Weizen: Neue Spitzenpreise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.01.2008


Die Nervosität an den Märkten hält zwar an. Doch trotz schwacher Vorgaben von den Aktienmärkten setzt sich an den Agrarrohstoff-Märkten die Gewißheit durch, daß es knapp bleibt und noch teurer wird. An der KCBT wurde gestern die 1000-US-Cents-Marke zum dritten Mal geknackt.

Marktlage
Zwar gaben die Weizen-Kurse an den Warenterminmärkten unter dem Druck der weltweit spürbaren US-Finanzkrise seit dem 28.01.2008 kräftig nach. Dennoch blieben die Preise an den Kassamärkte stabil - wurden teilweise sogar weiter angehoben.

Eines ist nämlich allen am Markt Beteiligten bewußt: Nicht nur bis zum Anschluß an die neue Ernte 2008 wird Weizen weltweit äußerst knapp bleiben, auch wenn die kommende Ernte hervorragend ausfallen sollte, bedeutet dies lediglich eine Entspannung und keine Entschärfung der engen Versorgungslage.

An den Kassamärkte setzen sich die Kurssteigerungen fort, zumal erwartet wird, daß sich auch die Exportnachfrage weiter beleben wird. Die Erzeugerpreise ziehen weiter an.

 

An der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA geht es wieder bergauf. Weizen wurde in Futtergetreidequalität am 28.01.2008 mit umgerechnet 239,81 Euro/t notiert und konnte damit seine in der Vorwoche erlittenen Verluste vollständig wieder wett machen.

Brotweizen an der Warenterminbörse KCBT in Kansas/USA wurde am 14.12.2007 erstmals oberhalb der Marke von 1000 US-Cents notiert. Jetzt erzielen die Termine März und Mai mit umgerechnet 249,02 Euro/t bzw. 252,26 Euro/t erneut Rekordniveau.

Futterweizen an der Warenterminbörse LIFFE in London startete mit 182,75 Euro/t etwas schwächer als zum Wochenschluß am Freitag.

Auch an der Warenterminbörse MATIF in Paris/Frankreich lagen die Kurse am 28.01.2008 mit 250,75 Euro/t für den Fronttermin leicht unter dem Freitagsniveau, konnten jedoch die Kursverluste der Vorwoche wieder ausgleichen. Der August 2008-Termin zog auf 221,90 Euro/t an.

Aufwärts ging es auch bei den Kursen an der Warenterminbörse RMX in Hannover. Mit 253,00 Euro/t notierte der März-Termin 1 Euro/t höher als am Vortag.

 

Fakten

  • Weltweite Lagervorräte 2007/08 schrumpfen immer stärker
    Kräftig zusammengeschrumpft sind die weltweiten Endbestände in der laufenden Saison 2007/08. Nachdem die Produktion im dritten Jahr in Folge defizitär ausfiel, geht der Internationale Getreiderat in seiner Januar-Prognose vom 22.01.2008 davon aus, daß die weltweiten Lagervorräte um knapp 8 % auf 110 Mio.t zurückgehen.

    Die Überhangbestände der Hauptexporteure Argentinien, Australien, EU, Kanada und USA sollen um 34 % auf nur noch 25 Mio.t (Vorjahr: 38 Mio.t) weiter sinken.


    Damit startet die Saison 2008/09 auch nach den Statistiken des Internationalen Getreiderates mit außerordentlich niedrigen Vorräten. Der Markt ragierte auf die neuen Daten prompt mit einer Stabilisierung der Preise
    Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Nahrungsmittel werden weltweit immer teuerer. Die ständig steigende Nachfrage und die äußerst knappe Versorgungslage bei Weizen dürften die Kurse auch in diesem Jahr weiter in die Höhe treiben. Trotz der rasanten Preissteigerungen der letzten Monate besteht für Weizen - nach meiner persönlichen Einschätzung - noch ein Preisspielraum nach oben.

Nicht nur die defizitäre Produktion der letzten Jahre und der steigende globale Verbrauch bieten Potential für weitere Preissteigerungen. Auch die großen Exporteure können sehr viel weniger Ware als üblich anbieten. Australien hat rund 32 % weniger Weizen als im Fünfjahresdurchschnitt geerntet, auch in der EU und den USA schrumpfen die Lagerbestände.

Jetzt hat Kanada, ebenfalls ein einer großer Weizenexporteur signalisiert, seine Weizenexporte wahrscheinlich ebenfalls reduzieren müssen. Bisher wurde davon ausgegangen, daß Kanada bis Ende Juli rund 10,9 Mio.t Weizen exportieren würde. Sollten die Exporte tatsächlich kleiner ausfallen, dürften neue Preissteigerungen folgen.

Erzeugern werden derzeit zur Ernte 2008 Vorverträge angeboten, die deutlich über den Konditionen vom Dezember liegen. Bei Kontraktpreisen von derzeit 185-200 Euro/t netto franko Landhandelslager für B-Qualitäten sollten Produzenten die derzeitige Preisentwicklung aufmerksam verfolgen.

 
 
 
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