 80 Dollar getrieben. Damit ist Rohöl so teuer, wie zuletzt vor einem Jahr.

Marktlage
Zunächst hatte der Rohölpreis gestern denn Rückwärtsgang eingelegt. Der Markt wartete auf die Bekanntgabe der neuen Daten des amerikanischen Energieministeriums zum Entwicklung der US-Lagerbestände. Befürchtungen, daß die Bestände erneut deutlich angestiegen sein könnten, brachten die Kurse auf Talfahrt.

Die dann veröffentlichten Bestandszahlen lagen jedoch im Rahmmen der Erwartungen, so daß sich die Rohölkurse sehr schnell stabilisierten und im Nachmittagshandel erneut kräftig in die Höhe schnellten. Ein Faß (159 L) der US-Sorte WTI zur Auslieferung im Dezember kostete zeitweilig bis zu 82 Dollar, die Nordsee-Rohöl der Sorte Brent lag darunter. Anfang des Monats hatte das WTI-Öl erst 70 Dollar je Faß gekostet.

Gesunkene US-Benzinlagerbestände und der anhaltende Schwächetrend des US-Dollars waren für den erneuten Preisauftrieb verantwortlich.

 

 

Fakten

  • Welt: US-Lagerbestände sind randvoll

    Nach den Statistiken des US-Energieministeriums verringerten sich die amerikanischen Lagerbestände an Mitteldestillaten wie Diesel und leichtes Heizöl in der Woche zum 16. Oktober um 0,8 Mio Fässer auf 169,888 Mio. Fässer. Dagegen stiegen die Rohöllagerbestände um 1,3 Mio. Fässer auf 339,072 Mio. Fässer. Die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien belief sich auf 81,1 %, nach 80,9 % in der Vorwoche.

    Rohöl
    US-Lagerbestände
    2008-16.10.2009
    im Vergleich zum
    mehrjährigen Durchschnitt
    Destillate
    US-Lagerbestände
    2008-16.10.2009
    im Vergleich zum
    mehrjährigen Durchschnit
    t

Prognose
Weltweite Lagerbestände auf Rekordniveau, eine konjunkturbeding derzeit noch schwache Nachfrage und ein Rohölpreis der sich offenbar im Höhenrausch befindet.

Ungeachtet randvoller Lagerbestände wird weiter munter auf Hausse spekuliert. Mit beeindruckender Realitätsferne wird nur den Hausse-Faktoren Beachtung geschenkt: Meldungen über bessere Konjunkturtrends, die Erwartung eines kalten Winters oder begrenzte Förderkapazitäten.

Ein überzogener Konjunkturoptimismus steht in Mißverhältnis zu der realen Angebot-Nachfrage-Situation. Der Markt ist inzwischen nach meiner persönlichen Einschätzung überhitzt. Damit besteht das Risiko einer deutlichen Kurskorrektur, sobald negative Informationen die Stimmung am Markt trüben.

 
 
 

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