Bio-Energie: EU legt 7-Punkte-Strategiepapier vor
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 09.02.2006


Die EU-Kommission hat am 08.02.2006 ein Strategiepapier für Biokraftstoffe zur Förderung der Erzeugung von Kraftstoffen aus landwirtschaftlichen Rohstoffen vorgelegt. In dem Papier, das sich auf den im Dezember 2005 vorgelegten Biomasse-Aktionsplan stützt, sind drei Hauptziele genannt:

  • die Förderung von Biokraftstoffen sowohl in der EU als auch in Entwicklungsländern;
  • die Wegbereitung für eine umfassende Nutzung von Biokraftstoffen durch Verbesserung ihrer Kostenwettbewerbsfähigkeit und verstärkte Forschung auf dem Gebiet der Kraftstoffe "der zweiten Generation";
  • die Unterstützung von Entwicklungsländern, in denen die Biokraftstofferzeugung ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern könnte.

Die verstärkte Nutzung von Biokraftstoffen bietet aus Sicht der EU-Kommission zahlreiche Vorteile wie eine geringere Abhängigkeit Europas von der Einfuhr fossiler Brennstoffe, eine Verringerung der Treibhausgasemissionen, neue Absatzmärkte für Landwirte und neue wirtschaftliche Möglichkeiten für verschiedene Entwicklungsländer.

 

Strategie mit 7 Schwerpunkten
Die Strategie stellt sieben Schwerpunkte heraus, die die geplanten Maßnahmen der Kommission zur Förderung der Erzeugung und Nutzung von Biokraftstoffen zusammenfassen.

1) Belebung der Nachfrage nach Biokraftstoffen

2006 soll ein Bericht über eine mögliche Überarbeitung der Biokraftstoffrichtlinie veröffentlicht werden; die Mitgliedstaaten müssen angehalten werden, Biokraftstoffe (einschließlich Erzeugnisse der zweiten Generation [BTL]) zu favorisieren, und Verpflichtungen bezüglich der Biokraftstoffnutzung sollen geprüft werden. Die Kommission hat einen Vorschlag zur Förderung umweltfreundlicher und verbrauchsarmer Fahrzeuge vorgelegt.

2) Erzielung von Umweltvorteilen

Die Kommission will den bestmöglichen Beitrag von Biokraftstoffen zur Erreichung der Emissionsziele untersuchen, auf die Gewährleistung eines dauerhaft umweltverträglichen Anbaus der zur Herstellung von Biokraftstoffen verwendeten Kulturen hinwirken und die Grenzwerte für den Biokraftstoffgehalt in Benzin und Diesel erneut überprüfen.

3) Erzeugung und des Vertriebs von Biokraftstoffen

Die Kommission will die Einrichtung einer Arbeitsgruppe vorschlagen, die die Möglichkeiten für Biokraftstoffe in den Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums untersuchen soll, und wird ihre Überwachungsmaßnahmen verstärken, um die Nichtdiskriminierung von Biokraftstoffen zu gewährleisten.

4) Erweiterung der Rohstoffquellen

Die Kommission will die Erzeugung von Zucker zur Herstellung von Bioethanol im Rahmen der Beihilferegelungen der GAP fördern. Sie will die Möglichkeit der Verarbeitung von Getreide-Interventionsbeständen prüfen, eine Informationskampagne für Landwirte und Waldbesitzer finanzieren, einen Aktionsplan für die Forstwirtschaft vorlegen und auch die Verwendung von tierischen Nebenprodukten und sauberem Abfall erwägen.

5) Verbesserung der Handelsbedingungen

Die Kommission will die Möglichkeit prüfen, einen Vorschlag über gesonderte Zollcodes für Biokraftstoffe vorzulegen; sie will bei den Handelsgesprächen mit Ethanol erzeugenden Ländern einen ausgewogenen Ansatz verfolgen und Vorschläge zur Änderung der „Biodieselnorm“ vorlegen.

6) Unterstützung der Entwicklungsländer

Die Kommission will dafür sorgen, daß Maßnahmen zugunsten der von der EU-Zuckerreform betroffenen Vertragsstaaten des AKP-Zuckerprotokolls zur Förderung der Bioethanol-Erzeugung genutzt werden können. Es soll ein kohärentes Paket zur Unterstützung der Entwicklungsländer im Bereich der Biokraftstoffe vorgelegt und geprüft werden, wie einzelstaatliche und regionale Biokraftstoff-Plattformen am besten unterstützt werden können.

7) Forschung und Entwicklung

Die Kommission will weiterhin die Entwicklung einer branchengeführten „Biokraftstoff-Technologieplattform“ fördern, die Empfehlungen für die Forschung in diesem Sektor abgeben soll. Den Biokraftstoffen wird im 7. Rahmenprogramm hohe Priorität eingeräumt werden, insbesondere dem ‚Bioraffinerie’-Konzept – zur optimalen Nutzung aller Pflanzenteile – und den Biokraftstoffen der zweiten Generation. Durch Forschung könnten die Produktionskosten nach dem Jahr 2010 erheblich verringert werden. Durch das Programm „Intelligente Energie – Europa“ will die Kommission die Markteinführung und die Verbreitung bewährter Techniken fördern.

 

Hintergrund
In der EU wird fast ein Viertel der Treibhausgasemissionen durch den Verkehr verursacht. Es ist daher unerlässlich, Mittel und Wege zur Verringerung der verkehrsbedingten Emissionen zu finden.

Nahezu die gesamte für den Verkehr genutzte Energie wird mit Öl erzeugt, für dessen Beschaffung die EU stark von Einfuhren abhängig ist.

Da sie aus Biomasse – einer erneuerbaren Energiequelle – erzeugt werden, sind Biokraftstoffe im Verkehr ein vollwertiger Ersatz für fossile Brennstoffe und können problemlos in Kraftstoffversorgungssysteme integriert werden.

Die Förderung des Biokraftstoffsektors eröffnet ländlichen Gebieten zudem neue Einkommensmöglichkeiten und trägt durch die Entwicklung langfristiger Ersatzprodukte für fossile Brennstoffe zur Erreichung der Ziele der Lissabon-Agenda bei.

In zahlreichen Entwicklungsländern könnte die Erzeugung von Biokraftstoffen wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen bringen, zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen, die Kosten für Energieeinfuhren verringern und Exportmöglichkeiten eröffnen. Zum Beispiel wäre Bioethanol eine brauchbare Alternative für die von der jüngsten EU-Zuckerreform betroffenen Zucker erzeugenden Länder.

Die EU will auch weiterhin die Forschung im Bereich der Biokraftstoffe der zweiten Generation wie lignozellulosisches Ethanol, Fischer-Tropsch-Biodiesel und Bio-Dimethylether fördern.

 
 
 

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