An den Getreidemärkten geht es hoch her. Die neuesten Zahlen des US-Landwirtschaftsministeriums am 11.01.2008 ließen die Kurse in die Höhe schnellen.
Marktlage
Mit kräftigen Kursanstiegen reagierten die internationalen Warenterminbörsen auf die Bekanntgabe der Januar-Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums zur weltweiten Produktions- und Versorgungslage am vergangenen Freitag.
Endbestände, die deutlich unter den Vorräten der Saison 2006/07 liegen sollen, haben das Kaufinteresse am Markt stark angeheizt. Für viele Feldfrüchte wird eine negative Bestandsentwicklung erwartet:
• Weizen |
zum Vorjahr: -10,8 % |
• Mais |
-5,6 % |
• Gerste |
-24,9 % |
• Roggen |
-3,3 % |
• Rapssaat |
-34,9 % |
• Sojabohnen |
-24,9 % |
Nach Bekanntwerden der neuen Zahlen schossen die Kurse an der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA ins Limit up. Weizen wurde in Futtergetreidequalität zuletzt mit umgerechnet 225,84 Euro/t notiert und konnte damit einen Teil seiner an den Vortagen erlittenen Verluste wieder wett machen. Futterweizen an der Warenterminbörse LIFFE in London lag mit 230,97 Euro/t darüber.
An der Warenterminbörse MATIF in Paris/Frankreich gaben die Kurse am 11.01.2008 für die Termine bis August 2008 leicht nach, da hier die neuen Daten infolge der Zeitverschiebung nicht voll zum Tragen kommen konnten: Mit 247,50 Euro/t notierte der März-Termin 1 Euro niedriger als am Vortag.
Dagegen zogen die Kurse an der Warenterminbörse RMX in Hannover wieder an. Mit 254 Euro/t notierte der März-Termin 2 Euro/t höher als am Vortag.
Auch an den Kassamärkte setzen sich die Kurssteigerungen fort, zumal erwartet wird, daß sich auch die Exportnachfrage weiter beleben wird. Die Erzeugerpreise ziehen weiter an.
Fakten
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Weltweite Lagervorräte 2007/08 schrumpfen
In seiner Vorschätzung vom 11.01.2008 geht das US-Landwirtschaftsministerium davon aus, daß die weltweiten Lagervorräte um knapp 11 % auf 110,9 Mio.t zurückgehen. Die Überhangbestände der großen Exporteure Australien, EU, Kanada und USA dürften weiter sinken. Lediglich in Argentinien wird mit etwas größeren Resten aus der Vorsaison 2007/08 gerechnet. Damit liegen die Lagervorräte der Hauptexporteure mit 26,9 Mio.t rund 27 % unter dem Vorjahreswert.
Dier amerikanische Markt reagierte auf die neuen Zahlen mit starken Preissteigerungen. Da auch in den USA der Bedarf an Weizen stetig steigt, wird für 2007/08 damit gerechnet, daß die Endbestände in den USA um 36 % (!) auf nur noch 7,94 Mio.t im Vergleich zur Vorsaison schrumpfen.
in Mio. t |
Produktion |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt- exporteure |
2003/04 |
491 |
556 |
117 |
33 |
2004/05 |
629 |
610 |
151 |
73 |
2005/06 |
622 |
624 |
148 |
59 |
2006/07 |
594 |
617 |
124 |
37 |
2007/08 Prognose vom: |
25.10.2007 |
601 |
616 |
107 |
26 |
11.12.2007 |
602 |
617 |
110 |
27 |
11.01.2008 |
603 |
617 |
111 |
27 |
Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: USDA |
Damit startet die Saison 2008/09 mit außerordentlich niedrigen Vorräten.
Hausse-Tendenz
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Ernteerwartungen 2008/09 bestimmen die Preisentwicklung
Nur sehr geringe Lagerbestände aus der der Vorsaison 2007/08 werden die kommende Ernte 2008/09 ergänzen. Bei steigendem Bedarf für Nahrungsmittel, Futtermittel und Bioenergie sind es folglich die Ernteerwartungen - vor allem auf der Nordhalbkugel -, die die weitere Preisentwicklung bestimmen.
Die defizitäre Versorgungslage hat seit zwei Jahren für einen bisher nicht gekannten Kursanstieg gesorgt. Die Bestätigung der niedrigen Endbestände durch die neuesten Statistiken hat am 11.01.2008 nochmals für einen kräftigen Preisanstieg gesorgt.
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Auch für die kommende Ernte 2008/09 entwickeln sich die globalen Produktionsaussichten bescheidener, als zunächst erwartet. Nachdem für die USA - zweitgrößter Weizen-Exporteur nach der EU-27 am Weltmarkt - zu Beginn der Winterweizenaussaat noch eine enorm hohe Ausweitung der US-Anbaufläche prognostiziert wurde, geht die neueste Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums vom 11.01.2008 nur noch von einer Flächenausweitung bei Winterweizen um 3,6 % in den USA aus.
Rund um den Erdball haben die Landwirte mit einer Ausweitung der Anbaufläche zur kommenden Ernte 2008 reagiert. Nach vorläufigen Schätzungen könnte die Weizenfläche weltweit für die Saison 2008/09 um um 3-4 % zunehmen.
Hausse-Tendenz
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Osteuropa - vorerst keine Konkurrenz
Aus der Ukraine und aus Rußland ist vorerst kaum Ware zu erwarten.
Die Regierung in Rußland hat einen Ausfuhrzoll auf Getreide in Höhe von 10 %, aber nicht weniger als 22 Euro/t verhängt, um den Getreideexport zu drosseln und die Einzelhandelspreise für Getreide auf dem Binnenmarkt zu stabilisieren. Die Inflation lag in Rußland im Jahr 2007 bei 11,9 % und damit deutlich über den 9 % des Vorjahres.
Ab dem 29.01.2008 wird der Zollsatz für Weizen und Gerste massiv auf 40 % (!) bzw. nicht weniger als 105 Euro/t angehoben. Dieser Schutzzoll gilt zunächst bis Ende April 2008.
Nachdem die Ukraine seit dem 01.07.2007 zunächst Exportquoten und später einen Exportstop für Getreide verhängt hatte, könnte es sein, daß der Getreideexport ab Ende Januar wieder aufgenommen wird. Das ließ unlängst der Landwirtschaftsminister der Ukraine anklingen. Dabei geht es erneut um Exportkontigente für insgesamt 1,2 Mio.t Getreide (200.000 t Futterweizen, 600.000 t Körnermais, 400.000 t Gerste, 3.000 t Roggen). Das gesamte Getreide-Exportpotential 2007/08 wird mit 4-5 Mio.t beziffert.
Hausse-Tendenz
Prognose
Das weltweiten Daten zu Angebot und Nachfrage am Weizenmarkt in der laufenden Saison 2007/08 wurden duch die jüngste Prognose bestätigt. Die defizitäre Produktion reicht nicht aus, um die Nachfrage zu decken. Lediglich aufgrund der Lagerbestände aus den Vorjahren kann die Nachfrage gedeckt werden.
Die Überhänge, die in das kommenden Erntejahr übernommen werden, fallen daher ein weiteres Jahr in Folge deutlich kleiner aus. Damit rückt die Bestandsentwicklung weltweit in den Vordergrund der Marktbewertung. Wettermärkte zeichnen sich bedauerlicheweise durch starke Preisausschläge - nach oben wie auch nach unten - aus, je nachdem, welche Meldungen den Markt beeinflussen.
Bis zur kommenden Ernte bleibt die Marktversorgung nach meiner persönlichen Einschätzung äußerst knapp und damit das Potential für weiterhin hohe Kurse gegeben. Der Ethanol-Faktor dürfte die Kursentwicklung vorerst weiter steuern. Der internationale Bedarf an Weizen ist ungebrochen groß. Da bereits große Mengen durchgehandelt wurden, stehen für die restlichen Monate der Saison 2007/08 nur noch begrenzte Mengen für den Export zur Verfügung.
Nicht nur für den Verkauf der Ernte 2007, sondern auch für die Vermarktung der kommenden Ernte 2008 sollte nach meiner Einschätzung der Markt stetig beobachtet werden.