Nichts wirklich Neues brachte die Februar-Prognose
des US-Landwirtschaftsministeriums zur Versorgungssituation
bei Weizen. Eine Rücknahme der Produktion war
infolge der negativen Wetterentwicklung und Ernteaussichten
in wichtigen Anbauregionen bereits erwartet worden.
Dennoch hellt sich die Stimmung auf: Der Preisabstand
zwischen den Warenterminkursen und den Kassamarktpreisen
dürften jetzt wieder schrumpfen.
Marktlage
Die Preise an den Getreidemärkten
zogen sich in den letzten Tagen weiter an. Das wachsende
Kaufinteresse trifft auf ein begrenztes Angebot, da
viele Verkäufer zunächst die Preisentwicklung
abwarten.
Vor allem einwandfreie Back- und
Aufmischqualitäten werden gut nachgefragt, da
der Drittlands-Export für EU-Herkünfte flott
läuft. Futter-Qualitäten profitieren von
dieser festeren Preisentwicklung. Vor allem an den
Exportstandorten in Norddeutschland, aber auch an
den Binnenwasserstraßen führte die höhere
Nachfrage zu Preisaufschlägen.
EU-Weizen profitiert
von der wachssenden Nachfrage großer Importländer
am Weltmarkt. EU-Herkünfte sind derzeit gefragt,
nachdem Ware aus der Ukraine oftmals
qualitätsbedingt den Vorstellungen der Käufer
nicht entspricht. Russischer Weizen
wird aktuell am internationalen Markt aufgrund von
logistischen Problemen kaum angeboten.
Auffällig ist, daß der
Abstand zwischen dem Kurs an der Warenterminbörse MATIF, Paris
und dem Erzeugerpreis
in den letzten Wochen immer größer geworden
ist. Der Preisabstand ist als deutliches Signal dafür
zu werten, daß das aktuell am Kassamarkt noch
hohe Angebot die Preise am Realmarkt noch stärker
steuert, als die globale Einschätzung der mittelfristigen
Versorgungslage.
Fakten
-
Welt:
Rekordernte 2008/09
Die globale Weizen-Ernte 2008/09 wurde von den
Analysten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums
am 10.02.2009 erneut nach unten korrigiert. Mit
682,8 Mio.t wird die Welt-Weizenernte zwar
rund 12 % höher als die Vorjahrsernte
eingeschätzt. Da man zudem mit einem stärker
wachsenden Verbrauch rechnet, wird der Anstieg
der weltweiten Lagervorräte jetzt niedriger
als in der Januar-Prognose eingeschätzt.
in
Mio. t |
Produktion |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt- exporteure |
2003/04 |
491 |
556 |
117 |
33 |
2004/05 |
629 |
610 |
151 |
73 |
2005/06 |
622 |
624 |
148 |
59 |
2006/07 |
596 |
617 |
127 |
38 |
2007/08 |
611 |
618 |
120 |
29 |
2008/09
Prognose vom: |
27.11.2008 |
682 |
657 |
145 |
43 |
27.11.2008 |
684 |
656 |
147 |
45 |
29.01.2009 |
687 |
648 |
155 |
46 |
11.02.2009 |
683 |
652 |
150 |
48 |
Hauptexporteure:
Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Der seit Jahren kontinuierliche steigende Verbauch
hat im letzten Jahr die Weizen-Bestände auf
das niedrigste Niveau seit 26 Jahren schrumpfen
lassen. Betrachtet man jedoch die Entwicklung der
Lagerbestände bezogen auf die rasant wachsende
Weltbevölkerung, stellt sich die Situation
etwas anders dar. Ende der 90er Jahre lagen noch
– rein rechnerisch betrachtet – rund 35 kg
Weizen je Kopf in den Lägern. Am Ende dieser
Saison sind es – trotz der Rekordernte –
lediglich 22 kg, sowenig wie zuletzt
in den 70er Jahren.
Leichtes Hausse-Signal
Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung
dürfte Weizen am Kassamarkt in den kommenden
Wochen stärker ins Plus drehen, sofern die Finanz-
und Konjunkturkrise die Märkte nicht zu stark
beeinträchtigen. Bereits in den letzten Wochen
war die Trendwende erkennbar. Der Preisabstand zwischen
die Warenterminkursen und den Kassamarktpreisen dürfte
in den kommenden Tagen weiter schrumpfen.
Die Nachfrage der Importeure am Weltmarkt
wächst, nachdem sich die Preise an den internationalen
Märkten bis gestern verteuerten und die Seefrachtraten
weiter spürbar anziehen. Die traditionellen Importländer
haben zunehmendes Kaufinteresse an EU-Herkünften.
Preisaufschläge lassen sich vor allen in Regionen
mit Nähe zu den See- oder Binnenhafenstandorten
erzielen.
Damit dürfte sich auch das Interesse
der Handelsunternehmen vor Ort wie auch der Bedarf
der Verarbeiter lebhafter entwickeln und für
stabiliere Verhältnisse am Kassamarkt sorgen.
Ich erwarte allerdings, daß stärkere Preisanstiege
vorerst durch das noch zum Verkauf stehende große
Angebot in den Lägern der Landwirte und der Handelsunternehmen
gebremst werden.