Soja: Schluckauf in der Baisse
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 31.03.2006


Erstmals seit Wochen ziehen Sojabohnen am internationalen Markt wieder leicht an. Vor dem Hintergrund einer neuen Rekordernte in Südamerika dürfte dies jedoch nicht mehr als ein kurzfristiger Schluckauf. sein.

Marktlage
Seit Anfang Dezember 2005 befanden sich die Sojabohnen-Kurse in einer ausgedehnten Baisse-Phase. Brasilien steckt inzwischen mitten in der Ernte, Argentinen befindet sich erst am Erntebeginn. Ware aus der neuen Ernte ist in Europa noch nicht verfügbar, daher ziehen die Kurse derzeit leicht an.

Faktoren, die derzeit den Markt prägen:
Die Ernteerwartungen in Südamerika sind, trotz regional ungünstiger Witterung, wie erwartet hoch - auch in dieser Saison dürfte eine Rekordernte eingefahren werden.
Die Ernte in Brasilien schreitet zügig voran. Inzwischen konnten über 45 % der Sojaflächen geerntet werden.
Asien hat seit Monaten eine stark steigende Nachfrage nach Sojaschrot. Eingekauft wird derzeit kräftig - sowohl in Südamerika als auch in den USA.

Die internationalen Märkte quittieren die höhere Nachfrage am Weltmarkt mit leichten Kursanhebungen. .

Ab Ölmühle Hamburg notierte Sojaschrot 44/7 zur prompten Lieferung zuletzt bei 183 Euro/t netto. Ab mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 190-195 Euro/t netto zur Auslieferung im April 2006. Mai-Termine werden rund 6 bis 9 Euro/t günstiger angeboten.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Endkundenpreisen spiegelt sich die südamerikanische Rekordernte wider. Mit Endkundenpreisen von 200-220 Euro/t netto liegen die Preise unter dem Vorjahresniveau.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Sojaschrot-Preis auf Großhandelsebene mit 182 Euro/t netto für April höher als in der Vorwoche notiert, da prompte Ware reletiv knapp verfügbar ist.
An der Produktenbörse Mannheim wurde Sojaschrot auf Großhandelsebene mit 191-193 Euro/t netto zur prompten Lieferung ebenfalls 4-5 Euro höher als in der Vorwoche notiert.

 

Fakten

  • Brasilien: Zügige Ernte
    Die Ernte in Brasilien schreitet flott voran. Regional kam es zwar immer wieder zu Unterberechungen durch Niederschläge, die jedoch den Erntefortgang nicht wesentlich behinderten. Inzwischen konnten über 45 % der Sojaflächen geerntet werden. Während in der Region Mato Grosso bereits über 70 % der Flächen abgeerntet wurden, hat in den Späterntegebieten die Ernte gerade erst begonnen. Insgesamt schreitet die Ernte schneller voran als in Normaljahren.
    Baisse-Tendenz

 

  • EU-Importe: Weniger Sojabohnen, mehr Sojaöl für Biodiesel
    Nach Einschätzung des Branchendienstes Oil World rechnet man in der laufenden Saison mit Verschiebungen beim Import. Die Einfuhr von Sojabohnen dürfte geringer ausfallen, während die Einfuhr von Sojaöl ansteigen dürfte. Die Importverschiebungen sind Folge der Entwucklung in der Biodiesel-Branche. Einerseits sind die EU-Ölmühlenkapazitäten derart mit der Verarbeitung von Rapssaat ausgelastet, daß für die Sojabohnen-Verarbeitung nur noch geringere Kapazitäten zur Verfügung stehen. Andererseits wird mehr Import-Sojaöl benötigt, da dieses zum Teil für die Biodiesel-Produktion eingesetzt wird. Die Sojabohnen-Verarbeitung wird für die Saison September 2005 bis August 2006 mit nur noch 13,1 Mio.t rund 1 Mio.t niedriger eingeschätzt als in der Vorsaison.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Mit fortschreitender Ernte in Südamerika sinkt das Wetterrisiko. Dann werden auch mögliche Preisausschläge kleiner. Trotz der besseren Nachfrage nach Sojabohnen und Sojaschrot einiger Länder in Asien und einer größreren Nachfrage nach Sojaöl aus Europa bleibt anzumerken:

Eine Rekordernte ist eine Rekordernte! Somit sind höhere Endbestände aus der Saison 2005/06 vorprogrammiert. Nach meiner Einschätzung dürften die Sojapreise - ungeachtet des Seuchenverlaufs der Vogelgrippe - in den kommenden Monaten auf dem derzeitigen niedrigem Niveau verharren.

Der Verarbeitung zu Biodiesel bleiben aufgrund der EU-Abgsnorm vorerst enge Grenzen gesetzt, so daß auch von dieser Seite nur begrenzte Hausse-Impulse zu erwarten siind.

 
 
 


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