Futtergetreide: Ende der Flaute?

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.10.2007


Ermattet von nicht enden wollenden Preissteigerungen, ging dem Markt seit Angang Oktober "die Puste aus". Die Erntemengen wurden von Verkäufern und Käufern erneut geprüft - das Defizit bestätigte sich. Erste Signale wieder steigender Kurse lassen erwarten, daß die Flaute zu Ende ist.

Marktlage
Die Rekord-Hausse an den Futtergetreidemärkten ist zum Stillstand gekommen. Die Preise tendieren seit Anfang Oktober lediglich seitwärts oder gaben zuletzt leicht nach. Hintergrund der schwächeren Kursentwicklung ist, daß die Verarbeiter ihrren Bedarf bis zum Jahresende weitgehend gedeckt haben. Die großen Futtermittelhersteller in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Beneluxstaaten fragen akuell deutlich weniger Warer nach.

Trotz der leichten Marktschwäche bleiben Futtergerste, Hafer, Mais und Co. ein knapp verfügbarer Rohstoff. Frei Ware ist nur begrenzt greifbar, da die Anbieter die Ware in der Erwartung wieder steigender Kurse zurückhalten.

So liegen die Erzeugerpreise für Futtergerste inzwischen mit 200-235 Euro/t netto franko Landhandelslager rund 68 % höher als noch Anfang April. Geschäftsabschlüsse ab Hof (Strecke) erzielen rund 10 Euro/t mehr.

Bei Körnermais kam es zuletzt - infolge der witterungsbedingt schneller voranschreitenden Ernte - zu stärkeren Preisrückgängen als bei den anderen Futtergetreidearten. Der stärkere Preisdruck ist jedoch als saisontypisch zu verstehen und dürfte mit Blick auf die fundamentalen Daten nur kurzzeitig marktwirksam bleiben.

Die Rasanz des Preisanstieges wird bei einer Langpreisbetrachtung der Preisverläufe besonders deutlich. Seit Juli 2005 zogen die Preise für Futtergerste um beeindruckende 137 % (!) an.

 

Fakten

  • Körnermais: Produktionsrückgang in der EU - weltweit bedarfsdeckend
    Zu erneuten Korrekturen nach unten kam es zuletzt bei der Maisproduktion. In der EU-27 zeichnet sich nach neuesten Schätzungen ein Produktionsrückgang um rund 11 % auf nur noch 45-46 Mio.t ab. Im vergangenen Jahr lagen die Erzeugung noch bei 50,6 Mio.t.

    Bei der Einschätzung der weltweiten Maiserzeugung reduzierte das US-Landwirtschaftsministerium am 12.10.2007 seine Erwartung im Vergleich zum Vormonat um 5 Mio.t auf 769 Mio.t. Damit lieg die Produktion zwar gut 9 % über dem Vorjahresergebnis, ein steigender Verbrauch verhindert jedoch einen größeren Bestandsaufbau.

 

Prognose
Die hohen Preise bei Futtergetreide lassen die Futtermittelhersteller nach Alternativen Ausschau halten. Tapioka und Sorghum konnten seit der Ernte einen Teil des Getreides aus der Mischung verdrängen. Sorghum aus Interventionsbeständen ist zwischenzeitlich ausverkauft.

Jetzt richtet sich das Interesse der Verarbeiter vor allem auf die Körnermaisernte. Viele Landwirte verordneten ihren Silomaisflächen "Verlängerung", so daß in Deutschland die Körnermaisernte höher als ursprünglich erwartet ausfallen dürfte. Daher hoffen die Mischfutterwerke jetzt auf weitere Preisrückgänge.

Nach meiner persönlichen Einschätzung hat der Futtergetreidemarkt seinen Preisgipfel weitgehend erreicht. Die leicht rückläufigen Kurse signalisieren keine Trendwende nach unten, da sich an der knappen Versorgungslage an den Kassamärkten bis zur nächsten Ernte auf der Nordhalbkugel nichts ändert.

Alternige Lagerbestände stehen für eine Entspannung der Marktsituation nicht mehr zur Verfügung. Die EU-Interventionsläger sind bis auf kleine Restmengen bei Mais geräumt.

Ich erwarte, daß die Preise bei Futtergetreide bereits in dieser Woche die erlittenen Kursverluste wieder wett machen können. Bis Ende November gehe ich davon aus, daß die Preise sehr moderat weiter anziehen. Danach könnten bis Mitte Januar eine schwächere Nachfrage und geringere Umsätze erneut für leichte Preisrückgänge sorgen. Echte Preiseinbrüche erwarte ich allerdings nicht, da die Marktversorgung eng bleiben wird.

 
 
 

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12.06.2007 Getreide: Preissprung nach US-Prognose
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02.02.2007 Brot- und Futtergetreidemärkte am Jahresanfang
   
 
 
 
 

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