Rapssaat: Wetterrisiko
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 17.01.2007


Drastisch gesunkene Rohölpreise infolge der warmen Witterung, rückläufige Kurse bei Pflanzenöl und die Besteuerung von Biodiesel haben auch die Preise für Rapssaat unter Druck gebracht. Jetzt bringen steigende Sojakurse die Trendwende.

Marktlage
Die Rohölpreise rutschen weiter ab. Gestern notierte die Nordsee-Rohölsorte Brent in London mit 52,26 US-Dollar/Barrel (298,52 Euro/t) so niedrig wie seit April 2005 nicht mehr. Mit den sinkenden Rohölpreisen gerieten auch die Kurse für pflanzliche Öle und somit auch für Rapsöl deutlich unter Druck.

Die Rapssaatenpreise blieben von dieser Entwicklung nicht unberührt: Die Kurse reagierten auf die negativen Vorgaben ebenfalls mit leichten Preiseinbußen, zumal auch die Umsätze am Jahresanfang saisonüblich schwach ausfallen. Bisher konnte sich die Preisschwäche allerdings nicht völlig bis zur Erzeugerebene durchsetzen.

Auch an der europäischen Warenterminbörse MATIF, Paris fielen die Notierungen schwächer aus. Die Käufer halten sich am Markt in der Hoffnung auf weitere Preisrückgänge zurück, so daß sich der Preisdruck verstärkt.

Inzwischen hat sich die Marktsituation wieder leicht gewendet. Die steigenden Kurse am US-amerikanischen Sojamarkt verschaffen sowohl dem kanadischen wie auch dem europäischen Raps erneute Kursgewinne an den Warenterminbörsen und stabile Preise an den Kassamärkten.

 

Fakten

  • Niedriger Rohölkurs drückt die Rapsöl-Preise
    Rückläufige Rohölkurse und die Besteuerung seit dem Jahresanfang haben den Herstellern von Biodiesel einen schwierigen Start in das neue Jahr verschafft. Der Verband der deutschen Biokraftstoff-Industrie (VDB), Berlin spricht von einem "dramatischen Einbruch im Biodieselmarkt" und einem Auftragsrückgang "von mehr als 50 %".

    Marktbeobachter erwarten, daß die Biodiesel-Produktionskapazität in Deutschland in diesem Jahr auf 3,5 bis 4 Mio.t ausgeweitet wird. Derzeit werden im Zuge der 4,4-prozentigen Beimischung zu Mineraldiesel etwa 1,5 Mio.t Biodiesel pro Jahr abgesetzt. Konsequenterweise wird die Ölmühlenkapazität ebenfalls von zurzeit ca. 5,5 auf rund 8,0 Mio.t Ende 2007 ausgebaut.

    Die Beimischungsquoten und die Biokraftstoff-Steuer gelten völlig unabhängig von der akuellen Preisentwicklung bei Rohöl und seinen Raffinaten, so daß rückläufige Rohölkurse die Gewinnmargen der Hersteller schmälern.
    Baisse-Tendenz

 

  • Wetterrisiko
    Ob der Winter 2006/07 das Ergebnis des Klimawandels ist oder lediglich die Reihe der seltenen, besonders milden Winter in der Geschichte fortführt, sei dahingestellt. Nicht zu übersehen ist jedoch, daß die Entwicklung der Rapsbestände weit vorangeschritten ist. Da es praktisch keinerlei Wachstumsstillstand gegeben hat, haben sich die Feldbestände üppig entwickelt. Frost und Schnee stellen inzwischen ein ernst zu nehmendes Witterungsrisiko dar.
    Baisse-Tendenz bei milder Witterung, Hausse-Tendenz bei Wintereinbruch

 

Prognose
Nach wie vor besteht unter den Analysten keine einheitliche Einschätzung bezüglich der weiteren Entwicklung der Rohölpreise. Viele betrachten den Preiseinbruch bei Rohöl - als Reaktion auf die warme Witterung im Osten der USA und in Europa - als überzogen. Nach meiner persönlichen Einschätzung wird die Baisse-Entwicklung vorerst weiter anhalten.

Ich erwarte daher für pflanzliche Öle und Rapssaat in den kommenden Wochen keine preissteigernden Impule durch den Rohölmarkt. Dagegen dürfte die Beimischungsquote und der wachsende Bedarf der Biodiesel-Hersteller für eine kontinuierliche Nachfrage und einen insgesamt stabilen Kursverlauf sorgen. Zudem gehen die frei verfügbaren Vorräte aus der Ernte 2006 allmählich zur Neige .

Der weitere Kursverlauf dürfte vor allem von der Wetterentwicklung in Europa in den nächsten Wochen abhängen. Da das Wetterrisiko derzeit mit jedem Vegetationstag größer wird, werden die Wetterprognosen bei der Preisfindung eine zunehmend wichtigere Rolle spielen.

Grundsätzlich bleiben die Marktchancen für Rapssaat jedoch günstig: In der EU soll der Biospritanteil bis 2020 von derzeit knapp 1 % auf mind. 10 % gesteigert und zugleich der Anteil erneuerbarer Energien am Energieverbrauch von zur Zeit 7 % auf 20 % erhöht werden. Die Energiepolitik der EU prophezeit gute Aussichten für einen weiterhin steigenden Bedarf an Rapsöl und folglich gute Rapssaaten-Preise.

 
 
 
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