Ferkel: Preisspitze erreicht ?
Kajo Hollmichel hollmichelk@llh.hessen.de Stand: 05.07.2006


Der Ferkelmarkt bleibt von den Turbulenzen am Schlachtschweinemarkt nahezu unberührt. Bei hohen M1-Geschlachtet-Preisen sollten Ferkelerzeuger über eine Sauenbestands-Verjüngung nachdenken.

Marktlage
Der Ferkelmarkt bleibt bisher von den Turbulenzen am Schlachtschweinemarkt nahezu unberührt und zeigt sich weiterhin weitestgehend stabil.

In einzelnen Regionen wie beispielsweise in Weser-Ems (z.B. Bentheim-Meldung: -2 Euro/Ferkel) bauen sich saisonbedingt wieder leichte Ferkelüberhänge auf, so daß allererster, jedoch nur leichter Preisdruck spürbar wird. Der Druck in Weser-Ems wird weiterhin durch fallende Ferkelpreise in den Niederlanden und entsprechende Billigimporte aus Holland verstärkt. Das hohe Angebot an dänischen Ferkeln drückt auf den deutschen Markt. Allerdings sind dänische Ferkel nicht gerade billig.

Hessen blieb von Preisrückgängen weitgehend verschont. Insgesamt ist es momentan ein wenig ruhiger auf dem Ferkelmarkt geworden.

Positiv für den Ferkelmarkt ist die Tatsache, dass die Mäster sich einen regelrechten Sommerschlussverkauf ihrer Schweine nach dem starken Einbruch des Schlachtschweinepreises im Hochpreissegment geliefert haben. Viele viel zu leichte Schweine wurden abgeliefert, um schnell noch "cash zu machen".

Insofern dürften auch einige Ställe leer stehen und auf Wiederbelegung warten. Fragt sich nur, ob angesichts des anstehenden Ferienbeginns und der Gerstenernte auch wieder zügig eingestallt wird. Betriebe in NRW, die aufgrund von Keulungen oder kompletten Stallräumungen wieder einstallen mussten, haben dies schnell erledigt und sich dabei vielfach des billigen holländischen Ferkelan-gebotes bedient.

 

Fakten

  • Chance zur Sauenbestands-Verjüngung nutzen
    Zunächste ein Tip für alle Ferkelerzeuger: Nutzen Sie den hohen M1-Schlachtsauenpreis von derzeit 1,16 Euro/kg SG (aktueller Preis der "Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh- und Fleisch"), um sich von überalteten und wenig fruchtbaren Sauen rechtzeitig zu trennen und zu remontieren. Natürlich sind Jungsauen jetzt auch teurer aber oft wird mit der Remontierung viel zu lange gewartet.

 

  • Fleischwarenindustrie kündigt höhere Preise an
    Einige namenhafte deutsche und einige in Deutschland ansässige EU-Unternehmen haben den Zuchtfortschritt in Richtung Fruchtbarkeit (21 abgesetzte Ferkel) gegenüber unseren ausländischen Kollegen speziell Frankreich (23,9 abgesetzte Ferkel), Dänemark (24,3 abgesetzte Ferkel) und der Niederlande (24,7 abgesetzte Ferkel) ein wenig verschlafen.

    In Frankreich gelang es allein vom letzten Jahr bis heute, ein Ferkel mehr zu produzieren. Marktexperten sind inzwischen schon der Meinung, dass die zur Gewinnerzielung notwendigen 21 - 22 abgesetzten Ferkel in Zukunft nicht mehr ausreichen werden. Sie befürchten, dass aufgrund des enormen Zuchtfortschrittes in Frankreich in Zukunft auch von französische Ferkel auf den deutschen Markt drängen könnten.

    Fragt sich nur wann die Grenzen des biologisch Machbaren erreicht sind? Theoretisch biologisch möglich sind 32 Ferkel/Sau und Jahr.

 

Prognose
Von einem bullischen Ferkelmarkt kann man derzeit zwar nicht reden, größere Preiseinbrüche sind zumindest für den Juli jedoch nicht zu erwarten. Es wird kurzfristig mit annähernder Preiskonstanz und einem weitestgehend ausgeglichenen Verhältnis von einem gut durchschnittlichen Angebot und einer mittleren Nachfrage gerechnet. Es bleibt abzuwarten, ob der in den genannten Problemregionen vorhanden Angebotsüberhang auch an Hessen und andere annähernd preiskonstante Regionen weitergegeben wird. Nach meiner persönlichen Meinung könnte dies durchaus passieren, zumal der Transport nach Aufhebung der Schweinpest-Schutzverordnung durch NRW wieder möglich ist.

Hausse-Faktoren
• steigende Schlachtschweinepreise
• daher hoher Abverkauf der Mäster
• Aufhebung der Schweinpest-Schutzverordnung

Baisse-Faktoren
• Preisdruck aus den Niederlanden
• regionaler Aufbau leichter Überhänge
• das Sommerloch scheint näher zu rücken

Fazit: Der Ferkelpreis scheint seinen Höhepunkt für dieses Jahr offenbar erreicht zu haben. Die Preise geben in einigen Regionen leicht nach, während die Kurse andernorts stabil bleiben. Ein stärkerer Preiskorrekturbedarf scheint derzeit nicht bevorzustehen, zumal die Mastschweinepreise wieder anziehen.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
  
  
 
 
 
 

Seitenanfang