WTO-Runde Ende Juni - Durchbruch oder Disaster?
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.06.2006


Die WTO-Verhandlungen haben sich zu einem milliardenschweren Poker um den Marktzugang für Agrargüter und Industrieerzeugnisse am Weltmarkt entwickelt. Jetzt steht eine entscheidende Verhandlungsphase kurz bevor.

Durchbruch noch im Juni?
Stillstand kennzeichnet seit Monaten die Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO) über eine weitere Liberalisierung des Welthandels. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen der WTO-Mitgliedstatten. Streitthema Nummer Eins ist der Agrarhandel. Vom 29. Juni bis zum 2. Juli findet das nächste vorverlegte Trefffen der Vertreter der WTO-Mitgliedstaaten auf Ministerebene in Genf statt.

Hintergrund
Die sogenannte "Doha-Runde" soll den Handel mit Industriegütern und Dienstleistungen erleichtern sowie die Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern voranbringen. Die Gespräche laufen bereits seit 2001 und sollen spätestens Ende dieses Jahres abgeschlossen werden.

Geplant war ursprünglich für Ende Juli ein Kompromiß über den Umfang der Zoll- und Beihilfekürzungen. Jetzt wurde der Termin auf Ende Juni vorverlegt. Bereits in der nächsten Woche will der WTO-Agrarausschuß einen ersten Kompromißvorschlag unterbreiten. In dem Kompromißvorschlag wird offen bleiben, für wie viele Agrarprodukte es Ausnahmen vom Zollabbau geben darf und wie hoch die Zollkontingente sein müssen, die im Gegenzug zu den Ausnahmen eingerichtet werden müssen. Die diesbezügliche Entscheidung bleibt den Ministern am Monatsende überlassen.

Uneinigkeit herrscht nicht nur zwischen den WTO-Staaten, auch in der EU gibt es unterschiedliche Standpunkte. EU-Handelskommissar Peter Mandelson signalisiert weitere Zugeständnisse in den Agrarverhandlungen, sofern andere WTO-Mitglieder eigene kompromißfähige Angebote bezüglich der internen Agrarstützung und ihrer Marktöffnung für Industriegüter vorlegen Zum noch vorhandenen "Verhandlungsspielraum" soll eine Kürzung des EU-Importzolles für Agrargüter um rund 50 % statt um 40 % zählen.

Eine andere Position nehmen vor allem Frankreich und Griechenland ein, die sich besorgt über mögliche Zugeständnisse durch die EU-Kommission bei sensiblen Produkten, Marktzugang und interner Stützung äußern.

Ganz anders sieht Großbritannien das EU-Verhandlungsmandat: Zuletzt forderte der britische Schatzkanzler Gordon Brown ein Bekenntnis der EU zur Globalisierung auch im Agrarsektor und eine Absage an den Agrarprotektionismus.

 
 
 
Vorhergehende Beiträge
---  
  
 
 
 
 

Seitenanfang