Weizen: Nichts wirklich Neues

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.02.2009


Nichts wirklich Neues brachte die Februar-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums zur Versorgungssituation bei Weizen. Eine Rücknahme der Produktion war infolge der negativen Wetterentwicklung und Ernteaussichten in wichtigen Anbauregionen bereits erwartet worden. Dennoch hellt sich die Stimmung auf: Der Preisabstand zwischen den Warenterminkursen und den Kassamarktpreisen dürften jetzt wieder schrumpfen.

Marktlage
Die Preise an den Getreidemärkten zogen sich in den letzten Tagen weiter an. Das wachsende Kaufinteresse trifft auf ein begrenztes Angebot, da viele Verkäufer zunächst die Preisentwicklung abwarten.

Vor allem einwandfreie Back- und Aufmischqualitäten werden gut nachgefragt, da der Drittlands-Export für EU-Herkünfte flott läuft. Futter-Qualitäten profitieren von dieser festeren Preisentwicklung. Vor allem an den Exportstandorten in Norddeutschland, aber auch an den Binnenwasserstraßen führte die höhere Nachfrage zu Preisaufschlägen.

EU-Weizen profitiert von der wachssenden Nachfrage großer Importländer am Weltmarkt. EU-Herkünfte sind derzeit gefragt, nachdem Ware aus der Ukraine oftmals qualitätsbedingt den Vorstellungen der Käufer nicht entspricht. Russischer Weizen wird aktuell am internationalen Markt aufgrund von logistischen Problemen kaum angeboten.

Auffällig ist, daß der Abstand zwischen dem Kurs an der Warenterminbörse MATIF, Paris und dem Erzeugerpreis in den letzten Wochen immer größer geworden ist. Der Preisabstand ist als deutliches Signal dafür zu werten, daß das aktuell am Kassamarkt noch hohe Angebot die Preise am Realmarkt noch stärker steuert, als die globale Einschätzung der mittelfristigen Versorgungslage.

 

Fakten

  • Welt: Rekordernte 2008/09
    Die globale Weizen-Ernte 2008/09 wurde von den Analysten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums am 10.02.2009 erneut nach unten korrigiert. Mit 682,8 Mio.t wird die Welt-Weizenernte zwar rund 12 % höher als die Vorjahrsernte eingeschätzt. Da man zudem mit einem stärker wachsenden Verbrauch rechnet, wird der Anstieg der weltweiten Lagervorräte jetzt niedriger als in der Januar-Prognose eingeschätzt.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    Haupt- exporteure
    2003/04
    491
    556
    117
    33
    2004/05
    629
    610
    151
    73
    2005/06
    622
    624
    148
    59
    2006/07
    596
    617
    127
    38
    2007/08
    611
    618
    120
    29
    2008/09 Prognose vom:
    27.11.2008
    682
    657
    145
    43
    27.11.2008
    684
    656
    147
    45
    29.01.2009
    687
    648
    155
    46
    11.02.2009
    683
    652
    150
    48

    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: USDA


    Der seit Jahren kontinuierliche steigende Verbauch hat im letzten Jahr die Weizen-Bestände auf das niedrigste Niveau seit 26 Jahren schrumpfen lassen. Betrachtet man jedoch die Entwicklung der Lagerbestände bezogen auf die rasant wachsende Weltbevölkerung, stellt sich die Situation etwas anders dar. Ende der 90er Jahre lagen noch – rein rechnerisch betrachtet – rund 35 kg Weizen je Kopf in den Lägern. Am Ende dieser Saison sind es – trotz der Rekordernte – lediglich 22 kg, sowenig wie zuletzt in den 70er Jahren.

    Leichtes Hausse-Signal

 

 

Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte Weizen am Kassamarkt in den kommenden Wochen stärker ins Plus drehen, sofern die Finanz- und Konjunkturkrise die Märkte nicht zu stark beeinträchtigen. Bereits in den letzten Wochen war die Trendwende erkennbar. Der Preisabstand zwischen die Warenterminkursen und den Kassamarktpreisen dürfte in den kommenden Tagen weiter schrumpfen.

Die Nachfrage der Importeure am Weltmarkt wächst, nachdem sich die Preise an den internationalen Märkten bis gestern verteuerten und die Seefrachtraten weiter spürbar anziehen. Die traditionellen Importländer haben zunehmendes Kaufinteresse an EU-Herkünften. Preisaufschläge lassen sich vor allen in Regionen mit Nähe zu den See- oder Binnenhafenstandorten erzielen.

Damit dürfte sich auch das Interesse der Handelsunternehmen vor Ort wie auch der Bedarf der Verarbeiter lebhafter entwickeln und für stabiliere Verhältnisse am Kassamarkt sorgen. Ich erwarte allerdings, daß stärkere Preisanstiege vorerst durch das noch zum Verkauf stehende große Angebot in den Lägern der Landwirte und der Handelsunternehmen gebremst werden.

 
 
 
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