Braugerste: Neue Anbaukonkurrenz "Energierohstoffe"
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 05.02.2007


Nach dem phänomenalen Kursanstieg um rund 75 % (!) seit der Ernte scheint Braugerste seinen Preisgipfel erreicht zu haben. Der Malzrohstoff ist weitgehend ausverkauft und die kommende Ernte verheißt lediglich eine bescheidene Marktentspannung.

Marktlage
Während Braugerste am Kassamarkt Woche für Woche noch ein leichtes Plus realisieren konnte, entwickeln sich die Großhandelspreise an den Produktenbörsen stabil bzw. geben leicht nach. Erzeuger erzielten zuletzt Preise von 185 bis 200 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 190 bis 220 Euro/t netto loco Hof. Auch die die Warenterminkurse tendieren seit Jahresanfang seitwärts.

Die Großhandelspreise in Deutschland notieren seit Jahresanfang leicht schwächer. Zuletzt wurde Braugerste an der Produktenbörse Mannheim mit 235-238 Euro/t für die Lieferung bis April 2007 rund 99,50 Euro höher bewertet als im Vorjahr. Das entspricht einer Preissteigerung von 60 % (!) im Vergleich zum Vorjahr.

Die seit Juli durch eine Hausse-Phase geprägten Braugersten-Kurse an der europäischen Börse Warenterminbörse RMX in Hannover tendieren seit Jahresanfang seitwärts. Fehlende Umsätze sind hier auch Zeichen für eine Markt, der seinen vorläufigen Preisgipfel erreicht hat .

 

Fakten

  • Deutschland: Bierabsatz im Jahr 2006 um 1,4% gestiegen
    Im Jahr 2006 setzten deutsche Brauereien 106,8 Millionen Hektoliter Bier ab. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes waren das rund 1,4 Mio. Hektoliter oder 1,4 % mehr als im Vorjahr. In den Zahlen sind der Absatz von alkoholfreien Bieren und Malztrunk sowie das aus Ländern außerhalb der EU eingeführte Bier nicht enthalten.

    Biermischungen (Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften u.a. alkoholfreien Zusätzen) waren mit 3,5 Mio. Hektoliter oder 3,3 % am gesamten Bierabsatz beteiligt. Das ist ein Plus von 17,7 % gegenüber dem Jahr 2005.

    Daraus ergibt sich für den Absatz von unvermischtem Bier ein Plus gegenüber 2005 von 0,9 %.

  • 86,0 % des gesamten Bierabsatzes im Jahr 2006 waren für den Inlandsverbrauch bestimmt. Der Export-Absatz betrug 14,8 Mio. Hektoliter Bier: 11,7 Mio. Hektoliter (+ 6,3%) davon gingen in die EU-Länder und 3,1 Mio. Hektoliter (+ 8,5%) in Drittländer.

    Hausse-Tendenz

 

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Prognose
In den kommenden Monaten wird die Versorgungslage am Braugerstenmarkt äußerst eng bleiben. Weder regional, national, in der EU oder international lassen sich nennenswerte Mengen beschaffen.

Vorkontrakte zur Ernte 2007 werden derzeit zu Erzeugerpreisen angeboten, die traditionellen Braugerstenstandorten oder im Rahmen einer Fruchtfolgeausweitung eine wieder attaktivere Rendite ermöglicht. Während die Warenterminkursen RMX für September 2007 Braugerste mit 175 Euro/t notiert, werden am Kassamarkt Vorverträge für die Ernte 2007 - je noch Sorte, Parität und Kontraktmenge - zu Erzeugerpreisen von 155,00 bis 170,00 Euro/t netto ex-Ernte frei Landhandeslager, Valuta 1.10. zu den üblichen Qualitätskonditionen angeboten.

Derzeit liegen die Preisaufschläge für Braugerste im Vergleich zu Weizen zur Ernte 2007 bei über 40 Euro/t.

Der Braugersten-Anbau ist nach wie vor eine Produktion für Spezialisten und bleibt auf bestimmte Anbauregionen begrenzt. Freie Flächen zur Frühjahrsaussaat dürften häufig zur Produktion von Energierohstoffen herangezogen werden, zumal deren Preise ebenfalls attraktiv sind und das Anbau- und Qualitätsrisiko oftmals geringer ausfallen. Für die Versorgungslage in der EU könnte sich daher auch für das Wirtschaftsjahr 2007/08 eine Defizitproduktion abzeichnen.

Da zudem international die Läger leergekauft sind, wird auch die nächste Ernte - auch wenn sie Normalniveau erreichen sollte - nur eine geringe Marktentspannung bringen. Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften daher die Preise in den kommenden Monaten weiterhin hoch bleiben.

Die derzeit angebotenen Vorkontrakte sind oftmals - in Absprache mit der aufnehmenden Hand - an den Anbau einer bestimmten Sorte gebunden. In diesem Jahr ist es vor allem die Sorte Braemer, die auch in Hessen bei den Sortenempfehlungen 1. Wahl ist, gefolgt von der Sorte Belana. Für Hessen steht Braemer-Saatgut für ca. 10.000 ha zum Verkauf bereit. Bundesweit sind für die kommende Anbausaison keine größeren Engpässe beim Saatgutangebot zu erwarten.

 
 
 
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