Soja: Rekordernten - Rekordbestände - Preisdruck
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 16.02.2006


Jedes Jahr eine neue Rekordernte und ein nur allmählich ansteigender Verbrauch. Das Resultat dieser Überproduktion: Unverkaufte Sojaberge und ein permaneter Preisdruck. Doch Vorsicht: Der Sojamarkt ist ein Wettermarkt.

Marktlage
Eine üppige Versorgungslage und die letzten Rekordernten in den USA und Südamerika haben in den letzten Monaten für ein preisgünstiges Angebot an Sojabohnen und Sojaschrot gesorgt.

Jetzt bringt die neueste Prognose des US-Landwirtschaftministeriums (USDA) weitere Baisse-Faktoren in den Markt. Das USDA erwartet weltweit wachsende Soja-Endbeständen aus die rund 20 % höher als im Vorjahr ausfallen sollen.

Nach Bekanntgabe der neuen Prognosedaten am 09.02.2006 gaben die Kurse am US-Markt am darauffolgenden Freitag kräftig nach. In dieser Woche konnten sich die Preise bereits wieder leicht erholen, da die Ernteerwartungen für Südamerika noch etwas unsicher sind.

An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA fielen die Kurse für alle kommenden Fälligkeitstermine erneut leicht zurück. Die Großhandelspreise an den europäischen (Tiefseehafen Rotterdam) und deutschen Märkten (Produktenbörsen) folgen dem Kursverlauf genauso wie die Endkundenpreise (Agrarpreise Hessen).

Auch die Erzeugerpreise folgten seit Monaten den starken Baisse-Impulsen, wie zum Beispiel die Erlöse der Mitglieder des Realpreissystems CASH! zeigen.

 

Fakten

  • Welt: Und wieder eine Rekordernte !
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner neuesten Prognose vom 09.02.2006 die Welt-Sojabohnen-Ernte 2005/06 mit 222,8 Mio.t auf neuer Rekordhöhe geschätzt. Die Produktion in Brasilien und Argentinien wird mit 58,5 bzw. 40,5 Mio.t ebenfalls auf Rekordniveau gesehen.

    Damit dürften die weltweiten Soja-Endbeständen anwachsen. Mit 53,8 Mio.t Sojabohnen (Vj.: 44,9) soll der weltweite Überhang aus der Saison 2005/06 rund 20 % höher als im Vorjahr ausfallen.

    Rekordernten und Aufbau von Endbeständen: Das sind die fundamentalen Daten. Da die US-Farmer keine Lust haben, ihre Sojabohnen zu Niedrigpreisen zu verkaufen, halten sie noch immer ihre Ware zurück. Das bedeutet, daß das Angebot trotz Überproduktion begrenzt bleibt. Doch irgendwann müssen Rechnungen bezahlt, Läger geräumt und die alte Ernte verkauft werden. Dann ist mit einer erheblichen Verstärkung des Preisdrucks zu rechnen.

    kurzzeitig noch stabile Preise, ab Mitte März zunehmende Baisse-Tendenz

 

  • Endbestände wachsen auf Rekordhöhe
    Die USDA-Prognose geht davon aus, daß die Endbestände neue Rekordhöhen erreichen. Vor allem in den USA sollen sich die Endbestände mehr als verdoppeln. Damit sind es primär die US-Farmer, die für den Bestandsanstieg verantwortlich sind.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,9
    32,2
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/03
    197,1
    40,7
    75,0
    4,9
    52,0
    15,9
    35,5
    12,5
    2003/04
    186,8
    35,7
    66,8
    3,1
    51,0
    15,4
    33,0
    12,7
    2004/05
    215,3
    44,9
    85,0
    7,0
    53,0
    16,5
    39,0
    13,9
    2004/05 - Prognose
    09.02.2005
    221,7
    48,1
    82,8
    11,0
    58,5
    15,8
    40,5
    14,4
    09.02.2005
    223,0
    53,2
    84,0
    13,7
    58,5
    17,7
    40,5
    14,9
    10.03.2005
    222,8
    53,8
    84,0
    15,1
    58,5
    17,0
    40,5
    14,9
    Quelle: USDA

    Da der US-Markt als Leitmarkt für die Preisentwicklung fungiert, dürften die Kurse weiterhin auf schwachem Niveau bleiben. Hinzu kommt, daß die USA mit einem Exportrückgang um knapp 18 % rechnen (24,8 Mio.t, Vj.: 30,0). Sollte sich das Exportgeschäft noch schlechter entwickeln, als dies derzeit erwartet wird - dafür gibt es bereits erste Anzeichen -, dürfte der Preisdruck noch stärker werden.
    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Ich bleibe bei meiner Einschätzung, daß der Sojamarkt auf eine ausgedehnte Baisse-Phase zusteuert. Auch wenn die Trockenheit in mehreren Gegenden Südamerikas zu Ernteeinbußen geführt hat, dürfte die Produktion noch immer Rekordniveau erreichen. Ein gewisses Wetterrisiko besteht natürlich nach wie vor. Ungünstige Wetteraussichten können immer wieder zu Preisausschlägen nach oben führen.

In einigen Gebieten Brasiliens wurde die Ernte bereits abgeschlossen. Ab Ende März dürften größere Mengen an südamerikanischem Soja auf dem Seeweg in Europa eintreffen und das Preisniveau an unseren Märkten weiter drücken.

Zudem könnte es sein, daß der Export der USA noch schlechter ausfällt, als dies bisher erwartet wird. Während das USDA noch von einem steigenden Importbedarf China's ausgeht, befürchten andere Analysten, daß der weltgrößte Sojabohnenkäufer China in diesem Jahr aufgrund von Rekord-Lagerbeständen seine Importe um 3 % zurückfahren könnte. Und China kauft bevorzugt in den USA ein. Die Folge wären sinkende US-Preise.

Auch die Vogelgrippe belastet aufgrund einer schwächeren Nachfrage aus China und anderen asiatischen Ländern die Preise. Der nicht abschätzbare Verlauf der Vogelgrippe verunsichert den Markt.

 
 
 


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