Ernte 2008: Witterungsturbulenzen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.06.2008


Jetzt ist er da, der Wettermarkt. Die Erntepreise 2008 ziehen kräftig an, nachdem ungünstige Wachstumsbedingungen rund um den Erdenball Zweifel an der prognostizierten Rekordernte aufkommen lassen.

Marktlage
In vielen Regionen spielt das Wetter auch in diesem Jahr verrückt. In Deutschland trüben Regen und Überschwemmungen im Süden Deutschlands, Trockenheit und dürregeschädigte Feldbestände im Norden und Osten die Ernteaussichten. Anders als erwartet sind Spitzenerträge oftmals nicht mehr zu erwarten. Dennoch hat der Deutsche Raiffeisenverband seine Getreideprognose mit 46,6 Mio.t für Deutschland nur leicht nach unten korrigiert und erwartet jetzt 9 % höhere Durchschnittserträge.

Die Ernteprognosen für die Welt erwarten seit Monaten eine Rekordernte für 2008/09. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium erhöhte in seiner Prognose vom 10.06.2008 seine Erwartungen für die weltweite Weizenernte 2008/09 um knapp 7 Mio.t auf 662,9 Mio.t im Vergleich zum Vormonat. Das US-Landwirtschaftsminsterium geht von höheren Ernten in China, den GUS-Staaten und den USA aus. Dagegen fällt die Juni-Schätzung bei Futtergetreide für 2008/09 jetzt 3,1 Mio.t niedriger aus als im Mai.

Doch jetzt kommen Befürchtungen auf, daß die Produktionsaussichten deutlich schlechter aussehen könnten. In den USA ist es die seit Wochen andauernde kalte und regnerische Witterung, die die Aussaat bzw. Pflegemaßnahmen behindert. In weiten Gebieten des "Mittleren Westen" hat es seit der letzten Woche derart stark geregnet, daß Überschwemmungen und Hochwasser die Ernteaussichten deutlich dämpfen.

in Australien läßt Regenmangel die Ernteprognosen schrumpfen. La Nina, das Wetterphänomen, das Australien ausreichend Regen bringen sollte, ist vorbei, doch die Dürre konnte nicht beendet werden. Der Mai war der trockenste seit 1990. Gute Niederschlagsmengen gab es nur in wenigen Regionen. In vielen wichtigen Anbaugebieten des Ostens blieb der Regen oftmals aus. Wenn es dort in den kommenden Tagen nicht regnet, muß mit einer Reduzierung der Ernteschätzung gerechnet werden. In Teilen Asiens und Argentiniens ist es ebenfalls seit langhem zu trocken.

Der Markt reagierte mit steigenden Kursen auf die negariven Wetteraussichten. Die Kurse für Weizen, Mais, Sojabohnen zogen in den USA stark an und zogen die Notierungen weltweit - auch an den europäischen Märkten - mit in die Höhe.

Die Warenterminbörse MATIF in Paris/Frankreich zog der August-Termin am 11.06.2008 um 10,25 Euro/t auf zuletzt 202,50 Euro/t an. Der November-Termin konnte sich im Vergleich zum Vortag sogar um 12,75 Euro/t auf inzwischen 205,00 Euro/t verbessern.

 

Fakten

 

Prognose
Jetzt muß neu überdacht werden, wie groß die globale Produktion 2008/2009 wirklich ausfallen könnte. Wieder einmal ist es damit das Wetter, das über die Preisentwicklung entscheidet. Sollte sich bestätigen, daß die Ernteaussichten für die weltweite Ernte deutlich niedriger als bisher erwartet anzusetzen sind, ist mit deutlich steigenden Weltmarktpreisen zu rechnen.

Dennoch: Die Ernten in Osteuropa dürften sehr viel höher ausfallen als im Vorjahr und damit eine spürbare Konkurrenz für die EU-Ernte darstellen. Die Preisentwicklung für die EU wird folglich auch davon abhängen, wie aufnahmefähig sich der internationale Markt für osteuropäische Herkünfte entwickelt.

 
 
 
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