Rapssaat: Preistal adé

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 01.07.2008


Die Preisexplosion am Rohölmarkt beherrscht die 'Wirtschaftsnachrichten und beschert den Biodiesel-Herstellern höhere Gewinnmargen. Pflanzenöle werden teurer und lassen auch die Rapssaatenpreise nach oben treiben.

Marktlage
Die Rallye am Rohölmarkt geht weiter. Gestern wurde ein neues Kurshoch bei amerikanischem WTI-Rohöl mit 143,86 Dollar je Faß (159 Liter) erreicht, um später wieder schwächer zu notieren und insgesamt unter dem Kurs vom Freitag zu schließen. Brent-Nordseeöl wurde mit knapp unter 140 Dollar je Faß notiert.

Heute ziehen die Kurse für Rohöl weiter an und ziehen die Preise für den Biodiesel-Rohstoff Rapssaat mit sich nach oben.

An der Warenterminbörse MATIF, Paris wurde der August-Termin mit einem Settlementkurs von 454,50 Euro/t gestern zwar 1,70 Euro unter dem Vortageskurs notiert, doch heute bewegt sich die Börse bereits wieder deutlich im Plus.

Auch an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada ging es bei den Rapskursen aufgrund der höheren Anbauflächenschätzung in den USA rückwärts. Der Juli-Termin notierte mit umgerechnet 415,44 Euro/t knapp 6 Euro/t niedriger als am Vortag. Der Ernte-Termin November büßte jedoch nur knapp 60 Cent schwächer.

 

An den Kassamärkten zogen die Termin-Preise für die Ernte 2008 weiter an. Rapssaat zur prompten Lieferung ex-Ernte wurde zuletzt in einer nach wie vor weiten Preisspanne von 425 bis 445 Euro/t netto franko Landhandelslager gehandelt.

 

Fakten

  • EU-27: Steigende Importe trotz höherer Produktion
    Für die EU-27 erwartet der EU-Dachverband des Getreide- und Futtermittelhandels (Coceral) trotz einer leichten Anbauflächeneinschränkung auf knapp 6,2 Mio.ha eine etwas höhere Rapsernte. Mit insgesamt 18,0 Mio.t dürfte die Ernte jedoch lediglich 1,6 % höher als im Vorjahr (17,7 Mio.t) ausfallen. Der wachsende Bedarf ist damit nicht abzudecken.

    Für die EU-27 wird daher eine Steigerung der Raps-Importe von rund 730.000 t im Jahr 2007/08 auf 1,15 Mio.t im Wirtschaftsjahr 2008/09 prognostiziert. Aufgrund der kontinuierlich steigenden Verarbeitung von 18,05 Mio.t im Jahr 2007/08 auf 18,3 Mio.t ist zu erwarten, daß die EU-Endbestände auf nur noch 810.000 t (2007/08: 880.000 t) schrumpfen werden.
    Hausse-Tendenz

 

  • Ukraine: Anbauausdehnung, jedoch nur durchschnittliche Ernte
    In der Ukraine wurde der Rapsanbau deutlich ausgeweitet. Nachdem die Gerstenernte bereits vor drei Wochen startete, kommt die Ernte jetzt aufgrund von Regenfällen nicht mehr richtig voran. Die hochfliegenden Ernteerwartungen scheinen sich inzwischen nicht mehr zu erfüllen. Eine Verdopplung der Produktion auf bis zu 2,5 Mio.t (Vorjahr: 1,1) ist derzeit nicht mehr zu erwarten.
    Die Exporte in Drittländer dürften daher niedriger ausfallen als zunächst erwartet.
    Hausse-Tendenz

 

  • Kanada: 19 % höhere Ernte?
    In Kanada wurde die Aussaat von Canola-Raps laut Angaben des Statisikamtes deutlich um 7,1 % auf eine Rekord-Anbaufläche von 6,4 Mio.ha ausgeweitet. Analysten erwarten eine Ernte von 10,0 bis 10,4 Mio.t (2007: 8,75, 2006: 9,0). Damit könnte die Ernte um bis zu 19 % höher als im letzten Jahr ausfallen.
    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Immer mehr setzt sich die Überzeugung durch, daß Kursrückgänge am Rohölmarkt unter die 100 Dollar-Marke kaum noch zu erwarten sind. Pflanzenöle gewinnen für die Biosprit-Produktion weiter an Bedeutung. Der steigende Bedarf führt zu einer kontinuierlichen Nachfrage nach Ölsaaten insbesondere nach Rapssaat.

Nach meiner persönlichen Einschätzung bleibt der europäische Rapsmarkt weiter unter dem Einfluß des Rohölmarktes und der steigenden Nachfrage der Biodiesel-Produzenten. Angesichts der schnell steigenden Nachfrage nach Rapsöl findet die deutlich steigende Sojabohnen-Produktion als Baisse-Faktor kaum Beachtung.

Ich erwarte für die nächsten Tage weitere Preisanstiege bei Rapssaaten. Die Rohöl-Hausse und die möglicherweise doch etwas schwächeren Ernteerwartungen in Europa und weltweit geben dabei die Kursgewinne vor.

 
 
 
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