Bioenergie: US-Wintereinbruch läßt Rohölpreise steigen
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 01.02.2007


Der Wintereinbruch in den USA hat den Baisse-Trend am Rohölmarkt vorerst zum Stillstand kommen lassen. Nachdem die Absatzsituation bei Biodiesel in Deutschland seit Jahresanfang schwierig ist, dürfe die Nachfrage jetzt wieder größer ausfallen.

Marktlage
Überraschend deutlich wurden die Lagerbestände an Rohöl in den USA aufgebaut. Das geht aus den am 31.01.2006 veröffentlichten Zahlen des US-Energieministerium hervor: Rohöl +0,3 %, Heizöl/Diesel +1,2 %, Benzin +2,3 % gegenüber dem Vorjahr.

Der Markt reagierte auf die neueste Statistik zunächst mit Kursrückgängen. Allerdings geriet angesichts des kalten Winterwetters in den USA schnell die Nachfrage wieder ins Blickfeld und die Preise stabilisierten sich. Zuletzt konnten die Rohölpreise an allen Märkten wieder zulegen.

Die Preisanstiege bedeuten für den Biodieselmarkt, der in den letzten Tagen zunehmend unter Druck geraten ist, endlich eine Entspannung.

 

Biodiesel: Schwache Dieselpreise - rückläufiger Absatz
Die Situation am Biodieselmarkt hat seit Jahresbeginn - und damit seit dem Start der Besteuerung in Deutschland - deutlich verschlechtert. Biokraftstoffe sind in Deutschland zwar populär, doch der Wegfall des Steuervorteils in Höhe von 47 Cent/l für Biodiesel in Mischkraftstoffen und derzeit 9 Cent/l bei reinem Biodiesel macht dem Biosprit-Markt schwer zu schaffen.

Nachdem der Preisabstand zwischen Mineral- und Biodiesel im Juli 2006 noch bei 12-14 Cent/L lag, ist die Differenz inzwischen auf nur noch 4 Cent geschrumpft. Immer mehr Speditionen und LKW-Flottenbetreiber steigen aufgrund der geringeren Energieeffizent des Biodiesels wieder auf Mineraldiesel um.

Die sinkenden Absatzzahlen bei Biodiesel bringen auch den Rohstoff Rapsöl unter Preisdruck. Rohes Rapsöl erzielt an nordwesteuropäischen Hafenstandorten rund 30 Euro weniger als noch im Juli 2006.

 

Prognose
Derzeit bestimmt der Wintereinbruch im Nordosten der USA den Ölpreis. Solange dort das kalte Winterwetter dort anhält, ist nach meiner Einschätzung mit weiteren Preisanstiegen am Treib- und Brennstoffmarkt zu rechnen.

Baisse-Faktoren:
• weltweit steigende Vorräte bei Rohöl, Heizöl, Diesel und Benzin
• schwächere Rohölnachfrage in 2007 laut jüngster Prognose der OPEC
• geringerrer Brennstoffverbrauch infolge des milden Winters auf der Nordhalbkugel
• weltweiter Bestandsaufbau
• US-Dollar weiterhin auf niedrigem Kursniveau

Hausse-Faktoren:
• Wintereinbruch in den USA
• weiterhin unsichere Situation im Nahen Osten
• Ankündigung der US-Regierung, in den nächsten Monaten 11 Mio. Barrel Rohöl
  (1 Barrel =159 Liter) zur Aufstockung der Strategischen Reserve zu kaufen
• steigende Importnachfrage durch China

Den Biodieselpreisen kommen die steigenden Rohölpreise zugute und stabilisieren die Marktsituation. Ich erwarte in den nächsten Wochen wieder bessere Absatzzahlen bei Biodeisel und folglich eine stärkere Nachfrage der Biodiesel-Hersteller nach Rapsöl. Die Rapsöl-Preise dürften daher in den kommenden Tagen wieder leicht anziehen.

 
 
 

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