Kartoffeln: Preiskorrektur nach Regenvorhersage
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 25.07.2006


Die Kartoffelbestände leiden unter Hitzestreß. Bestände ohne Beregnung haben kaum noch einen Mengenzuwachs. Bestände in besonders trockenen Gegenden brechen zusammen. Dennoch gaben die Preise gestern deutlich nach.

Marktlage
Gestern kam es erstmals seit Wochen zu einer krassen Korrektur bei den Kartoffelpreisen. Nachdem sich einige Regionen in Deutschland am Wochenende über Niederschlägen freuen konnten, gaben die Kurse zum Beispiel an der Warenterminbörse RMX, Hannover für den London-Potato-Kontrakt deutlich nach. Nachdem die Kurse seit Wochen immer neue Rekordstände erreichten, brachte der gestige Handelstag einen Preiseinbruch.

Auch der Kassamarkt reagierte auf die Niederschläge mit etwas schwächeren Preisen. Obwohl die Nachfrage nach Speisekartoffeln gegenüber der Vorwoche etwas lebhafter ausfiel, nahmen die Abpacker die Preise bereits gegen Ende der letzten Woche leicht zurück. Entgegen den Erwartungen reagierte auch die Großhandelsstufe teilweise mit schwächeren Tendenzen.

Dennoch liegen die Erzeugerpreise in Hessen für vorwiegend festkochenden Sorten mit zuletzt 18,86 Euro/100 kg noch mehr als 10 Euro über dem Preisnioveau des Vorjahres. Herausgebildet hat sich zwischenzeitlich ein deutlicher Preisabstand zwischen vorwiegend festkochenden und festkochenden Sorten. Während sich Salatware einer regen Nachfrage erfreut, erfolgt der Absatz der vorwiegend festkochenden Sorten ferienbedingt schleppend.

 

Fakten

  • Trockenheit und Erntefortgang
    Die Rodearbeiten sind in vielen Gebieten Hessens problematisch wegen der Trockenheit des Bodens. Bei den mittelfrühen Sorten ohne Bewässerung zeichnen sich immer stärker Ertrags-, Qualitäts- und Sortierungsprobleme ab. Derzeit werden die mittelfrühen Sorten mit Erträgen um 30 t/ha gerodet, dennoch ist das Angebot derzeit bedarfsdeckend. Die Kartoffeln sind aufgrund der Trockenheit überwiegend kleinfallend.

    Der Mengenzuwachs fehlt trockenheitsbedingt in vielen Regionen. Auch die Betriebe mit Beregnung erzielen nicht die erwarteten Erträge. Qualitäten und Sortierungen fallen äußerst heterogen aus, je nach Niederschlagsmenge und Region. Einige Partien sind dagegen nicht vermarktungsfähig aufgrund von Untersortierungen. Eine knappe Versorgung mit Übergrößen ist vorhersehbar.

    Ein weiterer Ertragszuwachs ist unter diesen Bedingungen nicht zu erwarten, regional ist es bereits zum Zusammenbruch von Kartoffelbständen gekommen.
    Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Derzeit gibt die Wetterentwicklung die Richtung am Kartoffelmarkt vor. Sollte die Trockernheit in weiten Gebieten Deutschlands weiter anhalten, sind erneute Preisbefestigungen zu erwarten.

Baisse-Faktoren
• schwache Verbrauchernachfrage aufgrund der sommerlichen Hitze
• niedrigere Umsätze aufgrund der Hauptferienzeit
• daher regional zögerliche Abnahme von Vertragsware
• seit Jahren rückläufige Absätze am Frischkartoffelmarkt

Hausse-Faktoren
• zunehmende Ertrags-, Qualitäts- und Sortierungsprobleme
• vorgezogene Deckungskäufe durch Verpacker und Großhandel

 

 
 
 

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