Beinahe im Wochenrhythmus beschert Rohöl dem
Markt neue Rekordpreise und läßt auch die
Rapspreise anziehen. Die Preiskurve für den Biosprit-Rohstoff
zeigte bis zum 26.05.2008 deutlich nach oben. Doch
jetzt ist die Stimmung am Ölmarkt gekippt.
Marktlage
Die Preisexplosion am Rohöl-Markt hat in den
letzten Tagen auch den Rapssaaten einen kräftigen
Preisauftrieb ermöglicht. Der Rohstoff für
Biodiesel verteuerte sich seit Ende April wieder um
fast 12 %. Für prompte Rapssaat aus der
Ernte 2007 lassen sich am Kassamarkt derzeit im Marktgebiet
Hessen bis zu 460 Euro/t netto franko Landhandelslager
bzw. 470 Euro/t netto ab Hof erzielen.
An der Warenterminbörse MATIF, Paris
verbuchte Rapssaat bis zum 26.05.2008 im Kielwasser
der Rohölpreise kräftige Kursgewinne. Mit
455 Euro/t notierte der August-Termin gestern
im Laufes des Tages wieder schwächer, nachdem
auch die Rohölkurse auf dem internationalen Pakett
ins Rutschen gerieten. Auch heute geben die Kurse
weiter nach.
Auch an der Warenterminbörse
WCE, Winnipeg/Kanada
ging es bei den Rapskursen aufwärts. Gestern
büßte der der Juli-Termin jedoch mit umgerechnet
399 Euro/t wieder rund 5 Euro/t im Vergleich
zum Montag ein.
An den realen Kassamärkten
zogen auch die Termin-Preise für die Ernte 2008
an. Rapssaat zur prompten Lieferung ex-Ernte wurde
zuletzt mit circa 430 bis 435 Euro/t netto
franko Landhandelslager gehandelt.
Fakten
-
Rapssaat:
Weltweit schrumpfende Endbestände
In seiner Vorschätzung vom 09.05.2008 geht
das US-Landwirtschaftsministerium davon aus, daß
die weltweiten Lagervorräte an Rapssaat aus
der Saison 2007/08 um knapp 35 % auf nur
noch 3,0 Mio.t zurückgehen.
in
Mio. t |
Produktion |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
EU-27 |
Welt |
Welt |
EU-27 |
2003/04 |
39,4 |
11,2 |
39,1 |
1,9 |
0,3 |
2004/05 |
46,2 |
15,4 |
43,7 |
4,5 |
1,7 |
2005/06 |
48,7 |
15,5 |
47,0 |
5,7 |
1,7 |
2006/07 |
46,8 |
16,0 |
48,1 |
4,6 |
1,6 |
2007/08
Prognose vom: |
09.05.2008 |
47,7 |
18,3 |
48,9 |
3,0 |
1,3 |
Quelle:
USDA |
Auch in der EU-27 schrumpfen
trotz des seit Jahren anhaltenden Trends zur Ausweitung
der Rapsproduktion die Lagerbestände nach
jetzigen Schätzungen um fast 19 % auf
nur noch 1,3 Mio.t. Dennoch liegen die Endbestände
seit vier Jahren auf einem in den Vorjahren nicht
gekannt hohen Niveau.
Zur Ernte 2008/09 wurde der Rapssaaten-Anbau weitweit
ausgedehnt. Das Analysehaus Oil World
erwartet in seiner Prognose vom 13.05.2008 einen
Produktionsanstieg um 4,6 Mio.t bzw. 9,5 %
auf 52,7 Mio.t (Vorjahr: 48,1 Mio.t).
Für die EU-27 erwartet der EU-Dachverband
des Getreide- und Futtermittelhandels (Coceral)
trotz einer leichten Anbauflächeneinschränkung
mit 17,9 Mio.t eine lediglich um 1 %
höhere Ernte als im Vorjahr (17,7 Mio.t).
Auch Oil World prognostiziert für
die EU-27 mit 18,2 Mio.t eine Ernte auf Vorjahresniveau.
Baisse-Tendenz
-
Rapssaat:
Deutliche Anbaueinschränkung in Deutschland
Der Anbau von Rapssaat zur Ernte 2008 ist in Deutschland
deutlich rückläufig. Wie das Statistische
Bundesamt nach Ergebnissen der Erhebung über
die Frühjahrsaussaaten vom April 2008 mitteilt,
hat sich der Anbau von Winterraps gegenüber
dem Vorjahr um 130.000 Hektar (– 8,5 %)
verringert. Seine Aussaat erfolgte auf einer Fläche
von 1,4 Millionen Hektar. Dafür dürften
unter anderem die schwierigen Aussaatbedingungen
im feuchten Spätsommer/Herbst 2007 eine Rolle
gespielt haben.
Hausse-Tendenz
-
Osteuropa:
Neue Ernterekorde in 2008 ?
Im letzten Jahr hatte die Ukraine aufgrund der
einer monatelang anhaltenden Dürre enorme
Ernteausfälle zu beklagen. Zur Ernte 2008
wurde in der Ukraine die Erzeugung von Rapssaaten
jedoch kräftig ausgedehnt, so daß sich
die Produktion - sofern die Witterung eine
normale Bestandsentwicklung zuläßt -
möglicherweise auf 2,2 Mio.t verdoppeln
könnte. Auch in Rußland (GUS) wurde
die der Anbau deutlich ausgedehnt.
Deutschland und die gesamte EU müssen sich
ab der Ernte 2008 folglich auf einen deutlich
höheren Importdruck aus Osteuropa einstellen.
Mit über 2 Mio.t Rapssaat dürften
sich allein die Exporte aus der Ukraine im Vergleich
zur noch laufenden Saison mehr als verdoppeln.
Baisse-Tendenz
Prognose
In den letzten Monaten hat sich der Rohölmarkt
zum dominierenden Schlüsselfaktor für den
internationalen und europäischen Rapssaatenmarkt
entwickelt. Die hohen Rohstoffkosten für die
Ölmühlen, die hohen Einkaufspreise bei Rapsöl
für die Biodiesel-Produzenten und die Besteuerung
der Biokraftstoffe schmälert die Gewinnmargen.
Damit sind es alleinig die hohen Rohölpreise,
die für ein hohes Preisniveau am Rapssaatenmarkt
sorgen.
Seit gestern bringt der Kursrückgang
bei Rohöl auch die Rapskurse erneut unter Druck.
Aus der Ernte 2007 stehen nur noch in Restposten zur
Verfügung. In den kommenden Wochen dürften
die Rapspreise dem Trend am Rohölmarkt auf hohem
Niveau folgen.
Wohin
werden die Rapspreise steuern?
Ganz anders sehe ich die künftige
Situation am Rapssaatenmarkt. Nach
meiner Einschätzung heißt es für die
Rapserzeuger in der EU, allmählich umzudenken.
Zwar spielt der Bedarf an Biodiesel aufgrund der Klimaziele
in der EU nach wie vor eine tragende Rolle. Die hohen
Kosten für die Rohstoffe Rapssaat oder Rapsöl
machen Importware jedoch immer interessanter und führen
zudem zu einer Verlagerung der Produktion wie auch
der Verarbeitung in Richtung Osteuropa.
Ernte 2008:
Nach meiner persönlichen Einschätzung
sollten Verkäufer, die ihre Geschäfte noch
nicht preislich abgesichert haben, Termingeschäfte
ex-Ernte oder für spätere Termine in Erwägung
ziehen. Die aktuell hohen Rapspreise sind zur Preisabsicherung
für Ware aus der kommenden Ernte 2008 derzeit
wieder interessant.
Ernte 2009:
In Osteuropa plant man, den Anbau von Rapssaat sprunghaft
auszudehnen. Bereits seit längerem beschäftigt
sich die Züchtung mit neuen Sorten, die auf die
in manchen Jahren äußerst harten Anbaubedingungen
(klirrend kalte Winter z.T. mit Kahlfrösten,
heiße und trockene Sommer) in Osteuropa zugeschnitten
sind. Für die Aussaat zur Ernte 2009 ist nach
meiner Einschätzung mit einer starken Anbauausdehnung
zu rechnen, so daß der Wettbewerbsdruck durch
osteuropäische Ware ab der Ernte 2009 stark zunehmen
dürfte. Lieferverträge zur Ernte 2009 werden
zur Zeit oberhalb der Marke von 400 Euro/t netto
ex-Ernte angeboten.