Am internationalen Markt werden Sojabohnen erneut
teurer. Der Streik der Landwirte in Argentinien, die
in Rekordtempo schrumpfenden Lagerbestände in
den USA und die durch starke Regenfälle verzögerte
Aussaat in den USA lassen die Kurse wieder steigen.
Marktlage
Sojabohnen sind seit dem letzten Jahr zu einem kostspieligen
Rohstoff geworden. Um rund 70 % zogen die Sojakurse
in den USA an, die Endkundenpreise in Hessen sogar
um 86 %. Kurzzeitig reagierte der Markt seit
Miite Mai mit leichten Preisrückgängen auf
die starke Anbauausdehnung in den USA.
Doch inzwischen geht es erneut aufwärts
bei den Preisen. Verantwortlich für den erneuten
Preisauftrieb sind:
• |
die Fortsetzung
des Streik der Landwirte in Argentinien, |
• |
der schleppende Verlauf
der Sojaaussaat in den USA, |
• |
die Vorhersage von Regenwetter
für wichtige Sojaanbaugebiete in den USA,
die die Aussaat weiter verzögern könnten.
|
An den Märkten wird darauf spekuliert,
daß die stillstehenden Sojaexporte aus Argentinien
bald zu einer höheren Exportnachfrage nach Sojabohnen
aus den USA führen werden.
Fakten
-
USA:
Endbestände 2007/08 schrumpfen auf ein Minimum
Nicht nur in den USA, sondern weltweit fiel die
Soja-Produktion im der aktuell laufenden Saison
2007/08 kleiner aus als in den Vorjahren. Zugleich
wuchs die Nachfrage und der Verbrauch vor allem
für die Verwertungsrichtungen Tierernährung
und Bioenergie.
So haben sich nicht nur in den
USA die Vorratslager stark geleert. Auf nur noch
3,95 Mio.t werden die US-Bestände am
Ende der Saison 2007/08 geschätzt. Der US-Export
bei Bohnen, Schrot und Öl läuft auf
Hochtouren - insbesondere seitdem die Argentinier
streiken.
in
Mio. t |
Produktion |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
USA |
Welt |
Welt |
USA |
2005/06 |
220,5 |
83,4 |
215,3 |
52,8 |
12,2 |
2006/07 |
237,4 |
86,8 |
225,2 |
63,0 |
15,6 |
2007/08
Prognose vom: |
09.05.2008 |
219,7 |
70,4 |
233,6 |
49,0 |
4,0 |
Quelle:
USDA |
Die US-Lagerbestände schrumpfen daher zur
Zeit noch schneller als bisher erwartet. Während
die Welt-Vorräte aus der Saison um 22 %
zurückgehen dürften, rechnet man für
die USA mit einer Rekord-Abbauquote von 75 %.
Hausse-Tendenz
-
USA:
Soja-Anbaufläche zur Ernte 2008 stark ausgeweitet
Das war angesichts der Preisentwicklung zu erwarten:
In den USA wird der Anbau von Sojabohnen in diesem
Jahr auf Kosten der Maisanbaufläche ausgeweitet.
Derzeit wird in diesem Jahr mit einer Erntemenge
von 84,5 Mio.t (+20 %) in den USA gerechnet.
Nachdem die US-Produktion 2007/08 mit nur 70,4 Mio.t
nicht mal den Verbrauch sowie die Exporte abdecken
konnte, kletterten die Sojabohnenpreise auf ein
seit den 70er Jahr nicht mehr gekanntes Preisniveau.
Die Weltmarktpreise stiegen auf Rekordkurse.
Hohe Preise fördern bekanntlich die Produktion:
Die US-Farmer wollen die Anbaufläche in diesem
Jahr um 17,6 % ausweiten. Die folglich höheren
Ernteaussichten brachten die Preise seit Mitte
Mai in den USA und weltweit kurzzeitig unter Druck.
Doch Vorsicht!
Es gibt eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren.
Unsicherheitsfaktor
Aussaat: Anfang Juni hatten die
Farmer erst 69 % der Sojaernte ausgesät.
Im Vorjahr waren zum selben Zeitpunkt bereits
86 %, im 5-Jahres-Durchschnitt 81 %.
Auch der Anteil der bereits aufgelaufenen Bestände
ist erheblich geringer als im Vorjahr.
Im Osten und Süden der USA wird die Trockenheit
immer stärker. Dagegen verzögern in
wichtigen Sojaanbaugebieten deutlich zu nasses
Wetter, Starkregen und Stürme die Aussaat.
Aktuelle Wettervorhersagen prognostizieren jetzt
weitere Regenfälle für wichtige Anbaugebiete
in den USA, so daß sich die Aussaat regional
noch weiter verzögern könnte.
Unsicherheitsfaktor
Verbrauch: Die Nachfrage steigt
weltweit weiter. Der hohe Bedarf der Futtermittelindustrie
in den USA selber, der wachsende Verbrauch der
US-Biodieselindustrie, die starke Exportnachfrage
und die immer leereren Vorratsläger lassen
wenig Spielraum für stärkere Preisrückgänge.
Wettermarkt
-
Argentinien:
Streik der Landwirte lähmt den Export
In Argentinien wehren sich die Landwirte seit
Wochen gegen die hohen Exportsteuern der argentinischen
Regierung. Der internationale Handel mit Sojabohnen
und Sojaschrot wird durch Lieferstreiks der Landwirte
beeinträchtigt. Ob es zu Engpässen bei
der Belieferung der hiesigen Mischfutterindustrie
kommen wird, dürfte davon abhängen,
wie lange der Streik noch andauert.
Hausse-Tendenz
Prognose
Aktuell bestimmt der Streik in Argentinien
die Preisentwicklung. Meldungen, daß Straßensperren
errichtet wurden, um den Export von Getreide, Ölsaaten
und Pflanzenölen zu behindern, lassen die Kurse
steigen. Weiterhin hohe Kurse für fossile Energieträger
und hohe Preise für Sojaöl (930-950 Euro/t
netto FOB am Hafenstandort Rotterdam) und andere
pflanzliche Öle bieten zudem keinen Spielraum
nach unten.
Mittelfristig werden es jedoch andere
Faktoren sein, die den Kurs steuern:
-
Versorgungs-Bilanz
In den vergangenen 10 Jahren stieg der weltweite
Sojabohnen-Verbrauch um durchschnittlich 6 %
pro Jahr. Diese Wachstumsrate war nur möglich
duch eine jährliche Ausweitung der Anbaufläche
um 3 % und steigende Flächenerträge.
Allein die weiterhin steigende Nachfrage wird
nach meiner persönlichen Einschätzung
verhindern, daß sich in den die Vorratskammern
bedenklich hohe Bestände aufbauen.
Erheblich gestiegene Produktionskosten
dürften zudem verhindern, daß das Angebot
zu groß wird. Denn weltweit kämpfen
die Landwirte mit stark gestiegenen Preisen zum
Beispiel für Dünger, Diesel oder Transport.
Ein weiteres Problem ist der schwache US-Dollar,
auf dessen Grundlage Geschäfte am Weltmarkt
getätigt werden: Er bremst die Anbauausdehnung
außerhalb des Dollar-Raumes, da die Umrechnung
in die jeweilige Landeswährung zu Lasten
stärkerer Währungen geht.
Weitere Anbauausdehnungen sind
nur zu erwarten, wenn die Gewinnmargen trotz der
hohen Produktionskosten stimmen - und das geht
nur über den Sojapreis.
-
Für Argentinien
ist aufgrund der hohen Exportsteuern nicht zu
erwarten, daß die dortigen Landwirte ihre
Sojaproduktion ausdehnen werden. Zudem steigt
- je länger der Streik in Argentinien
andauert - die Wahrscheinlichkeit, daß
die Soja-Nachfrage auf Herkünfte aus den
USA umgelenkt wird und sich Soja damit in den
USA und infolge am Weltmarkt weiter verteuert.
-
Für Brasilien
dürften es die hohen Produktionskosten, die
Aufwertung der Landeswährung Real und die
hohen Transportkosten zu den Hafenstandorten sein,
die Anbauausdehnung stark begrenzen.
Fazit:
Der Fortgang der Aussaat in den USA und die Entwicklung
der Ernteaussichten in den kommenden Wochen sind aus
meiner Sicht die Faktoren, die die Preisentwicklung
bestimmen werden.