Raps: Warten auf ... Beschlüsse zur RME-Besteuerung
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 21.12.2005


Die Kurse für Rapssaat standen auch in der letzten Woche weiter unter Druck. Unterschiedlichste Erklärungen zur laut Koalitionsvereinbarung beabsichtigten Besteuerung von Biokraftstoffen verunsichern den Markt. Wie wird es weitergehen?

Marktlage
Mit der Koalitonsvereinbarung vom 10.11.2005 hat die neue Bundesregierung den Hausse-Trend am Rapsmarkt nicht nur ins Wanken gebracht, sondern die Preise auf Talfahrt geschickt. Warenterminkurse, Großhandelspreise und Erzeugerpreise gaben spürbar nach. Das Angebot aus den Erzeugerlägern ist auf ein Minimum geschrumpft - man wartet auf eine Markterholung.

Hintergrund der schwächeren Kurse sind niedrigere Preise bei Mineraldiesel, Biodiesel und Rapsöl. Im Vergleich zu den Vorwochen verbilligte sich Biodiesel ab Werk auf 80,40 Euro/100 L netto fob. Rückläufige Kurse am Mineraldieselmarkt und schwächere Rapsölpreise lieferten die negativen Preisimpulse. Die schächere Preisntwicklung blieb am Rapssaaten-Markt nicht ohne Wirkung. Die Kurse gaben seit Bekanntgabe der Koalitionserklärung Mitte November permanent nach. Jetzt erst gibt es wieder Signale für eine bevorstehende Preisstabilisierung.

An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen wieder etwas höher. Die Kurse notierten für den Termin Februar 2005 an der MATIF, Paris/Frankreich zuletzt mit 220,25 Euro/t wieder knapp über der Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den Januar-Termin mit umgerechnet 170,76 Euro/t rund 0,70 Euro über dem Durchschnitt der Vorwoche. Damit konnten die kanadischen Notierungen erstmalig seit Wochen wieder leicht anziehen. Die Notierungen liegen jedoch immer noch deutlich unter dem Preisniveau in der EU-25.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 218 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 225-226,50 Euro/t netto zur Lieferung im Januar 2006. Für April-Liefertermine wurden die Kurse um 3 bis 6 Euro/t angehoben. Für Termine ab ex-Ernte 2006 werden derzeit weitere Preisaufschläge von 1 bis 3 Euro/t gehandelt.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die etwas schwächere Stimmung wider. Mit Erzeugerpreisen von 198-220 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 205-225 Euro/t netto ab Hof (Strecke) bleiben die Kurse im Vergleich zur Vorwoche weitgehend unverändert.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 219 Euro/t netto rund 2,50 Euro/t niedriger als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 224- 225 Euro/t netto für April bis Juni 2006 rund 2 Euro niedriger als in der Vorwoche notiert.

 

 

 

Fakten

  • EU-25: Weltweit die "Nummer 1" unter den Produzenten
    Nach der Rekordernte 2004 gelang es der EU-25 mit dem Ernteergebnis 2005 den Produktionsrekord nochmals leicht zu steigern. Die hoche Nachfrage der Veresterungsanlagen nach Rapsöl sorgte jedoch in den letzten zwei Jahren für einen flotten Absatz und eine Belebung der Umsätze.

    Der weltweite Produktionsanstieg ist primär aud die Produktionsausweitung in der EU-25 und in Kanada zurückzuführen.

    Rapssaaten - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t 
    Welt
    EU-25
    Deutschland
    Erzeugung
    Endbe-
    stände
    Erzeugung
    Endbe-
    stände
    Erzeugung
    1999/00
    42,53
    4,12
    14,16
    0,438
    4,29
    2000/01
    37,41
    2,70
    11,29
    0,482
    3,59
    2001/02
    36,03
    2,79
    11,48
    0,630
    4,16
    2002/03
    32,90
    1,94
    11,65
    0,365
    3,85
    2003/04
    39,34
    2,02
    11,17
    0,427
    3,56
    2004/05
    46,59
    4,07
    15,23
    1,415
    5,27
    2005/06 - Prognose
     
    46,11
    4,87
    15,34
    1,277
    5,05
    Quellen: Coceral; USDA

    Die Rapssaatenproduktion in der China ist 2005/06 über 2 Mio.t niedriger ausgefallen als im Jahr zuvor. Der nach wie vor steigende Bedarf China's an pflnazlichen Ölen läßt einen höheren Einfuhrbedarf und damit einen lebhafteren Welthandel in der laufenden Saison erwarten.
    Hausse-Tendenz

 

  • EU-25: Produktionssteigerungen für 2006 erwartet
    EU-weit haben die Produzenten den Rapsanbau zur Ernte 2006 weiter ausgedeht. Die aus Sicht der Erzeuger positive Marktentwicklung bei Rapssaaten sichert dieser Cruzifere Jahr für Jahr zusätzliche Anbauflächen - lediglich die Fruchtfolge spielt dabei eine begrenzende Rolle.

    In Deutschland wird zur Ernte 2006 soviel Winterraps angebaut wie nie zuvor! Damit behauptet Deutschland seinen Platz als größter Produzent in der EU. Laut UFOP-Studie soll die Winterraps-Anbaufläche zur Ernte 2006 auf 1,43 Mio. ha ansteigen. Andere Prognosen gehen von 1,44 Mio. ha aus. Gegenüber der Ernte 2005 ergibt sich eine Ausdehnung der Anbaufläche für Winterraps von bundesweit 7,8 %. (Siehe Beitrag "Rapssaaten: Jetzt den Verkaufstermin planen" vom 11.11.2005)

    Auch in Frankreich wurde die Winterrapsfläche zur Ernte 2006 um rund 100.000 ha auf 1,32 Mio. ha ausgedehnt. Frankreich behauptet damit den Platz Nummer 2.

    Zum drittgrößtes Anbauland wird sich 2006 voraussichtlich Polen mit etwa 580.000 ha entwickeln und damit Großbritannien überflügeln..

    In der EU-25 könnte die Marke von 5 Mio. ha Winterraps nach Einschätzung des Branchendienstes Oil World in der laufenden Anbausaison überschritten werden. Die Prognosen erwarten eine Anbaufläche zur Ernte 2006 von 5,10 Mio. ha - das bedeutet ein Plus von 8 % im Vergleich zum Vorjahr. Bei mittleren Erträgen könnte die Rapsernte der EU folglich zwischen 16,6 und 17,2 Mio. t liegen (Ernte 2005: 15,34)


    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Im Kielwasser des Absatzbooms bei Biodiesel und des steigenden Bedarfs an Rapsspeiseöl (Speiseöl, Margarine ...) absolvierten die Rapssaaten-Kurse seit Jahresanfang eine dauerhafte Hausse-Phase. Erst mit der Veröffentlichung des Koalitionspapieres Mitte November drehte sich der Markt.

Erzeuger, Handel, Biodiesel- und Mineraldiesel-Brache warten auf eine Klärung der laut Koalitionspapier beabsichtigten Beimischungszwanges bzw. Besteuerung von Biodiesel. Zuletzt war aus Kreisen der SPD-Bundestagsfraktion zu hören, daß trotz der geplanten Beimischungspflicht reine Biokraftstoffe steuerbegünstigt bleiben sollen. Vorgesehen seien hier Steuersätze von 10 Cent je Liter, um nicht gerechtfertigte Steuervorteile abzubauen. Ob diese Erklärung der letzte Stand der Diskussion ist, bleibt abzuwarten.

Fazit: Über die weitere Kursentwicklung am Rapsöl- und folglich auch am Rapssaatenmarkt bestimmt derzeit vor allem die Politik. Sollte die steuerliche Attraktivität bei Biodiesel - zumindest als Rein-Kraftstoff - beibehalten werden, dürfte sich der Markt im kommenden Jahr wieder sehr schnell auf einen Hausse-Trend drehen. Sollten die Besteuerungspläne in voller Bandbreite zum Tragen kommne, ist für etliche Woche mit Preisdruck zu rechnen. Der hohe Bedarf der alten und neuen Veresterungsanlagen dürfte allerdings lanfristig wieder zu steigenden Kursen führen.

Jetzt vor Weihnachten gilt: Da das Geschäft in den Vorweihnachtstagen zum Erliegen kommt, nimmt der Preisdruck allmählich wieder ab. Interesse an umfangreicheren Zukäufen wird seitens der Verarbeiter erst wieder für Termine nach dem Jahreswechsel signalisiert.

Nach meiner Einschätzung dürften sich die Rapsmärkte vorerst auf dem niedrigeren Preisniveau in die Winterpause verabschieden. Vor Mitte Januar erwarte ich keine durchschlagende Umsatzbelebung, so daß die Kurse schwach bleiben dürften.
 
 
 
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