Weizen: Preispoker
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.03.2007


Ein alte Weisheit besagt: Gute Preise regen die Produktion an. Weltweit soll die Weizenproduktion zur nächsten Ernte höher ausfallen. Dennoch: Das Angebot bleibt knapp. Der Preispoker um die ex-Ernte-2007-Preise hat begonnen.

Marktlage
Eine schwache Umsatztätigkeit kennzeichnet die derzeitige Lage am Weizenmarkt. Dennoch können sich die Kurse auf hohem Niveau halten und teilweise sogar nochmals leicht anziehen. Auch die Weizen-Auschreibungen der BLE-Interventionsbestände, konnten den festen Trend nicht schwächen.

Zwar sprechen Marktbeteiligte von erwarteten Kursrückgängen, die Geschäfte werden dennoch auf dem bisherigen hohen Niveau abgeschlossen. Die Erzeugerpreise Hessen liegen derzeit bei Nettopreisen von bis zu 145 Euro/t für A-Weizen bzw. 140 Euro/t für B-Weizen franko Landhandelslager. Ab-Hof-Geschäfte in der Strecke liegen 7-8 Euro/t darüber. Bei dringendem Bedarf der Käufer lassen sich entsprechende Preisaufschläge realisieren.

Die extrem niedrigen internationalen Lagerbestände bringen eine leichte Nervosität in das internationale Geschäft. Da die USA derzeit als Exporteur die Stimmung am Weltmarkt bestimmen, wirken sich die Marktverhältnisse in den USA auch auf die Exportchancen der EU und damit auf unsere hiesigen Preise aus. Nachdem sich US-Weizen seit Oktober 2006 deutlich verteuert hat, geben die Kurse seit Wochen wieder nach. Derzeit notiert Hard-Red-Winter-Weizen an der Warenterminbörse KCBT, Kansas/USA mit umgerechnet rund 141 Euro/t.

Zuletzt konnten die USA erneut den EU-Exporteuren Geschäfte in Richtung Nordafrika vor das Nase "wegschnappen". Nachdem Rußland und die Ukraine inzwischen wieder mit günstigen Preisen am Weltmarkt aktiv sind, hat der Kursverlauf seinen Preisgipfel erreicht.

Inzwischen prägen die höheren Ernteprognosen für die kommende Saison 2007/08 und die Aufstockung der Exportkontingente in der Ukraine den Markt. Daher niegen die Kurse inzwischen wieder leicht zur Schwäche.

 

Fakten

  • Welt: Größere Anbaufläche - höhere Ernte
    Die Landwirte haben weltweit die Weizen-Anbauflächen ausgedehnt. Für das kommende Wirtschaftsjahr 2007/08 rechnen die Analysten des Internationalen Getreiderates mit einer Ausweitung der Weizenanbaufläche um 3,5 %. Da zudem mit höheren Hektar-Erträgen gerechnet wird, könnte die Weizen-Produktion auf 624 Mio.t steigen und damit 34 Mio.t über dem Vorjahresergebnis liegen.

    Vor allem für Europa, Osteuropa, USA, Südamerika, Indien und Australien wir mit einer größeren Ernte gerechnet, sofern weiterhin günstige Wachstumsbedingungen bestehen.

  • Von einer komfortablen oder gar üppigen Versorgungslage kann man dennoch nicht sprechen, da einerseits die weltweiten Lagervorräte auf ein Minimum von 116 Mio.t (Vj.: ) geschrumpft sind und andererseits der weltweite Bedarf für Nahrung, Futtermittel und als Energierohstoff ständig steigt. Das Angebot-Nachfrage-Verhältnis dürfte auch in der nächsten Saison äußerst knapp ausfallen.
    Hausse-Tendenz

 

  • Deutschland
    Zur kommenden Ernte 2007 haben die Landwirte in Deutschland auf 5,52 Mio. Hektar Wintergetreide ausgesät. Damit erhöhte sich die Fläche für Wintergetreide insgesamt geringfügig um 0,4 % gegenüber dem Vorjahr. Die Anbaufläche von Winterweizen, der anbaustärksten Getreideart in Deutschland, sank jedoch um 2 % auf 2,99 Mio. Hektar.

  • Geht man von einer insgesamt durchschnittlichen Ernte aus, so ist zu erwarten, daß das Angebot an Weizen in der nächsten Saison 2007/08 knapp ausfallen dürfte. Einer zu erwartenden Ernte von 22 Mio.t steht ein theroretischer Bedarf von 21 bis 24 Mio.t gegenüber. Als neuer Absatzsektor kommt der Bedarf der im Aufbau befindlichen Bioethanol-Industrie hinzu. Sollte es zu Qualitätsbeeinträchtigungen kommen, fällt die Versorgungslage noch knapper aus.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Insgesamt ist in den kommenden Wochen mit stärkeren Preisschwankungen am EU-Weizenmarkt zu rechnen als in der Vergangenheit. Vor allem der Ausverkauf der Intervention und der stärkere Einfluß des Weltmarktes machen den Weizenmarkt inzwischen zu einem Wettermarkt.

Laut neuester Schätzungen soll die Welt-Weizenernte 2007/08 deutlich ausgedehnt worden sein. Man geht von einer Ausweitung der weltweiten Anbaufläche um 3,5 % aus, so daß die kommende Weizenernte mit geschätzten 621 Mio.t rund 32 Mio.t höher als in dieser Saison liegen dürfte. Ich befürchte daher, daß die höheren Ernteprognosen den Preisanstieg demnächst stärker bremsen.

Derzeit werden für Standard-Brotweizen ex-Ernte 2007 zwischen 125 und 130 Euro/t netto franko Landhandelslager geboten. Teilweise liegen die Preisvorstellungen der Käufer auch darunter. Manchmals lassen sich auch höhere Vorvertragspreise erzielen. Der Grund für die breite Preisspanne ist in der unterschiedlichen Bewertung der Hausse- und Baisse-Faktoren zu suchen:

Preisdrückende Einflüsse - Baisse-Faktoren:
• Ausweitung der Weizen-Anbaufläche auf der Nordhalbkugel
• daher höhere Ernteerwartung für die nächste Saison 2007/08
• zunehmende Konkurrenz preisgünstiger Offerten aus Osteuropa
• Aufstockung des ukrainischen Exportkontingentes
• bisher keine nennenswerten Auswinterungsverluste in Europa und Deuschland

Preistreibende Einflüsse - Hausse-Faktoren:
• weltweit stark schrumpfende Lagerbestände
• wachsender Bedarf der Bioenergiebranche in der EU und weltweit
• wachsender Bedarf für Nahrung und Futtermittel
• Befürchtung von Sommertrockenheit in Regionen Rumäniens, Bulgariens,
  der Ukraine, und einigen Mittelmeeranrainern

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die Weizen-Preise in den kommenden Wochen weiterhin ihr hohes Preisniveau behaupten, da das Angebot bis zur nächsten Ernte begrenzt bleibt. In den Wochen vor der nächsten Ernte rechne ich jedoch damit, daß die Kurse stärker unter Druck geraten könnten - sofern die Bestandsentwicklung weiterhin günstig verläuft.

Nach der Ernte dürften sich die Kurse nach meiner persönlichen Schätzung rund 15  Euro/t unter dem derzeitigen Preisniveau einpendeln. Der höhere Bedarf für den Export und die im Aufbau befindliche Ethanolindustrie in der EU dürften jedoch einen stärkeren Preisrückgang verhindern.

 
 
 
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