Energie: Rohöl - Hausse-Signale verpuffen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 15.10.2008


An den Rohöl-Märkten geht es nach dem Zwischenhoch vom gestrigen Tag heute erneut abwärts. Seit Juli befinden sich damit die Preise im freien Fall. Doch an der Tankstelle oder beim Füllen des Heizöltanks ist davon noch wenig zu spüren.

Marktlage
Mitte Juli erreichte das Barrel (159 Liter) Rohöl mit knapp 150 US-Dollar seine vorläufigen Höchstkurse, dann ging es steil bergab. Der Preis für ein Barrel Rohöl aus den Fördergebieten der Organisation Erdöl-exportierender Länder (OPEC) sank am Wochenanfang um 71 US-Cent auf 71,96 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit September 2007.

Nach Bekanntgabe der Rettungsaktionen der G7-Staaten und der europäischen Staatengemeinschaft zogen die Preise gestern an allen wichtigen Röhöl-Börsen wieder leicht an.

Doch heute geraten im Vormittagshandel jedoch wieder unter Druck. Damit befinden sich die November-Kontrakte für US-Öl WTI und Norsee-Öl Brent wieder auf Tuchfühlung mit ihren 11-Monats-Tiefs.

 

Fakten

  • Analysten erwarten Rohöl-Kurse unter 100 Dollar
    Im Sommer dieses Jahres waren beim Rohöl Prognosen von 150 bis 200 Dollar keine Seltenheit. In den letzten vier Wochen sind allerdings ganz andere Kursziele zu hören.

    Nachdem zum Beispiel die Analysten von Goldman Sachs in der Vergangenheit durch ihre besonders optimistischen Preisprognosen von bis zu 200 Dollar aufgefallen waren, sieht man in diesem Hause seit Mitte September die Zukunft offenbar mit neuen Augen. Am 16.09.2008 senkte man das Kursziel um 17 % (!) von 148 Dollar auf 123 Dollar. Damals kostete US-WTI-Öl (November-Termin) noch 91 Dollar. Jetzt wurde die Prognose erneut um weitere 30 % (!) von 123 auf 86 Dollar nach unten revidiert.

    Auch andere Analysten gehen für 2009 von Rohöl-Preisen unterhalb der Marke von 100 Dollar aus.

    Baisse-Tendenz

 

  • Rohöl im Rückwärtsgang
    Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) sind die Wachstumsprognosen so niedrig wie zuletzt vor 15 Jahren. So haben auch Meldungen über eine mögliche Kürzung der Fördermenge durch die OPEC am Markt keine preisstabilisierende Wirkung mehr.

    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Rezessionsängste und der Nachfragerückgang bestimmen inzwischen die Preisentwicklung bei Rohöl. Selbst Meldungen über Fördereinschränkungen der OPEC-Staaten oder Lieferprobleme in Nigeria halten den Fall der Preise kaum auf. Am 18.11.2008 werden die OPEC-Minister zusammenkommen, um über weitere Fördereinschränkungen zu beraten.

Der Baisse-Trend steuert den Markt. Doch die Diesel- und Heizölpreise folgen dem Kursrückgang am Weltmarkt nur in Trippelschritten. Bis Mitte des Jahres haben immer neue Rekordpreise dafür gesorgt, daß die Tanks leergefahren wurden. Jetzt führen die hohe Inlandsnachfrage und voll ausgelastetet Lieferkapazitäten zu längeren Lieferzeiten. Dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folgend bleibt der Preisrückgang deshalb gering - trotz der Baisse-Vorgaben von Weltmarkt.

Nach meiner persönlichen Einschätzung sind in den kommenden Tagen allerdings weitere Preisrücknahmen denkbar. Wer seinen Tank noch nicht zwingend auffüllen muß, sollte die weitere Marktentwicklung täglich (!) verfolgen.

 
 
 

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