Soja: Erneut auf Hausse-Kurs

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.06.2008


Am internationalen Markt werden Sojabohnen erneut teurer. Der Streik der Landwirte in Argentinien, die in Rekordtempo schrumpfenden Lagerbestände in den USA und die durch starke Regenfälle verzögerte Aussaat in den USA lassen die Kurse wieder steigen.

Marktlage
Sojabohnen sind seit dem letzten Jahr zu einem kostspieligen Rohstoff geworden. Um rund 70 % zogen die Sojakurse in den USA an, die Endkundenpreise in Hessen sogar um 86 %. Kurzzeitig reagierte der Markt seit Miite Mai mit leichten Preisrückgängen auf die starke Anbauausdehnung in den USA.

Doch inzwischen geht es erneut aufwärts bei den Preisen. Verantwortlich für den erneuten Preisauftrieb sind:

die Fortsetzung des Streik der Landwirte in Argentinien,
der schleppende Verlauf der Sojaaussaat in den USA,
die Vorhersage von Regenwetter für wichtige Sojaanbaugebiete in den USA, die die Aussaat weiter verzögern könnten.

An den Märkten wird darauf spekuliert, daß die stillstehenden Sojaexporte aus Argentinien bald zu einer höheren Exportnachfrage nach Sojabohnen aus den USA führen werden.

 

 

 

Fakten

  • USA: Endbestände 2007/08 schrumpfen auf ein Minimum

    Nicht nur in den USA, sondern weltweit fiel die Soja-Produktion im der aktuell laufenden Saison 2007/08 kleiner aus als in den Vorjahren. Zugleich wuchs die Nachfrage und der Verbrauch vor allem für die Verwertungsrichtungen Tierernährung und Bioenergie.

    So haben sich nicht nur in den USA die Vorratslager stark geleert. Auf nur noch 3,95 Mio.t werden die US-Bestände am Ende der Saison 2007/08 geschätzt. Der US-Export bei Bohnen, Schrot und Öl läuft auf Hochtouren - insbesondere seitdem die Argentinier streiken.

    in Mio. t
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    USA
    Welt
    Welt
    USA
    2005/06
    220,5
    83,4
    215,3
    52,8
    12,2
    2006/07
    237,4
    86,8
    225,2
    63,0
    15,6
    2007/08 Prognose vom:
    09.05.2008
    219,7
    70,4
    233,6
    49,0
    4,0
    Quelle: USDA


    Die US-Lagerbestände schrumpfen daher zur Zeit noch schneller als bisher erwartet. Während die Welt-Vorräte aus der Saison um 22 % zurückgehen dürften, rechnet man für die USA mit einer Rekord-Abbauquote von 75 %.

    Hausse-Tendenz

 

  • USA: Soja-Anbaufläche zur Ernte 2008 stark ausgeweitet

    Das war angesichts der Preisentwicklung zu erwarten: In den USA wird der Anbau von Sojabohnen in diesem Jahr auf Kosten der Maisanbaufläche ausgeweitet. Derzeit wird in diesem Jahr mit einer Erntemenge von 84,5 Mio.t (+20 %) in den USA gerechnet.

    Nachdem die US-Produktion 2007/08 mit nur 70,4 Mio.t nicht mal den Verbrauch sowie die Exporte abdecken konnte, kletterten die Sojabohnenpreise auf ein seit den 70er Jahr nicht mehr gekanntes Preisniveau. Die Weltmarktpreise stiegen auf Rekordkurse.

    Hohe Preise fördern bekanntlich die Produktion: Die US-Farmer wollen die Anbaufläche in diesem Jahr um 17,6 % ausweiten. Die folglich höheren Ernteaussichten brachten die Preise seit Mitte Mai in den USA und weltweit kurzzeitig unter Druck.

    Doch Vorsicht! Es gibt eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren.

    Unsicherheitsfaktor Aussaat: Anfang Juni hatten die Farmer erst 69 % der Sojaernte ausgesät. Im Vorjahr waren zum selben Zeitpunkt bereits 86 %, im 5-Jahres-Durchschnitt 81 %. Auch der Anteil der bereits aufgelaufenen Bestände ist erheblich geringer als im Vorjahr.

    Im Osten und Süden der USA wird die Trockenheit immer stärker. Dagegen verzögern in wichtigen Sojaanbaugebieten deutlich zu nasses Wetter, Starkregen und Stürme die Aussaat. Aktuelle Wettervorhersagen prognostizieren jetzt weitere Regenfälle für wichtige Anbaugebiete in den USA, so daß sich die Aussaat regional noch weiter verzögern könnte.

    Unsicherheitsfaktor Verbrauch: Die Nachfrage steigt weltweit weiter. Der hohe Bedarf der Futtermittelindustrie in den USA selber, der wachsende Verbrauch der US-Biodieselindustrie, die starke Exportnachfrage und die immer leereren Vorratsläger lassen wenig Spielraum für stärkere Preisrückgänge.

    Wettermarkt

 

  • Argentinien: Streik der Landwirte lähmt den Export
    In Argentinien wehren sich die Landwirte seit Wochen gegen die hohen Exportsteuern der argentinischen Regierung. Der internationale Handel mit Sojabohnen und Sojaschrot wird durch Lieferstreiks der Landwirte beeinträchtigt. Ob es zu Engpässen bei der Belieferung der hiesigen Mischfutterindustrie kommen wird, dürfte davon abhängen, wie lange der Streik noch andauert.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Aktuell bestimmt der Streik in Argentinien die Preisentwicklung. Meldungen, daß Straßensperren errichtet wurden, um den Export von Getreide, Ölsaaten und Pflanzenölen zu behindern, lassen die Kurse steigen. Weiterhin hohe Kurse für fossile Energieträger und hohe Preise für Sojaöl (930-950 Euro/t netto FOB am Hafenstandort Rotterdam) und andere pflanzliche Öle bieten zudem keinen Spielraum nach unten.

Mittelfristig werden es jedoch andere Faktoren sein, die den Kurs steuern:

  • Versorgungs-Bilanz
    In den vergangenen 10 Jahren stieg der weltweite Sojabohnen-Verbrauch um durchschnittlich 6 % pro Jahr. Diese Wachstumsrate war nur möglich duch eine jährliche Ausweitung der Anbaufläche um 3 % und steigende Flächenerträge. Allein die weiterhin steigende Nachfrage wird nach meiner persönlichen Einschätzung verhindern, daß sich in den die Vorratskammern bedenklich hohe Bestände aufbauen.

    Erheblich gestiegene Produktionskosten dürften zudem verhindern, daß das Angebot zu groß wird. Denn weltweit kämpfen die Landwirte mit stark gestiegenen Preisen zum Beispiel für Dünger, Diesel oder Transport. Ein weiteres Problem ist der schwache US-Dollar, auf dessen Grundlage Geschäfte am Weltmarkt getätigt werden: Er bremst die Anbauausdehnung außerhalb des Dollar-Raumes, da die Umrechnung in die jeweilige Landeswährung zu Lasten stärkerer Währungen geht.

    Weitere Anbauausdehnungen sind nur zu erwarten, wenn die Gewinnmargen trotz der hohen Produktionskosten stimmen - und das geht nur über den Sojapreis.

  • Für Argentinien ist aufgrund der hohen Exportsteuern nicht zu erwarten, daß die dortigen Landwirte ihre Sojaproduktion ausdehnen werden. Zudem steigt - je länger der Streik in Argentinien andauert - die Wahrscheinlichkeit, daß die Soja-Nachfrage auf Herkünfte aus den USA umgelenkt wird und sich Soja damit in den USA und infolge am Weltmarkt weiter verteuert.

  • Für Brasilien dürften es die hohen Produktionskosten, die Aufwertung der Landeswährung Real und die hohen Transportkosten zu den Hafenstandorten sein, die Anbauausdehnung stark begrenzen.

Fazit: Der Fortgang der Aussaat in den USA und die Entwicklung der Ernteaussichten in den kommenden Wochen sind aus meiner Sicht die Faktoren, die die Preisentwicklung bestimmen werden.

 
 
 


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