Schlachtschweine: Hohe Produktionskosten und niedrige Erlöse
G. Krug-Lehmann krug-lehmanng@llh.hessen.de Stand: 24.05.2007


Die Schweineprodukion stieg im Jahr 2006 in Deutschland noch einmal kräftig an. Fast 50 Mio. Tiere - also rund 3% mehr Tiere als im Vorjahr - wurden geschlachtet.

Marktlage
Zusätzlich zur eigenen stetig gestiegenen Schweineproduktion stieg der Import von lebenden Schweinen vor allem aus den Niederlanden und Dänemark erheblich an. Der Verbrauch an Schweinefleisch im eigenen Land hingegen stagniert. Deutschland ist auf Exporte angewiesen. Wichtigste Handelspartner für Schweinefleisch sind Mittel- und Osteuropa.

Die Grafik zeigt die Schlachtentwicklung seit 1986 bis 2006. Sieht man von den Schlachtungen der ehemaligen DDR-Bestände ab gehen die Schlachtungszahlen kontinuierlich nach oben. Die Erweiterung der EU und die damit größeren Märkte bewirkten eine Produktionssteigerung. Die Aufnahmefähigkeit des Marktes scheint erreicht.

Die oben gezeigte Grafik zeigt, dass 2005 ein verhälnismäßig gleichbleibendes Preisgefüge herrschte. In 2006 wurden in Deutschland deutlich höhere Preise erzielt. Das Preishoch vom August 2006 mit Preisen bis 1,76 EUR/kg SG kann vermutlich in 2007 nicht erreicht werden . Die hohen Auszahlungspreise wurden möglich durch

  • das Ausbrechen der Maul- und Klauenseuche in Brasilien und dem folglich von vielen Ländern gegen Brasilien verhängten Handelsembargos und
  • das weniger schlachtreife Tiere durch das Ausbrechen der Schweinepest in Deutschland auf den Markt kamen.

Die Preisentwicklung der letzten Jahre zeigt deutlich, wie sensibel der Markt auf alle Einflüsse reagiert.

Die nachfolgende Tabelle zeigt den aktuellen Preisstand der Preisfeststellung für Hessen nach Schlachtgewicht und Handelsklasse (4. DVO). Nach einem Preiseinbruch gehen inzwischen die Kurse wieder langsam nach oben. Im vergangenen Jahr lag der Erlös in allen Handelsklassen mehr als 10 Cent über dem aktuell gezahlten Wert.

Schweinepreise nach der 4. DVO

HKl

Stk

SG Ø

MfA Ø

2007
Woche 20
14/05-20/05

2007
Woche 19
07/05-13/05

2007
Woche 18
30/04-06/05

2006
Woche 20
15/05-21/05

E: MfA >= 55 %

2.879

94,47

59,45

1,30 - 1,49

1,32 - 1,50

1,31 - 1,48

1,43 - 1,59

 

 

 

 

Ø 1,40

Ø 1,41

Ø 1,39

Ø 1,52

U: MfA 50-54,9 %

747

95,74

53,15

1,12 - 1,33

1,16 - 1,32

1,15 - 1,29

1,26 - 1,40

 

 

 

 

Ø 1,22

Ø 1,26

Ø 1,25

Ø 1,35

E-P

3.823

93,33

57,79

1,24 - 1,47

1,25 - 1,48

1,27 - 1,46

1,33 - 1,57

 

 

 

 

Ø 1,36

Ø 1,37

Ø 1,35

Ø 1,47

M1: vollfl. Sauen

42

174,3

 

0,73 - 1,02

0,89 - 1,09

1,00 - 1,09

1,10 - 1,25

 

 

 

 

Ø 0,94

Ø 1,04

Ø 1,06

Ø 1,17

Auf den europäischen Märkten ist ein einheitliches Preisniveau zu erkennen. Durch die Einführung des Euro sind die Märkte einheitlicher geworden. Europäische Erzeuger schreiben jedoch derzeit rote Zahlen. In den maßgeblichen europäischen Erzeugerländern sind die Produktionskosten nicht mehr gedeckt. Explodierende Futterkosten, hohe Auflagen bei Tiertransporten, und immer strengere Hygienerichtlinien verteuern die Produktion. Zusätzlich ist das große Angebot an Schweinen schwieriger zu vermarkten.

Erschwerend für den europäischen Schweinemarkt ist derzeit der Streit zwischen Polen und Russland. Russland verhängte mit dem Hinweis auf Hygienemängel ein Handelembargo gegen Polen. Während Russland den Standpunkt vertritt, dass es sich um eine rein bilaterale Angelegenheit handelt betonen die übrigen EU Länder ihre Solidarität mit Polen. Hervorgehoben wird vom Kommissionspräsident José Manuel Barroso und unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel das der Hygienestand in Europa, und damit auch in Polen, der höchste der Welt ist. Die Lage scheint sich seit Montag etwas zu entspannen. Laut Nachrichtenagenturen soll Präsident Putin den russischen Landwirtschaftsminister aufgefordert haben in einen Dialog mit den EU-Vertretern einzusteigen.

 

Fakten

  • Die Preise für Schlachtschweine sind vom Weltmarktpreis abhängig.
  • Die Kurse in Europa sind stark vom Export abhängig. Auch innerhalb Europas gibt es starke Konkurrenz um Marktanteile.
  • Wie das Handelembargo gegen Polen zeigt, kann ein Disput zwischen einem Mitgliedstaat der EU und z.B. Russland den Handel negativ beeinflussen.
  • In Deutschland werden viele Schweine produziert. Die Nachfrage ist im eigenen ist Land kaum noch steigerungsfähig. Deutschland ist auf Exporte angewiesen.
  • Auch Verarbeitungsbetriebe haben Schwierigkeiten zu bestehen. Einzig auf der Vermarktungsebene werden derzeit Gewinne eingefahren. Für die Erzeuger bedeutet dies unter Umständen längere Transportkosten zu den Schlachtstätten.

 

Prognose
Durch den hohen Qualitätsstandard in Europa und die effektive Bekämpfung von Seuchen konnten Märkte in anderen Ländern bisher gehalten bzw. neu gewonnen werden. Mit der Erweiterung der EU kommen neue Aspekte, und manchmal auch neue Probleme hinzu. Marktverschiebungen sind auch auf dem Schlachtschweinemarkt möglich. Europa muss weiter an guten Konzepten arbeiten. Im Alleingang kann keiner der EU-Mitgliedsstaaten bestehen.

 
 
 
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