Soja: Trockenheit in Südamerika
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.12.2005


Überraschend zogen die Sojakurse in den letzten Tagen auf den höchsten Kurs seit Anfang August an. Die US-Farmer halten in den Hoffung auf weitere Preisanstiege ihre Ware zurück und Trockenheit in Argentinien sorgt für Preisauftrieb.

Marktlage
Mit Beginn der Ernte begaben sich die Soja-Preise in den USA auf Talfahrt. Die erwartete weltweite Rekordproduktion 2005/06 hatte seit Anfang August einen anhaltenden Baisse-Trend ausgelöst.

Schwache Verarbeitusngs- und Exportzahlen in den USA haben den Preisdruck zusätzlich verschärft. Im Zeitraum September bis November 2005 entsprach der Verbauch von Sojabohnen in den USA nur einem Anteil von knapp 24 % (Vj: 26 %) des saisonüblichen Vorräte. Das ist das niedrigste Verhältnis zwischen Angebot und Verbrauch seit sieben (!) Jahren. Aus heutiger Sicht muß daher mit einem stärkeren Aufbau der US-Soja-Endbestände gerechnet werden.

Überrachend zogen die Sojanotierungen am US-Leitmarkt seit der letzten Woche wieder an. Sojabohnen haben inzwischen den höchsten Preisstand seit vier Monaten erreicht. Hintergrund des Preisanstieges sind
• umfangreiche Absicherungsgeschäfte an den Warenterminmärkten,
• die abwartende Haltung der US-Farmer beim Verkauf der Bohnen und
• eine zunehmend ernster werdende Trockenheit in Südamerika, insb. in Argentinien.

An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA stiegen die Kurse für alle kommenden Fälligkeitstermine erstmals wieder deutlich. Die Großhandelspreise an den europäischen Handelsplätzen (Tiefseehafen Rotterdam) und deutschen Märkten (Produktenbörsen) folgen dem Kursverlauf genauso wie die Endkundenpreise (Agrarpreise Hessen): Die Preise zogen zuletzt leicht an.

 

Fakten

  • Baisse-Tendenzen beherrschen den Markt
    Der Branchendienst Oil Wolrd erwartet in seiner jüngsten Soja-Prognose für 2005/06 eine weltweite Sojaproduktion in Höhe von 221 Mio. Tonnen (Vj: 214,6) und damit eine erneute Steigerung der Erzeugung um knapp 3 %. Sowohl auf der Nordhalbkugel wird mit 114,8 Mio. Tonnen (Vj: 116) mit einer größeren Ernte gerechnet, als auch auf der Südhalbkugel mit 106 Mio. Tonnen (Vj: 99).


    Baisse-Tendenz

 

  • Unsicherheits-Faktor Wetter: Trockenheit in Argentinien
    Dabei muß aus heutiger Sicht die Produktionserwartung in Südamerika als unsicher eingestuft werden, denn vor allem in Argeninien beeinträchtigt eine anhaltende Trockenheit die Aussaat und Bestandesentwicklung. In mehrere betroffenen Regionen konnten die Aussaatarbeiten noch nicht vollständig beendet werden. Hier kamen die Feldarbeiten bereits in der zweiten Woche zum Erliegen.

    Wetterprognosen prognostizieren jedoch Niederschläge für Argentinen und den Süden Brasiliens zum Ende der Woche. Sollte der Regen jedoch ausbleiben, ist mit spürbaren Preisausschlägen nach oben zu rechnen.

    Falls die Anbausaison jedoch "normal" verläuft, sind aus Südamerika im kommenden Frühjahr neue Rekordernten zu erwarten.
    Hausse-Tendenz, sofern kein Niederschlag fällt

 

Prognose
Die schlechte Stimmung am US-Sojamarkt und die Aussichten, das erwartete Exportziel in 2005/06 nicht zu erreichen, hält die Preise weiter unter Druck.

Für den aktuellen Preisanstieg ist somit allein die Besorgnis über die Trockenheit in Südamerika verantwortlich. Der Markt setzt außerdem darauf, daß China's Importbedarf höher ausfallen wird als zunächst erwartet. Größere Zukäufe China's an US-Bohnen werden erwartet.

Da sich der Markt inzwischen in die Winterpause verabschiedet hat, bleiben die Umsätze weitgehend aus. Der EU-Markt reagiert daher nur schwach auf die Preisbewegungen am US-Markt. Nach meiner Einschätzung dürften die Sojapreise - sobald das Geschäft im Januar wieder an Schwung gewinnt - erneut nachgeben. Diese Aussage gilt jedoch nur dann, wenn die Trockenheit in Südamerika nicht weiter anhält.

Da die Witterung in Südamerika inzwischen zunehmenden Einfluß auf die Preisentwicklung erlangt, sollte die Marktlage kontinuierlich verfolgt werden, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können.

 
 
 


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