Schlachtschweine: Sturzflug der Preise abgefangen
Kajo Hollmichel hollmichelk@llh.hessen.de Stand: 03.07.2006


Die Schweinepreise tanzen Jo-Jo. Nach dem Preiseinbruch vor einer Woche, stehen die Signale jetzt wieder auf Hausse. Grillfleisch läßt die Kasse klingeln.

Marktlage
Anfang letzter Woche brach der Basispreis ein. Viele Schlachthöfe waren daraufhin wegen des großen Angebots an Schlachtschweinen (Panikverkäufe zu leichter Schweine) nur bereit, Preise von 1,55 Euro/kg SG zu zahlen.

Gegen Ende letzter Woche stieg jedoch bedingt durch die vielen spontanen Fußball-WM-Grillparties die Nachfrage an. Insofern konnte am letzten Freitag für die kommende Woche ein höherer Vereinigungspreis von 1,59 Euro/kg SG (56 % MFA; 84-103 kg SG, EURO-Rererenz-Maske) realisiert werden (-4 Cent zur Vw. und +1 Cent gegenüber der Internet-Schweinebörse am 28.06.2006). Der abgeleitete Auto-FOM-Preis beträgt 1,605 Euro/kg SG und der M1-Schlachtsauenpreis 1,16 Euro/kg SG.

 

Fakten

  • Schweinepest-Beschränkungen in NRW aufgehoben
    Mit dem 01.07.2006 entfielen alle aufgrund der Schweinepest beschlossenen Handelsbeschränkungen im Kreis Warendorf und damit in ganz NRW und im übrigen Bundesgebiet. Die Schweinepest-Schutzverordnung wurde nach Ablauf des 30.06.2006 außer Kraft gesetzt.
    Baisse-Tendenz

 

  • Fleischwarenindustrie kündigt höhere Preise an
    Nach den erheblichen Kostensteigerungen für Verpackungsmaterial, Logistik und Energie in den zurückliegenden Monaten hat der Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie (BVDF) die Kunden seiner Mitgliedsbetriebe auf steigende Verkaufspreise eingestimmt.
    Hausse-Tendenz für Großhandel und Endkunden

 

  • Absatzfond-Gebühren vor dem Bundesverfassungsgericht
    Das Verwaltungsgericht Köln hat beschlossen, die Klage gegen die Gesetzmäßigkeit des Absatzfonsgesetzes dem Bundesverfassungsgericht zuzuleiten. Sollten die Absatzfondsgebühren nicht rechtens sein, hat der Deutsche Bauernverband (DBV) erklärt, dass die erhobenen Gelder an die Bauern zurückgezahlt werden müssten. Wann das endgültige Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vorliegt, ist derzeit noch nicht absehbar.

 

  • Schwächeres Wachstum des Welthandels mit Schweinefleisch
    Bei der Weltfleischproduktion rangiert Schweinefleisch mit 39 % auf Platz 1. Die Hälfte des Schweinefleisches wird in China produziert.
    In den Jahren 2004 und 2005 wies die FAO ein Produktions-Plus von 5-6 % aus. Für das laufende Jahr wird ein Wachstum von 3 % veranschlagt. Während die USA und Europa die Exporte voraussichtlich um 9 % bzw. 5 % erhöhen, wird für Brasilien ein Minus von 18 % erwartet.

    Der Einbruch bei den brasilianischen Exportzahlen ist auf Einfuhrbeschränkungen vieler Importländer infolge der dortigen Maul- und Klauenseuche (MKS, Sperrgebiete), besonders seitens Russlands zurückzuführen.

    Auch wird damit gerechnet, dass der Bedarf Japans, des weltweit größten Importeurs, abnimmt. Dort stagniert der Schweinefleischverbrauch, außerdem gibt es dort hohe Gefrierbestände. Ebenso bremst Koreas steigender Rindfleischverbrauch den Schweinefleischabsatz. Schließlich buhlen im internationalen Handel neue Mitbewerber wie z.B. Polen, Chile und Mexiko um die Gunst der japanischen Importeure und verschärfen damit den Wettbewerb.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Der Markt hat sich gedreht und zieht wieder an. Bereits heute werden von einigen Schlachtunternehmen wieder Preise von 1,60 Euro/kg SG genannt - ein klares Zeichen dafür, dass Schweinefleisch nur knapp verfügbar angeboten wird und der Bedarf an Grillfleisch derzeit über dem saisonüblichen Bedarf liegt. Die Schlachtgewichte sacken zunehmend ab, da schlachtreife Tier allmählich zur Mangelware werden.

Hausse-Faktoren
• weiterhin sommerliches Grillwetter
• Transport-Erschwernisse aufgrund der derzeit hohen Temperaturen
• gute Stimmung während der Fußball-WM
• bessere Exportaussichten in die südlichen EU-Länder mit Beginn der Ferienzeit
• hohe Geschlachtetpreise auch in den anderen EU-Ländern

Fazit: In der laufenden Woche dürften die Kurse weiterhin auf hohem Niveau bleiben und sogar nochmals leicht anziehen. Nach meiner persönlichen Einschätzung könnten die Preise im Laufe der Woche um weitere 2 Cent/kg SG anziehen.

 
 
 
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