Soja: Hausse-Trend gegen alle Marktgesetze
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 14.02.2007


In Südamerika kündigt sich erneut eine Rekordernte an. Die weltweiten Lagerbestände wachsen weiter an. Dennoch streben die Soja-Preise weiter nach oben. Die Ausdehnung der US-Biodiesel-Produktion läßt die Kurse weiter steigen.

Marktlage
Die jüngste Analyse des US-Landwirtschaftsministerium bestätigt die Erwartung der Marktbeteiligten: Die Soja-Produktion 2006/07 wird wohl erneut Rekordniveau erreichen und die weltweiten Lagerbestände dürften weiter anwachsen. Noch nie wurde weltweit so viel Soja angebaut wie in der Saison 2006/07.

Dennoch folgen die Sojapreise noch immer ihrem Hausse-Trend und steigen wöchentlich weiter an. Verkehrte Welt? Eigentlich nicht! Bis zum März sind die USA Hauptanbieter am internationalen Markt und dominieren daher das Weltmarkt-Preisniveau. Derzeit prägen die steigende Nachfrage (Futtermittel, Biodiesel ...) und die Erwartung einer niedrigeren Anbaufläche im Jahr 2007 die Preisentwicklung in den USA.

Da die US-Märkte als Leitmärkte fungieren, steigen folglich auch die Kurse weltweit an.

Trotz der schwächeren Umsätze in den letzten Wochen zogen die Preise weiter an. Die seit August 2006 beständig steigenden Kurse an der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA verhindern, daß trotz des hierzulande ausreichenden Angebotes Schwächesignale entstehen.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Endkundenpreisen ziehen die Kurse weiter an. Mit Endkundenpreisen von 230-245 Euro/t netto liegen die Preise deutlich über dem Vorjahresniveau.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Sojaschrot-Preis auf Großhandelsebene mit 208 Euro/t netto zur prompten Lieferung rund 22,50 Euro/t höher als im Dezember notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde Sojaschrot auf Großhandelsebene mit 223-224 Euro/t netto zur prompten Lieferung 17,50 Euro/ höher als im Dezember gehandelt.

 

Fakten

  • Welt: Und wieder eine Rekordernte !
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner neuesten Prognose vom 09.02.2007 die Welt-Sojabohnen-Ernte 2006/07 mit 228,4 Mio.t auf neuer Rekordhöhe geschätzt. Die Produktion in Brasilien und Argentinien wird mit 56,0 bzw. 44,0 Mio.t ebenfalls auf Rekordniveau gesehen.

    Damit dürften die weltweiten Soja-Endbeständen anwachsen. Mit 57,4 Mio.t Sojabohnen (Vj.: 52,2) soll der weltweite Überhang aus der Saison 2006/07 rund 10 % höher als im Vorjahr ausfallen. Die Lagerbestände steigen folglich weiter an.

  • Rekordernten und steigende Endbeständen: Das sind die fundamentalen Daten! Da die US-Farmer weitere Preissteigerungen abwarten, halten sie weiterhin ihre Ware zurück. Das bedeutet, daß das Angebot trotz Überproduktion begrenzt bleibt. Doch irgendwann müssen Rechnungen bezahlt, Läger geräumt und die alte Ernte verkauft werden. Dann ist mit einer erheblichen Verstärkung des Preisdrucks zu rechnen.

    kurzzeitig noch Hausse-Tendenz, ab Mitte März erneute Preisschwäche

 

  • Endbestände wachsen auf Rekordhöhe
    Die USDA-Prognose geht davon aus, daß die Endbestände neue Rekordhöhen erreichen. Für den Anstieg der Lagerbestände sind vor allem die USA und Argentinien verantwortlich, die ihre Produktion am stärksten ausgebaut haben.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,9
    32,2
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/03
    197,1
    40,7
    75,0
    4,9
    52,0
    15,9
    35,5
    12,5
    2003/04
    186,8
    35,7
    66,8
    3,1
    51,0
    15,4
    33,0
    12,7
    2004/05
    215,7
    48,2
    85,0
    7,0
    53,0
    16,8
    39,0
    17,0
    2005/06
    217,9
    52,2
    83,4
    12,2
    55,0
    15,3
    40,5
    17,5
    2006/07 - Prognose
    11.12.2007
    226,8
    55,7
    87,2
    15,4
    56,0
    15,4
    42,0
    17,8
    12.01.2007
    226,9
    56,2
    86,8
    15,7
    56,0
    15,4
    42,5
    18,0
    09.02.2007
    228,4
    57,4
    86,8
    16,2
    56,0
    15,4
    44,0
    19,0
    Quelle: USDA

    Baisse-Tendenz

 

  • USA baut Biosprit-Produktion deutlich aus
    Und in den USA spielt seit kurzem das Thema Biosprit eine neue und erhebliche wichtigere Rolle. Bereits Anfang Januar 2007 hat die Biodieselproduktion in den USA eine Produktionskapazität von 2,89 Mio.t erreicht. Bis zum Ende des Jahres wird ein weiterer Ausbau der Kapazitäten auf bis zu 6,6 Mio.t und bis Ende 2008 auf bis zu 8,3 Mio.t erwartet.

    Der steigende Bedarf für die expandierende Biodiesel-Produktion führt bereits jetzt zu deutlichen Preissteigerungen in den USA, da die Farmer vielfach den Rohstoff in der Erwartung weiterer Preissteigerungen im Lager lassen.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Derzeit signalisieren die südamerikanischen Bestände eine erneute Rekordernte, doch die Ernte im wichtigen Soja-Anbauregionen Brasiliens ist ins Stocken geraten. Tagelange, heftige Regenfälle haben die Ernte unterbrochen oder zumindest verlangsamt. Regional hat der Regen auch zu Schäden an den erntereifen Bestände geführt. Inzwischen wird das Wetter wieder trockener, doch noch sind viele Felder noch nicht befahrbar. Während nur in wenigen Regionen die Ernte bereits abgeschlossen wurde, konnten in anderen je nach Witterung und Region bisher nur 5 bis 30 % der Ernte eingebracht werden.

In Argentinen herrscht eine weitgehend günstige Witterung, wenn auch in einigen Regionen die Temperaturen etwas zu niedrig sind und regional Regen benötigt wird. Der regional auftretende Sojarost bleibt auch in den Regionen mit Regenfällen durch Pflanzenschutzmaßnahmen weitgehend beherrschbar.

Rekordernte hin - Lagerbestände her: Die USA fungieren nach wie vor als Leitmarkt für die internationale Preisentwicklung. Derzeit bleiben US-Bohnen oftmals im Lager - die US-Landwirte warten weitere Preissteigerungen ab. Zudem befürchten viele Marktteilnehmer, daß die Sojaanbaufläche 2007 in den USA zugunsten einer Anbauausdehnung bei Mais einschränkt wird. Am Leitmarkt USA dürften die Sojapreise kurzzeitig weiter leicht anziehen.

Ich bleibe dennoch bei meiner Einschätzung, daß der Sojamarkt - trotz der derzeitigen Preisanstiege - in einigen Wochen wieder in eine leichte Baisse-Phase geraten wird, sofern die Rekordernte in Südamerika nicht Dauerregen o.a. zum Opfer fällt.

 
 
 


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