Rapssaat: Im Hausse-Fieber

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.09.2007


Kräftige Preissteigerungen am Sojamarkt und die rasante Hausse am Getreidemarkt lassen auch die Rapssaten-Kurse weiter steigen. Jetzt heißt es, den Markt für die Ernte 2007 und 2008 aufmerksam zu beobachten!

Marktlage
Die Kurse am Rapssatenmarkt setzen ihren Gipfelstum fort. In Deutschland wurden die Marktaussichten zwar durch den Beginn der Besteuerung von Biotreibstoffen seit dem 01.08.2006 getrübt - dennoch werden die Rapspreise derzeit im Sog anderer Hausse-Märkte mit nach oben gerissen.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam [Importhafen] und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die Hausse-Stimmung wider. Mit Preisen von 310,00-330,00 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 320,00-335,00 Euro/t ab Hof (Strecke) liegen die Kurse inzwischen auf Rekordniveau. Zwischen food- und non-food-Raps existieren nur noch marginale Unterschiede. November-Termine erzielen Aufschläge von bis zu 20 Euro/t.

Die Biodiesel-Anlagenbetreiber beklagen nach wie vor eine mangelnde Wirtschaftlichkeit und sogar Verluste. Trotz Absatzsteigerungen in diesem Jahr führt die 9-Cent-Steuer zu einer schlechteren Wettbewerbsfähigkeit von Biodiesel im Vergleich zu Mineraldiesel. Trotz diverser Klagen

Die geringere Erntemenge und die oftmals geringeren Ölgehalte in der EU bzw. in Deutschland bestimmen die Preisentwicklung. Nachdem die Warenterminbörse MATIF, Paris am 31.08.2007 den November 2007-Termin mit 350,00 Euro/t bewertete, zogen die Rapskurse bis zum 05.09.2007 auf 359,00 Euro/t an. Damit liegt der November-Termin in Paris zwischenzeitlich 37 % über dem Preisniveau ein Jahr zuvor.

Auch an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada ziehen die Rapskurse im Kielwasser der Sojanotierungen weiter an. Mit umgerechnet 296,18 Euro/t notierte der November-Termin zuletzt rund 10,60 Euro/Tonne höher als im Durchschnitt der Vorwoche.

Die Großhandelspreise an der Produktenbörse Hamburg wurden zuletzt mit 350 Euro/t netto notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurden Rapssaaten auf Großhandelsebene mit 338-341 Euro/t netto zur prompten Lieferung gehandelt.

 

Fakten

  • Welt: Steigender Verbrauch - schrumpfende Endbestände
    Die Produktion der sieben wichtigsten Ölsaaten weltwelt dürfte deutlich niediger ausfallen als zunächst erwartet. Das Analysehaus Oil World hat seine Schätzungen am 05.09.2007 um 3 Mio.t nach unten korrigiert und geht jetzt von einer globalen Erzeugung von 384 Mio.t aus. Bereits am 10.08.2007 hatte das amerikanische Landwirtschaftsministerium seine Erwartungen auf 391 Mio.t zurückgenommen. Sollten sich die Erwartungen der Analysten bestätigen, ist mit einer Welternte zu rechnen, die 12-13,5 Mio.t unter dem Vorjahresergebnis liegt.

    Da der weltweite Bedarf für Nahrungs- und Nicht-Nahrungszwecke weiter stark wächst - erwartet wird ein Plus in Höhe von 10-14 Mio.t -, bleibt die Versorgungslage äußerst eng und die Lagerbestände schrumpfen weiter.

    Hausse-Tendenz

 

  • EU und Deutschland: Ernteerwartungen schrumpfen
    Anfang des Jahres wurde in der EU-27 noch mit einer Rapserzeugung von 18,5 bis 19,0 Mio.t gerechnet. Seitdem wurden die Ernteerwartungen stetig nach unten korrigiert: Eine ausgeprägte Frühjahrstrockenheit in ganz Europa, Hitze- und Sommertrockenheit in Südeuropa und eine regnerische Witterung während Erntezeit in Nordeuropa haben nicht nur die Erträge , sondern auch die Ölgehalte sinken lassen. Jetzt wird im besten Fall noch eine Ernte von 17 Mio.t prognostiziert, andere Schätzungen gehen von einer noch niedrigeren Erzeugung aus. Mit der Ernte 2006 wurden 15,9 Mio.t Raps geerntet.

    Da der Verbrauch in der EU-27 über 18 Mio.t liegen dürfte, besteht auch in diesem Jahr in der EU ein Produktionsdefizit. Damit ist die EU weiter auf Importe angewiesen.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Zwischenzeitlich ist klar geworden, daß auch bei Öl- bzw. Rapssaten eine Defizitproduktion den Markt prägt. Weltweit niedrigere Ernten und der steigende Verbauch führen zu schrumpfenden Lagerbeständen.

Nach meiner persönlichen Einschätzung wird die Knappheit an den Märkten, die steigenden Kurse am Sojamarkt wie auch die Hausse an den europäischen und internationalen Getreidemärkten für weitere - wenn auch abgeschwächte - Preisanstiege sorgen.

Für die Ernte 2008 bieten sich mit Preisgeboten von 300-320 Euro/t ex-Ernte franko Landhandelslager ebenfalls attraktive Vermarktungsmöglichkeiten. Ab-Hof lassen sich sogar rund 10 Euro/t mehr erzielen. Auch wenn zu diesem frühen Zeitpunkt die Saat noch nicht einmal gekeimt hat, so sollte durchaus in Erwägung gezogen werden, bereits frühzeitig eine Teilabsicherung der Ernte 2008 vorzunehmen.

 
 
 
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