Die Kurse für Rapssaat standen auch in der letzten
Woche weiter unter Druck. Unterschiedlichste Erklärungen zur laut Koalitionsvereinbarung
beabsichtigten Besteuerung von Biokraftstoffen verunsichern den Markt. Wie wird
es weitergehen?
Marktlage
Mit der Koalitonsvereinbarung vom 10.11.2005 hat die neue Bundesregierung den
Hausse-Trend am Rapsmarkt nicht nur ins Wanken gebracht, sondern die Preise auf
Talfahrt geschickt. Warenterminkurse, Großhandelspreise und Erzeugerpreise
gaben spürbar nach. Das Angebot aus den Erzeugerlägern ist auf ein Minimum
geschrumpft - man wartet auf eine Markterholung.
Hintergrund
der schwächeren Kurse sind niedrigere Preise bei Mineraldiesel, Biodiesel
und Rapsöl. Im Vergleich zu den Vorwochen verbilligte sich Biodiesel ab Werk
auf 80,40 Euro/100 L netto fob. Rückläufige Kurse am
Mineraldieselmarkt und schwächere Rapsölpreise lieferten die negativen
Preisimpulse. Die schächere Preisntwicklung blieb am Rapssaaten-Markt nicht
ohne Wirkung. Die Kurse gaben seit Bekanntgabe der Koalitionserklärung Mitte
November permanent nach. Jetzt erst gibt es wieder Signale für eine bevorstehende
Preisstabilisierung.
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An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen
wieder etwas höher. Die Kurse notierten für den Termin Februar 2005
an der MATIF, Paris/Frankreich zuletzt
mit 220,25 Euro/t wieder knapp über der Durchschnittsnotierung der Vorwoche.
Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada
für den Januar-Termin mit umgerechnet 170,76 Euro/t rund 0,70 Euro
über dem Durchschnitt der Vorwoche. Damit konnten die kanadischen Notierungen
erstmalig seit Wochen wieder leicht anziehen. Die Notierungen liegen jedoch immer
noch deutlich unter dem Preisniveau in der EU-25.
Franko
Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat
zur prompten Lieferung zuletzt bei 218 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche
Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 225-226,50 Euro/t netto zur Lieferung
im Januar 2006. Für April-Liefertermine wurden die Kurse um 3 bis 6 Euro/t
angehoben. Für Termine ab ex-Ernte 2006 werden derzeit weitere Preisaufschläge
von 1 bis 3 Euro/t gehandelt.
Sowohl an den Großhandelsplätzen
(z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen)
wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt
sich die etwas schwächere Stimmung wider. Mit Erzeugerpreisen von 198-220 Euro/t
netto franko Landhandelslager bzw. 205-225 Euro/t netto ab Hof (Strecke)
bleiben die Kurse im Vergleich zur Vorwoche weitgehend unverändert.
An
der Produktenbörse Hamburg wurde der
Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 219 Euro/t netto rund 2,50 Euro/t
niedriger als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse
Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 224- 225 Euro/t
netto für April bis Juni 2006 rund 2 Euro niedriger als in der
Vorwoche notiert.
Fakten
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EU-25:
Weltweit die "Nummer 1" unter den Produzenten
Nach der
Rekordernte 2004 gelang es der EU-25 mit dem Ernteergebnis 2005 den Produktionsrekord
nochmals leicht zu steigern. Die hoche Nachfrage der Veresterungsanlagen nach
Rapsöl sorgte jedoch in den letzten zwei Jahren für einen flotten Absatz
und eine Belebung der Umsätze.
Der weltweite Produktionsanstieg ist
primär aud die Produktionsausweitung in der EU-25 und in Kanada zurückzuführen.
Rapssaaten
- Erzeugung und Endbestände |
in Mio.t |
Welt | EU-25 |
Deutschland |
Erzeugung | Endbe-
stände | Erzeugung |
Endbe- stände |
Erzeugung |
1999/00 |
42,53 | 4,12 |
14,16 | 0,438 |
4,29 |
2000/01 | 37,41 |
2,70 | 11,29 |
0,482 | 3,59 |
2001/02 | 36,03 | 2,79 |
11,48 | 0,630 |
4,16 |
2002/03 | 32,90 |
1,94 | 11,65 |
0,365 | 3,85 |
2003/04 | 39,34 | 2,02 |
11,17 | 0,427 |
3,56 |
2004/05 | 46,59 |
4,07 | 15,23 |
1,415 | 5,27 |
2005/06 - Prognose |
|
46,11 | 4,87 |
15,34 | 1,277 |
5,05 |
Quellen: Coceral;
USDA |
Die Rapssaatenproduktion in der
China ist 2005/06 über 2 Mio.t niedriger ausgefallen als im Jahr zuvor.
Der nach wie vor steigende Bedarf China's an pflnazlichen Ölen läßt
einen höheren Einfuhrbedarf und damit einen lebhafteren Welthandel in der
laufenden Saison erwarten.
Hausse-Tendenz
EU-25:
Produktionssteigerungen für 2006 erwartet
EU-weit haben die
Produzenten den Rapsanbau zur Ernte 2006 weiter ausgedeht. Die aus Sicht der Erzeuger
positive Marktentwicklung bei Rapssaaten sichert dieser Cruzifere Jahr für
Jahr zusätzliche Anbauflächen - lediglich die Fruchtfolge spielt
dabei eine begrenzende Rolle.
In Deutschland wird zur Ernte 2006 soviel
Winterraps angebaut wie nie zuvor! Damit behauptet Deutschland seinen Platz als
größter Produzent in der EU. Laut UFOP-Studie soll die Winterraps-Anbaufläche
zur Ernte 2006 auf 1,43 Mio. ha ansteigen. Andere Prognosen gehen von
1,44 Mio. ha aus. Gegenüber der Ernte 2005 ergibt sich eine Ausdehnung
der Anbaufläche für Winterraps von bundesweit 7,8 %. (Siehe Beitrag "Rapssaaten:
Jetzt den Verkaufstermin planen" vom 11.11.2005)
Auch in Frankreich
wurde die Winterrapsfläche zur Ernte 2006 um rund 100.000 ha auf 1,32 Mio. ha
ausgedehnt. Frankreich behauptet damit den Platz Nummer 2.
Zum drittgrößtes
Anbauland wird sich 2006 voraussichtlich Polen mit etwa 580.000 ha entwickeln
und damit Großbritannien überflügeln..
In der EU-25 könnte
die Marke von 5 Mio. ha Winterraps nach Einschätzung des Branchendienstes
Oil World in der laufenden Anbausaison überschritten werden. Die Prognosen
erwarten eine Anbaufläche zur Ernte 2006 von 5,10 Mio. ha - das
bedeutet ein Plus von 8 % im Vergleich zum Vorjahr. Bei mittleren Erträgen
könnte die Rapsernte der EU folglich zwischen 16,6 und 17,2 Mio. t
liegen (Ernte 2005: 15,34)
|
Baisse-Tendenz
Prognose
Im
Kielwasser des Absatzbooms bei Biodiesel und des steigenden Bedarfs an Rapsspeiseöl
(Speiseöl, Margarine ...) absolvierten die Rapssaaten-Kurse seit Jahresanfang
eine dauerhafte Hausse-Phase. Erst mit der Veröffentlichung des Koalitionspapieres
Mitte November drehte sich der Markt.
Erzeuger, Handel, Biodiesel-
und Mineraldiesel-Brache warten auf eine Klärung der laut Koalitionspapier
beabsichtigten Beimischungszwanges bzw. Besteuerung von Biodiesel. Zuletzt war
aus Kreisen der SPD-Bundestagsfraktion zu hören, daß trotz der geplanten
Beimischungspflicht reine Biokraftstoffe steuerbegünstigt bleiben sollen.
Vorgesehen seien hier Steuersätze von 10 Cent je Liter, um nicht gerechtfertigte
Steuervorteile abzubauen. Ob diese Erklärung der letzte Stand der Diskussion
ist, bleibt abzuwarten.
Fazit: Über die weitere Kursentwicklung
am Rapsöl- und folglich auch am Rapssaatenmarkt bestimmt derzeit vor allem
die Politik. Sollte die steuerliche Attraktivität bei Biodiesel - zumindest
als Rein-Kraftstoff - beibehalten werden, dürfte sich der Markt im kommenden
Jahr wieder sehr schnell auf einen Hausse-Trend drehen. Sollten die Besteuerungspläne
in voller Bandbreite zum Tragen kommne, ist für etliche Woche mit Preisdruck
zu rechnen. Der hohe Bedarf der alten und neuen Veresterungsanlagen dürfte
allerdings lanfristig wieder zu steigenden Kursen führen.
Jetzt
vor Weihnachten gilt: Da das Geschäft in den Vorweihnachtstagen zum Erliegen
kommt, nimmt der Preisdruck allmählich wieder ab. Interesse an umfangreicheren
Zukäufen wird seitens der Verarbeiter erst wieder für Termine nach dem
Jahreswechsel signalisiert.
Nach meiner
Einschätzung dürften sich die Rapsmärkte vorerst auf dem niedrigeren
Preisniveau in die Winterpause verabschieden. Vor Mitte Januar erwarte ich keine
durchschlagende Umsatzbelebung, so daß die Kurse schwach bleiben dürften.