Das "Nein" der Kongress-Abgeordneten in
den USA zum 700-Milliarden-Dollar-Rettungsplan für
den US-Finanzsektor löste am Montag eine Schockwelle
an den Märkten aus. Der Absturz an den Aktienmärkten
führte diesmal jedoch nicht zu einer Flucht in
Agrarrohstoffe. Auch Soja, Raps, Mais & Co
mußten herbe Kursverluste verbuchen. Jetzt zeigt
der Preistrend wieder leicht nach oben.
Marktlage
In den letzten Monaten konnte man
sich auf eines verlassen: Sobald es an den
Aktien- und Devisensmärkten abwärts ging,
reagierten die Agrarrohstoffe an den Warenterminbörsen
mit Kursgewinnen. Agrar- und andere Rohstoffe boten
den Investoren einen sicheren Hafen für ihr Geld.
Doch inzwischen ist alles
anders. Wo in vergangenen Monaten noch freies
Geld Renditen erwirtschaften sollte, wird jetzt das
Kapital benötigt, um Finanzlöcher zu stopfen.
Nicht nur, daß daher das Kaufinteresse sehr
viel geringer ausfällt, - am Terminmarkt werden
zudem viele Engagements glattgestellt, um Liquidität
in anderen Bereichen der Finanzbranche zu sichern.
Die Folge: Die
Kurse gehen in den Keller.
Der Grund dafür ist:
Weniger Kaufinteresse bedeutet auch weniger
Nachfrage und Handel, so daß die Kurse seit
Wochen unter Druck geraten sind. Nach dem (vorläufigen)
Scheitern der Milliarden-schweren Rettungsaktion für
den US-Finanzmarkt gerieten die Rohstoffmärkte
zuletzt voll in den Strudel der Finanzkrise.
Auch Agrarrohstoffe wie Mais, der
laut Anbau-Nachfrage-Bilanz eigentlich defizitär
am Weltmarkt verfügbar ist, oder das Koppelprodukt
Ethanol, das von billigen Rohstoffpreisen profitieren
würde, mußten herbe Kurseinbußen
in Kauf nehmen.
Seit dem 30.09.2008 hat die Talfahrt
der Preise zunächst den Boden erreicht und die
Kurse an den Warenterminmärkten
ziehen wieder leicht an.
Prognose
Wie lange die Beruhigungsphase an den Märkten
anhält, ist völlig offen. Derzeit richten
sich die Hoffnungen darauf, daß der US-Kongreß
doch nach des US-Rettungspaket für den Finanzmarkt
genehmigt. Daß die Turbulenzen an den Finanzmärkten
wieder aufflackern, ist nicht ausgeschlossen, so daß
es an den Agrarrohstoffmärkten erneut zu starken
Kursschwankungen kommen könnte.
Ausgehend von der Angebot-Nachfrage-Situation
ist jetzt jedoch mit wieder freundlicheren Marktaussichten
zu rechnen. Der Kursrückgang der letzten Monate
hat - sowohl an den Termin- wie auch an den Kassamärkten -
die Preis-Übertreibungen wieder auf ein Normalniveau
zurückgeführt. Das Verhältnis von Angebot,
Nachfrage und Preis paßt jetzt wieder zusammen.
Das Geschäft zwischen Produzenten,
Handel und Verarbeitern ist weitgehend zu Erliegen
gekommen. Der Handel am realen Kassamarkt dürfte
zunächst weiter auf Sparflamme laufen, da die
Unsicherheit über den künftigen Kursverlauf
nicht ausgeräumt ist. In den nächsten Wochen
ist seitens der Verarbeiter jedoch mit einem größer
werdenden Anschlußbedarf und einem stabileren
Marktverlauf zu rechnen.
Signale für stabile bis leicht
anziehende Preise bestehen aus meiner Sicht vor allem
bei Mais. Der weltweit steigende
Bedarf dürfte die Produktion übersteigen,
so daß die Lagerbestände weiter zurückgehen.
Die wieder anziehenden Rohöl-Preise
sorgen inzwischen bereits wieder für Kursanstiege
bei Rapssaaten.
Sojabohnen haben
weiterhin den Rückwärtsgang eingelegt, nachdem
die Statistik höhere US-Lagerbestände ausweist
als zunächst erwartet. Dennoch fallen die Bestände
deutlich niedriger als im Vorjahr aus, so daß
ich mittelfristig Potential für Preissteigerungen
bei Soja erwarte.
Der Absatz bei Weizen
lahmte, nachdem sich die Exporteure in Erwartung weiterer
Preisrückgänge vom Markt zurückgezogen
hatten. Jetzt kehren die großen Importländer
zurück an den Weltmarkt, so daß auch die
EU-Exporteure auf neue Geschäfte hoffen. Dann
könnte auch wieder Bewegung in unseren heimischen
Markt kommen. Nach der EU-Rekordernte ist es vor allem
die Exportnachfrage, die über die Marktentlastung
und die weiteren Preisaussichten hierzuland entscheidet.