Eine allmähliche Nachfragebelebung bringt dem
Weizenmarkt eine leichte Preiserholung. Das wieder
erwachende Kaufinteresse der Verarbeiter und ein flotter
laufender Drittlandsexport sorgen für eine bescheidene
Trendwende nach oben.
Marktlage
Eine wachsende Importnachfrage wichtiger
Importländer, ein wieder schwächerer Dollar,
festere Rohölkurse und die Befürchtung von
dürrebedingten Ernteeinbußen in Südamerika,
USA und China haben zuletzt für steigende Kurse
am Weizenmarkt gesorgt.
An den Warenterminmärkten
können sich die Kurse kontinuierlich leicht verbessern.
Zwar laufen die Notierung zeitweilig wieder rückwärts,
doch der nach oben gerichtete Trend bleibt seit Jahresanfang
ungebrochen.
Bisher fiel der Preisanstieg am Kassamarkt
allerdings deutlich schwächer aus als an den
Warenterminmärkten. Ende 2008 war der Erzeugerpreis
auf den niedrigsten Stand seit September 2006 gefallen.
Seitdem konnten sich die Kurse wieder um rund 6 %
verbessern.
Seit Mitte letzter Woche
ist es wieder einmal die Kursentwicklung
des US-Dollars,
die die Notierungen an den Warenterminmärkten
und damit auch an den Kassamärkten unter Druck
bringt. Seit Jahresanfang konnte der Dollar gegenüber
dem Euro um rund 11 % zulegen. Spekulationen,
daß der Dollarkurs weiter steigen könnte,
belasten den Markt.
Fakten
-
Welt:
Rekordernte 2008/09
Die Weizen-Ernte 2008/09 wurde von den Analysten
des Internationalen Getreiderates zuletzt
erneut nach oben korrigiert. Mit 687 Mio.t wird
die Welt-Weizenernte rund 13 % höher
als die Vorjahrsernte eingeschätzt. Trotz
eines wachsenden Verbrauchs werden die weltweiten
Lagervorräte jetzt rund ein Drittel höher
als in der Vorsaison eingeschätzt.
in
Mio. t |
Produktion |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt-
exporteure |
2004/05 |
628 |
615 |
139 |
56 |
2005/06 |
621 |
625 |
135 |
55 |
2006/07 |
598 |
611 |
122 |
39 |
2007/08 |
609 |
615 |
117 |
28 |
2008/09
Prognose vom: |
27.11.2008 |
683 |
650 |
150 |
44 |
29.01.2009 |
687 |
648 |
155 |
48 |
Hauptexporteure:
Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: IGC |
Im vergangenen Jahr hatten die Rekord-Preise zu
einer verstärkten Ausdehnung der bestellten
und abgeernteten Fläche geführt. Gleichzeitig
nahm der durchschnittliche Flächenertrag zu.
Dennoch fällt die Bilanz am Weizen- wie am
gesamten Getreidemarkt relativ eng aus.
Der seit Jahren kontinuierliche steigende Verbauch
hat im letzten Jahr die Weizen-Bestände auf
das niedrigste Niveau seit 26 Jahren schrumpfen
lassen. Betrachtet man jedoch die Entwicklung
der Lagerbestände bezogen auf die rasant
wachsende Weltbevölkerung, stellt sich die
Situation etwas anders dar. Ende der 90er Jahre
lagen noch – rein rechnerisch betrachtet –
rund 35 kg Weizen je Kopf in den Lägern.
Am Ende dieser Saison sind es – trotz der
Rekordernte – lediglich 22 kg, sowenig
wie zuletzt in den 70er Jahren.
Leichtes Hausse-Signal
-
Welt:
Niedrigere Ernte 2009/10 erwartet
Infolge der weltweit hohen Produktionskosten (Dünger,
Energie ...) bei gleichzeitig stark abgesackten
Weizenpreisen haben die Landwirte weltweit die
Anbau-Intensität zur nächsten Ernte
gedrosselt. Erste Prognosen gehen davon aus, daß
die globale Weizen-Anbaufläche rund 1 %
kleiner ausfällt als 2008/09. Während
sich die Wachstumsbedingungn für die Winterungen
auf der Nordhalbkugel bisher insgesamt günstig
entwickelt haben, wird in anderen Anbauregionen
(Argentinien, China, USA ...) infolge anhaltender
Trockenheit mit niedrigeren Ernten gerechnet.
Erste - allerdings noch sehr unsichere -
Analysen gehen derzeit von einer um 5 bis 6 %
niedrigeren Welt-Ernte 2009/10 aus.
Hausse-Signal, sofern
sich die niedrigen Ernteerwartungn bestätigen
-
Export:
Der Handel kommt zunehmend in Schwung
Die Nachfrage der Importländer fällt
wieder lebhafter aus. Ägypten (weltgrößter
Importeur), Pakistan, Iran, Japan oder die Philippinen
traten zuletzt verstärkt als Käufer
am internationalen Markt auf. Da Ägypten
beabsichtigt, seine Weizenimporte aus der Ukraine
stoppen, steigt die Nachfrage nach EU-Ware stärker
an. Argentinien, einer der Hauptexporteure am
Weltmarkt, will seine Weizenexporte aufgrund der
erwarteten Ernteeinbußen gegrenzen.
Hausse-Signal
Prognose
Der Weizenmarkt wird derzeit vor allem
durch die Marktfaktoren "US-Dollar" und
"Wetter" gesteuert.
Nach meiner persönlichen Einschätzung
ist in den kommenden Tagen mit einer wachsenden Nachfrage
der Importeure am Weltmarkt zu rechnen, nachdem die
Kurse in den letzten Tagen schwächer notierten
und die Seefrachtraten wieder spürbar anziehen.
Damit dürfte sich auch das Interesse
der Handelsunternehmen vor Ort wie auch der Bedarf
der Verarbeiter lebhafter entwickeln und für
stabiliere Verhältnisse am Kassamarkt sorgen.
Ich erwarte allerdings, daß stärkere Preisanstiege
vorerst durch das noch zum Verkauf stehende große
Angebot in den Lägern derLandwirte und der Handelsunternehmen
gebremst werden.
Weitere Einschätzungen entnehmen
Sie bitte dem Beitrag "Weizen: Bodenbildung bei den Kursen"
vom 27.11.2008.