Weizenmarkt - Wettermarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.02.2009


Eine allmähliche Nachfragebelebung bringt dem Weizenmarkt eine leichte Preiserholung. Das wieder erwachende Kaufinteresse der Verarbeiter und ein flotter laufender Drittlandsexport sorgen für eine bescheidene Trendwende nach oben.

Marktlage
Eine wachsende Importnachfrage wichtiger Importländer, ein wieder schwächerer Dollar, festere Rohölkurse und die Befürchtung von dürrebedingten Ernteeinbußen in Südamerika, USA und China haben zuletzt für steigende Kurse am Weizenmarkt gesorgt.

An den Warenterminmärkten können sich die Kurse kontinuierlich leicht verbessern. Zwar laufen die Notierung zeitweilig wieder rückwärts, doch der nach oben gerichtete Trend bleibt seit Jahresanfang ungebrochen.

Bisher fiel der Preisanstieg am Kassamarkt allerdings deutlich schwächer aus als an den Warenterminmärkten. Ende 2008 war der Erzeugerpreis auf den niedrigsten Stand seit September 2006 gefallen. Seitdem konnten sich die Kurse wieder um rund 6 % verbessern.

Seit Mitte letzter Woche ist es wieder einmal die Kursentwicklung des US-Dollars, die die Notierungen an den Warenterminmärkten und damit auch an den Kassamärkten unter Druck bringt. Seit Jahresanfang konnte der Dollar gegenüber dem Euro um rund 11 % zulegen. Spekulationen, daß der Dollarkurs weiter steigen könnte, belasten den Markt.

 

Fakten

  • Welt: Rekordernte 2008/09
    Die Weizen-Ernte 2008/09 wurde von den Analysten des Internationalen Getreiderates zuletzt erneut nach oben korrigiert. Mit 687 Mio.t wird die Welt-Weizenernte rund 13 % höher als die Vorjahrsernte eingeschätzt. Trotz eines wachsenden Verbrauchs werden die weltweiten Lagervorräte jetzt rund ein Drittel höher als in der Vorsaison eingeschätzt.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    Welt
    Welt
    Haupt-
    exporteure
    2004/05
    628
    615
    139
    56
    2005/06
    621
    625
    135
    55
    2006/07
    598
    611
    122
    39
    2007/08
    609
    615
    117
    28
    2008/09 Prognose vom:
    27.11.2008
    683
    650
    150
    44
    29.01.2009
    687
    648
    155
    48

    Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
    Quelle: IGC


    Im vergangenen Jahr hatten die Rekord-Preise zu einer verstärkten Ausdehnung der bestellten und abgeernteten Fläche geführt. Gleichzeitig nahm der durchschnittliche Flächenertrag zu. Dennoch fällt die Bilanz am Weizen- wie am gesamten Getreidemarkt relativ eng aus.


    Der seit Jahren kontinuierliche steigende Verbauch hat im letzten Jahr die Weizen-Bestände auf das niedrigste Niveau seit 26 Jahren schrumpfen lassen. Betrachtet man jedoch die Entwicklung der Lagerbestände bezogen auf die rasant wachsende Weltbevölkerung, stellt sich die Situation etwas anders dar. Ende der 90er Jahre lagen noch – rein rechnerisch betrachtet – rund 35 kg Weizen je Kopf in den Lägern. Am Ende dieser Saison sind es – trotz der Rekordernte – lediglich 22 kg, sowenig wie zuletzt in den 70er Jahren.

    Leichtes Hausse-Signal

 

  • Welt: Niedrigere Ernte 2009/10 erwartet
    Infolge der weltweit hohen Produktionskosten (Dünger, Energie ...) bei gleichzeitig stark abgesackten Weizenpreisen haben die Landwirte weltweit die Anbau-Intensität zur nächsten Ernte gedrosselt. Erste Prognosen gehen davon aus, daß die globale Weizen-Anbaufläche rund 1 % kleiner ausfällt als 2008/09. Während sich die Wachstumsbedingungn für die Winterungen auf der Nordhalbkugel bisher insgesamt günstig entwickelt haben, wird in anderen Anbauregionen (Argentinien, China, USA ...) infolge anhaltender Trockenheit mit niedrigeren Ernten gerechnet.

    Erste - allerdings noch sehr unsichere - Analysen gehen derzeit von einer um 5 bis 6 % niedrigeren Welt-Ernte 2009/10 aus.

    Hausse-Signal, sofern sich die niedrigen Ernteerwartungn bestätigen

 

  • Export: Der Handel kommt zunehmend in Schwung
    Die Nachfrage der Importländer fällt wieder lebhafter aus. Ägypten (weltgrößter Importeur), Pakistan, Iran, Japan oder die Philippinen traten zuletzt verstärkt als Käufer am internationalen Markt auf. Da Ägypten beabsichtigt, seine Weizenimporte aus der Ukraine stoppen, steigt die Nachfrage nach EU-Ware stärker an. Argentinien, einer der Hauptexporteure am Weltmarkt, will seine Weizenexporte aufgrund der erwarteten Ernteeinbußen gegrenzen.

    Hausse-Signal

 

Prognose
Der Weizenmarkt wird derzeit vor allem durch die Marktfaktoren "US-Dollar" und "Wetter" gesteuert.

Nach meiner persönlichen Einschätzung ist in den kommenden Tagen mit einer wachsenden Nachfrage der Importeure am Weltmarkt zu rechnen, nachdem die Kurse in den letzten Tagen schwächer notierten und die Seefrachtraten wieder spürbar anziehen.

Damit dürfte sich auch das Interesse der Handelsunternehmen vor Ort wie auch der Bedarf der Verarbeiter lebhafter entwickeln und für stabiliere Verhältnisse am Kassamarkt sorgen. Ich erwarte allerdings, daß stärkere Preisanstiege vorerst durch das noch zum Verkauf stehende große Angebot in den Lägern derLandwirte und der Handelsunternehmen gebremst werden.

Weitere Einschätzungen entnehmen Sie bitte dem Beitrag "Weizen: Bodenbildung bei den Kursen" vom 27.11.2008.

 
 
 
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