Drastisch gesunkene Rohölpreise infolge der warmen Witterung,
rückläufige Kurse bei Pflanzenöl und die Besteuerung von Biodiesel haben auch
die Preise für Rapssaat unter Druck gebracht. Jetzt bringen steigende Sojakurse
die Trendwende.
Marktlage
Die
Rohölpreise rutschen weiter ab. Gestern notierte die Nordsee-Rohölsorte Brent
in London mit 52,26 US-Dollar/Barrel (298,52 Euro/t) so niedrig wie
seit April 2005 nicht mehr. Mit den sinkenden Rohölpreisen gerieten auch
die Kurse für pflanzliche Öle und somit auch für Rapsöl deutlich
unter Druck.
Die Rapssaatenpreise blieben von dieser Entwicklung
nicht unberührt: Die Kurse reagierten auf die negativen Vorgaben ebenfalls
mit leichten Preiseinbußen, zumal auch die Umsätze am Jahresanfang saisonüblich
schwach ausfallen. Bisher konnte sich die Preisschwäche allerdings nicht völlig
bis zur Erzeugerebene durchsetzen.
Auch an der europäischen
Warenterminbörse MATIF, Paris fielen die Notierungen schwächer aus.
Die Käufer halten sich am Markt in der Hoffnung auf weitere Preisrückgänge zurück,
so daß sich der Preisdruck verstärkt.
Inzwischen hat sich die Marktsituation wieder
leicht gewendet. Die steigenden Kurse am US-amerikanischen Sojamarkt verschaffen
sowohl dem kanadischen wie auch dem europäischen Raps erneute Kursgewinne
an den Warenterminbörsen und stabile Preise an den Kassamärkten.
Fakten
Niedriger Rohölkurs drückt die Rapsöl-Preise
Rückläufige
Rohölkurse und die Besteuerung seit dem Jahresanfang haben den Herstellern
von Biodiesel einen schwierigen Start in das neue Jahr verschafft. Der Verband
der deutschen Biokraftstoff-Industrie (VDB), Berlin spricht von einem "dramatischen
Einbruch im Biodieselmarkt" und einem Auftragsrückgang "von mehr als
50 %".
Marktbeobachter erwarten, daß die
Biodiesel-Produktionskapazität in Deutschland in diesem Jahr auf 3,5 bis
4 Mio.t ausgeweitet wird. Derzeit werden im Zuge der 4,4-prozentigen Beimischung
zu Mineraldiesel etwa 1,5 Mio.t Biodiesel pro Jahr abgesetzt. Konsequenterweise
wird die Ölmühlenkapazität ebenfalls von zurzeit ca. 5,5 auf rund 8,0 Mio.t
Ende 2007 ausgebaut.
Die Beimischungsquoten und die Biokraftstoff-Steuer
gelten völlig unabhängig von der akuellen Preisentwicklung bei Rohöl und seinen
Raffinaten, so daß rückläufige Rohölkurse die Gewinnmargen
der Hersteller schmälern.
Baisse-Tendenz
Wetterrisiko
Ob der Winter 2006/07 das
Ergebnis des Klimawandels ist oder lediglich die Reihe der seltenen, besonders
milden Winter in der Geschichte fortführt, sei dahingestellt. Nicht zu übersehen
ist jedoch, daß die Entwicklung der Rapsbestände weit vorangeschritten
ist. Da es praktisch keinerlei Wachstumsstillstand gegeben hat, haben sich die
Feldbestände üppig entwickelt. Frost und Schnee stellen inzwischen ein
ernst zu nehmendes Witterungsrisiko dar.
Baisse-Tendenz bei milder Witterung, Hausse-Tendenz
bei Wintereinbruch
Prognose
Nach
wie vor besteht unter den Analysten keine einheitliche Einschätzung bezüglich
der weiteren Entwicklung der Rohölpreise. Viele betrachten den Preiseinbruch bei
Rohöl - als Reaktion auf die warme Witterung im Osten der USA und in Europa -
als überzogen. Nach meiner persönlichen Einschätzung wird die Baisse-Entwicklung
vorerst weiter anhalten.
Ich erwarte daher für pflanzliche
Öle und Rapssaat in den kommenden Wochen keine preissteigernden Impule durch
den Rohölmarkt. Dagegen dürfte die Beimischungsquote und der wachsende
Bedarf der Biodiesel-Hersteller für eine kontinuierliche Nachfrage und einen
insgesamt stabilen Kursverlauf sorgen. Zudem gehen die frei verfügbaren Vorräte
aus der Ernte 2006 allmählich zur Neige .
Der weitere
Kursverlauf dürfte vor allem von der Wetterentwicklung in Europa in den nächsten
Wochen abhängen. Da das Wetterrisiko derzeit mit jedem Vegetationstag größer
wird, werden die Wetterprognosen bei der Preisfindung eine zunehmend wichtigere
Rolle spielen.
Grundsätzlich bleiben die Marktchancen für
Rapssaat jedoch günstig: In der EU soll der Biospritanteil bis 2020 von derzeit
knapp 1 % auf mind. 10 % gesteigert und zugleich der Anteil erneuerbarer
Energien am Energieverbrauch von zur Zeit 7 % auf 20 % erhöht werden.
Die Energiepolitik der EU prophezeit gute Aussichten für einen weiterhin
steigenden Bedarf an Rapsöl und folglich gute Rapssaaten-Preise.