Weizen: Ende der Talfahrt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.10.2009


Noch warten die Weizen-Verkäufer auf steigende Preise. Zwar konnten die Warenterminbörsen zuletzt leichte Kursgewinne verbuchen, doch für eine echte Trendwende - auch am Kassamarkt - fehlen preistreibende fundamentale Daten.

Marktlage
Um mehr als 20 % sind die Weizenpreise am Kassamarkt seit der Ernte abgestürzt. Inzwischen ist die Talfahrt allerdimngs zum Stillstand gekommen.

Vor dem Hintergrund eines sehr ruhigen Geschäftsverlaufs kann sich das Preisniveau leicht stabilisieren. Aufgrund der niedrigen Preise bleibt das Angebot aus der Landwirtschaft gering, doch auch die Nachfrage der Futtermittelwerke und Mühlen bleibt weiterhin schwach. In den Wochen vor dem Erntetermin und während der Erntezeit haben sich die Verarbeiter umfangreich bevorratet und signalisieren kaum Interesse an prompter Ware.

Hinzu kommt, daß die Niedrigwasser-Situation der Binnenwasserstraßen in den letzten Wochen weiter verschäft hat. Auf vielen Bundeswasserstraßen ist die Schifffahrt mittlerweile in weiten Streckenabschnitten eingeschränkt. Nach regional ergiebigen Niederschlägen haben sich lediglich die Wasserstände im Osten Deutschlands abschnittweise leicht erholt. Der Schiffsverkehr wird durch das Niedrigwasser zunehmend erschwert. Durch die geringere Fahrrinnentiefe müssen Beladung und Fahrgeschwindigkeit der Schiffe stark verringert werden, so daß Kleinwasserzuschläge den Warentransport verteuern.

Die vergleichsweise schwache Exportnachfrage kann den Markt erst allmählich entlasten, zumal Weizen mit niedrigen Proteinwerten mit preisgünstigen Angeboten aus Rußland und der Ukraine konkurriert.

Dagegen bestehen für proteinreiche Weizenpartien in den nächsten Wochen durchaus gute Vermarktungsaussichten. Die Kurse an dem europäischen Warenterminmarkt MATIF, Paris reagieren inzwischen auf günstigere Exportaussichten für Backqualitäten mit einer Stabilisierung der Kurse, - obwohl der Preisdruck, der insbesondere vom amerikanischen Markt kommt, die Preisentwicklung weiterhin negativ beeinflußt.

 

Prognose
Die Versorgungsbilanzen des Internationalen Getreiderates haben am Markt für weitere Ernüchterung gesorgt. Die am kommenden Freitag erwarteten neuen Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums dürften die komfortable globale Versorgungslage lediglich bestätigen.

Der EU-Export bleibt zwar hinter den Mengen der Vorsaison zurück, dennoch dürfte er den Markt in den kommenden Wochen wirksam entlasten. Der Irak, Jordanien, Marokko und Bangladesh sind derzeit als größere Käufer am internationalen Markt.

Ich erwarte, daß sich der Markt in der nächsten Zeit zunehmend stabilisieren wird, doch für Futterweizenqualitäten besteht derzeit nur ein äußerst bescheidener Spielraum für eine Preiserholung.

Für gute Back- und Aufmischqualitäten stellen sich die Marktaussichten nach meiner persönlichen Einschätzung deutlich positiver dar. In den kommenden Wochen dürfte der Markt für proteinreichen Weizen nach meiner Erwartung ins Plus drehen. Dennoch erwarte ich eine echte Trendwende erst Mitte Januar kommenden Jahres. Dann dürfte die inländische wie auch die Export-Nachfrage nach guten EU-Backqualitäten wieder größer ausfallen.

Doch Vorsicht! Bei der Verkaufsplanung sollte man nicht aus den Augen verlieren, daß hochwertige Backqualitäten zwar knapp, aber doch in ausreichender Menge zur Verfügung stehen dürften. Verteilte Vermarktungszeiträume bedeuten auch verteilte Vermarktungsrisiken. Setzten Sie daher nicht alles auf eine Karte.

 
 
 
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