Überraschend zogen die Sojakurse in den letzten Tagen
auf den höchsten Kurs seit Anfang August an. Die US-Farmer halten in den
Hoffung auf weitere Preisanstiege ihre Ware zurück und Trockenheit in Argentinien
sorgt für Preisauftrieb.
Marktlage
Mit
Beginn der Ernte begaben sich die Soja-Preise in den USA auf Talfahrt. Die erwartete
weltweite Rekordproduktion 2005/06 hatte seit Anfang August einen anhaltenden
Baisse-Trend ausgelöst.
Schwache Verarbeitusngs- und
Exportzahlen in den USA haben den Preisdruck zusätzlich verschärft.
Im Zeitraum September bis November 2005 entsprach der Verbauch von Sojabohnen
in den USA nur einem Anteil von knapp 24 % (Vj: 26 %) des saisonüblichen
Vorräte. Das ist das niedrigste Verhältnis zwischen Angebot und Verbrauch
seit sieben (!) Jahren. Aus heutiger Sicht muß daher
mit einem stärkeren Aufbau der US-Soja-Endbestände gerechnet werden.
Überrachend zogen die Sojanotierungen am US-Leitmarkt
seit der letzten Woche wieder an. Sojabohnen haben inzwischen den höchsten
Preisstand seit vier Monaten erreicht. Hintergrund des Preisanstieges sind
umfangreiche
Absicherungsgeschäfte an den Warenterminmärkten,
die
abwartende Haltung der US-Farmer beim Verkauf der Bohnen und
eine
zunehmend ernster werdende Trockenheit in Südamerika, insb. in Argentinien.
An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA
stiegen die Kurse für alle kommenden Fälligkeitstermine erstmals wieder
deutlich. Die Großhandelspreise an den europäischen Handelsplätzen
(Tiefseehafen Rotterdam) und deutschen Märkten (Produktenbörsen)
folgen dem Kursverlauf genauso wie die Endkundenpreise (Agrarpreise
Hessen): Die Preise zogen zuletzt leicht an.
Fakten
-
Baisse-Tendenzen beherrschen
den Markt
Der Branchendienst Oil Wolrd erwartet in seiner jüngsten
Soja-Prognose für 2005/06 eine weltweite Sojaproduktion in Höhe von
221 Mio. Tonnen (Vj: 214,6) und damit eine erneute Steigerung der Erzeugung
um knapp 3 %. Sowohl auf der Nordhalbkugel wird mit 114,8 Mio. Tonnen (Vj:
116) mit einer größeren Ernte gerechnet, als auch auf der Südhalbkugel
mit 106 Mio. Tonnen (Vj: 99).
Baisse-Tendenz
Unsicherheits-Faktor
Wetter: Trockenheit in Argentinien
Dabei muß aus heutiger Sicht
die Produktionserwartung in Südamerika als unsicher eingestuft werden, denn
vor allem in Argeninien beeinträchtigt eine anhaltende Trockenheit die Aussaat
und Bestandesentwicklung. In mehrere betroffenen Regionen konnten die Aussaatarbeiten
noch nicht vollständig beendet werden. Hier kamen die Feldarbeiten bereits
in der zweiten Woche zum Erliegen.
Wetterprognosen prognostizieren jedoch
Niederschläge für Argentinen und den Süden Brasiliens zum Ende
der Woche. Sollte der Regen jedoch ausbleiben, ist mit spürbaren Preisausschlägen
nach oben zu rechnen.
Falls die Anbausaison jedoch "normal"
verläuft, sind aus Südamerika im kommenden Frühjahr neue Rekordernten
zu erwarten.
Hausse-Tendenz, sofern kein Niederschlag fällt
Prognose
Die schlechte Stimmung am US-Sojamarkt und die Aussichten, das erwartete Exportziel
in 2005/06 nicht zu erreichen, hält die Preise weiter unter Druck.
Für
den aktuellen Preisanstieg ist somit allein die Besorgnis über die Trockenheit
in Südamerika verantwortlich. Der Markt setzt außerdem darauf, daß
China's Importbedarf höher ausfallen wird als zunächst erwartet. Größere
Zukäufe China's an US-Bohnen werden erwartet.
Da sich
der Markt inzwischen in die Winterpause verabschiedet hat, bleiben die Umsätze
weitgehend aus. Der EU-Markt reagiert daher nur schwach auf die Preisbewegungen
am US-Markt. Nach meiner Einschätzung dürften die Sojapreise - sobald
das Geschäft im Januar wieder an Schwung gewinnt - erneut nachgeben.
Diese Aussage gilt jedoch nur dann, wenn die Trockenheit in Südamerika nicht
weiter anhält.
Da die Witterung in Südamerika
inzwischen zunehmenden Einfluß auf die Preisentwicklung erlangt, sollte
die Marktlage kontinuierlich verfolgt werden, um rechtzeitig auf Veränderungen
reagieren zu können.