Die Finanzjongleure in den USA bekommen die Finanzkrise
nicht in den Griff. Dennoch: Während der Aktienmarkt
immer weiter abrutscht, stehen die Zeichen an den
Agrarohstoffmärkten seit gestern wieder auf Entspannung.
Marktlage
Seit gestern ist die Talfahrt bei den Weizen-Kursen
an den europäischen und internationalen Warenterminmärkten
zum Stillstand gekommen. Heute ziehen die Kurse erstmals
wieder erkennbar an.
Die Lage an den raelan Kassamärkten
ist allerdings immer noch schwierig. Geschäfte
kommen kaum zustande. Alle Marktbeteiligten sind verunsichert.
Jeder befürchtet zum - aus seiner jeweiligen
Sicht - falschen Termin zu verkaufen. Händler,
Verarbeiter und Im-/Exporteure spekulieren auf weitere
Preisrückgänge und stellen geplante Zukäufe
zurück. Produzenten hoffen auf baldige Preisanstiege
und warten mit Verkäufen ab. Der Handel ist daher
weitgehend zum Erliegen gekommen.
Der seit März anhaltende Kursrückgang
hatte die Kurse zuletzt auf den tiefsten Stand seit
15 Monaten fallen lassen. Am internationalen
Markt rutschten die Kurse auf ein 1-Jahres-Tief.
Während am dritten Tag in Folfe
der Aktienmarkt auf immer neue Tiefststände abrutscht
und die Zentralbanken immer neues Geld in den Markt
pumpen, flüchten viele Anleger am Finanzmarkt
in Gold, Silber und andere Rohstoffe als sicheren
Hafen für ihre Vermögen. Agrarrohstoffe
profitieren von diesem Trend. Die Kurse haben - unter
dem Einfluß der US-Märkte - wieder
nach oben gedreht.
Fakten
-
Welt:
Höhere Produktion übersteigt wachsenden
Verbrauch
Die Weizen-Ernte 2008/09 wurde von den Analysten
des Internationalen Getreiderates und des US-Landwirtschaftsministeriums
zuletzt erneut nach oben korrigiert. Mit 672 bzw.
676 Mio.t wird jetzt eine Welt-Weizenernte
erwartet, die 11 % über der Vorjahrsernte
liegt.
Dennoch wird nur mit einem leichten Ansteig der
Lagervorräte gerechnet, da der Verbrauch
deutlich höher ausfallen dürfte, nachdem
die Lagervorräte in den meisten Ländern
auf ein Minimum geschrumpft sind. .
in
Mio. t |
Produktion |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt- exporteure |
2003/04 |
491 |
556 |
117 |
33 |
2004/05 |
629 |
610 |
151 |
73 |
2005/06 |
622 |
624 |
148 |
59 |
2006/07 |
596 |
617 |
127 |
38 |
2007/08 |
611 |
620 |
119 |
28 |
2008/09
Prognose vom: |
12.09.2008 |
676 |
655 |
140 |
39 |
Hauptexporteure:
Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Baisse-Tendenz
-
EU-27:
EU-Kommission korrigiert Ernteerwartungen nach
oben
In der EU-27 wurden in diesem Jahr mehr als 307 Mio. t
Getreide geerntet. Die EU-Kommission legte im
Verwaltungsausschuss am 11.09.2008 eine aktualisierte
Ernteschätzung vor, die um 7 Mio.t gegenüber
Ende August nach oben korrigiert wurde. Die größte
Abweichung betrifft Deutschland, wo die Ernte
inzwischen auf 49,92 Mio.t geschätzt
wird. Ende August lagen die Zahlen für Deutschland
noch bei 46,15 Mio.t. Die EU-Getreideernte
von 307,304 Mio. t liegt damit um 19 % über
jener des Vorjahres.
Hausse-Tendenz
-
Australien
- Argentinien: Erneut trockenes Wetter
In Argentinen und Australien, die zu großen
Exporteuren am Weltmarkt zählen, wird das
Niederschlagsdefizit größer. Sollten
Niederschläge in den kommenden Wochen ausbleiben,
rechnet man in beiden Ländern mit Ertragseinbußen.
Für die kommenden Tage erwarten die Meteorologen
keine Niederschläge.
Bisher erwartet Australien eine Weizenernte in
Höhe von 22,5 Mio.t. Die Mißernte
des Vorjahres, die dürrebedingt nur 13,0
Mio.t Weizen einbrachte, würde damit allerdings
noch immer um 72 % übertroffen. Die für
den Export verfügbare Weizenmenge wird auf
15,7 Mio.t und damit über 80 % höher
als im Vorjahr geschätzt.
Argentinien erwartet in dieser Saison mit 12,5 Mio.t
eine um 22 % niedrigere Ernte, da die Aussaat-
und Wachstumsbedingungen bereits bisher nicht
besonders günstig waren. Die trockene Witterung
hat zu einer Einschränkung der Aussaatfläche
geführt, frühzeitiger Fost hat die Bestände
in einigen Regionen geschädigt.
Hausse-Tendenz
Prognose
Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten
dürften auch in den kommenden Tagen an den Agrarrohstoffmärkten
zu starken Kursschwankungen führen. Signale für
stabile bis leicht Anziehende Preise bestehen, da
Weizen als weitgehend sicherer Anlagehafen betrachtet
wird und viele Lander ihre Lagervorräte in dieser
Saison wieder aufstocken wollen. Andererseits belastet
die Rekordernte die Preisaussichten, so daß
der spekulative Handel an den Warenterminmärkten
für die Anleger an Attraktivität verliert.
Nach meiner Einschätzung dürften
die Kurse in den kommenden Tagen weiter schwanken.
Der Handel am realen Kassamarkt wird daher auf Sparflamme
laufen, da die Unsicherheit über den künftigen
Kursverlauf nicht ausgeräumt ist.
In den nächsten Wochen dürfte
jedoch der Bedarf der Verarbeiter und der Exporteure
wieder steigen. Dann ist zu erwarten, daß sich
die Preissituation leicht bessert.