Nach dem phänomenalen Kursanstieg um rund 75 % (!)
seit der Ernte scheint Braugerste seinen Preisgipfel erreicht zu haben. Der Malzrohstoff
ist weitgehend ausverkauft und die kommende Ernte verheißt lediglich eine
bescheidene Marktentspannung.
Marktlage
Während
Braugerste am Kassamarkt Woche für Woche noch ein leichtes Plus realisieren
konnte, entwickeln sich die Großhandelspreise an den Produktenbörsen
stabil bzw. geben leicht nach. Erzeuger erzielten zuletzt Preise von 185 bis
200 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 190 bis 220 Euro/t
netto loco Hof. Auch die die Warenterminkurse tendieren seit Jahresanfang seitwärts.
Die Großhandelspreise in Deutschland
notieren seit Jahresanfang leicht schwächer. Zuletzt wurde Braugerste an
der Produktenbörse Mannheim
mit 235-238 Euro/t für die Lieferung bis April 2007 rund 99,50 Euro
höher bewertet als im Vorjahr. Das entspricht einer Preissteigerung von 60 %
(!) im Vergleich zum Vorjahr.
Die seit Juli durch
eine Hausse-Phase geprägten Braugersten-Kurse an der europäischen Börse
Warenterminbörse RMX in Hannover
tendieren seit Jahresanfang seitwärts. Fehlende Umsätze sind hier auch
Zeichen für eine Markt, der seinen vorläufigen Preisgipfel erreicht
hat .
Fakten
Deutschland:
Bierabsatz im Jahr 2006 um 1,4% gestiegen
Im Jahr 2006 setzten
deutsche Brauereien 106,8 Millionen Hektoliter Bier ab. Nach Mitteilung des Statistischen
Bundesamtes waren das rund 1,4 Mio. Hektoliter oder 1,4 % mehr als im
Vorjahr. In den Zahlen sind der Absatz von alkoholfreien Bieren und Malztrunk
sowie das aus Ländern außerhalb der EU eingeführte Bier nicht enthalten.
Biermischungen
(Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften u.a. alkoholfreien Zusätzen) waren
mit 3,5 Mio. Hektoliter oder 3,3 % am gesamten Bierabsatz beteiligt.
Das ist ein Plus von 17,7 % gegenüber dem Jahr 2005.
Daraus ergibt
sich für den Absatz von unvermischtem Bier ein Plus gegenüber 2005 von 0,9 %.
86,0 % des gesamten Bierabsatzes im
Jahr 2006 waren für den Inlandsverbrauch bestimmt. Der Export-Absatz betrug 14,8 Mio.
Hektoliter Bier: 11,7 Mio. Hektoliter (+ 6,3%) davon gingen in die EU-Länder
und 3,1 Mio. Hektoliter (+ 8,5%) in Drittländer.
Hausse-Tendenz
Prognose
In
den kommenden Monaten wird die Versorgungslage am Braugerstenmarkt äußerst
eng bleiben. Weder regional, national, in der EU oder international lassen sich
nennenswerte Mengen beschaffen.
Vorkontrakte zur Ernte
2007 werden derzeit zu Erzeugerpreisen angeboten, die traditionellen Braugerstenstandorten
oder im Rahmen einer Fruchtfolgeausweitung eine wieder attaktivere Rendite ermöglicht.
Während die Warenterminkursen RMX für September 2007 Braugerste mit
175 Euro/t notiert, werden am Kassamarkt Vorverträge für die Ernte 2007 -
je noch Sorte, Parität und Kontraktmenge - zu Erzeugerpreisen von 155,00 bis 170,00
Euro/t netto ex-Ernte frei Landhandeslager, Valuta 1.10. zu den üblichen Qualitätskonditionen
angeboten.
Derzeit liegen die Preisaufschläge für
Braugerste im Vergleich zu Weizen zur Ernte 2007 bei über 40 Euro/t.
Der Braugersten-Anbau ist nach wie vor eine Produktion
für Spezialisten und bleibt auf bestimmte Anbauregionen begrenzt. Freie Flächen
zur Frühjahrsaussaat dürften häufig zur Produktion von Energierohstoffen
herangezogen werden, zumal deren Preise ebenfalls attraktiv sind und das Anbau-
und Qualitätsrisiko oftmals geringer ausfallen. Für die Versorgungslage
in der EU könnte sich daher auch für das Wirtschaftsjahr 2007/08 eine
Defizitproduktion abzeichnen.
Da zudem international die
Läger leergekauft sind, wird auch die nächste Ernte - auch wenn
sie Normalniveau erreichen sollte - nur eine geringe Marktentspannung bringen.
Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften daher die Preise
in den kommenden Monaten weiterhin hoch bleiben.
Die derzeit
angebotenen Vorkontrakte sind oftmals - in Absprache mit der aufnehmenden
Hand - an den Anbau einer bestimmten Sorte gebunden. In diesem Jahr ist es
vor allem die Sorte Braemer, die auch in Hessen bei den Sortenempfehlungen 1. Wahl
ist, gefolgt von der Sorte Belana. Für Hessen steht Braemer-Saatgut für
ca. 10.000 ha zum Verkauf bereit. Bundesweit sind für die kommende Anbausaison
keine größeren Engpässe beim Saatgutangebot zu erwarten.