Soja auf Baisse-Kurs
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 30.11.2005


Der Soja-Export der USA läuft schleppender als erwartet - die weltweiten Lagerbestände erreichen ein neues Rekordniveau. Die Folge: Die Preise geben deutlich nach. Jetzt wird Soja auch an unseren heimischen Märkten günstiger.

Marktlage
Nach dem Preishoch am Sojamarkt im Juni/Juli dieses Jahres ging es infolge niedrigerer Ernteerwartungen in den USA im Spätsommer abwärts mit den Preisen. Mit dem Abschloß der südamerikanischen Exporte beherrschen die USA traditionell ab Oktober das Exportgeschäft weitgehend alleine. Die gute Exportnachfrage nach US-Soja brachte neue Preisanstiege, die zu Preisanstiegen am globalen Markt führten.

Mit der Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums vom 10.11.2005 drehte sich der Markt. Die Exportzahlen fielen schlechter aus als erwartet und die US-Bestände wie auch die Welt-Bestände werden jetzt deutlich höher als noch im Vormonat geschätzt.

Die Märkte reagierten auf die komfortable weltweite Versorgungslage mit kräftigen Preisabschlägen.

An der Warenterminbörse CBOT, Chicago/USA fielen die Kurse für alle kommenden Fälligkeitstermine nach der Hausse der letzten Wochen erstmals wieder deutlich zurück. Die Großhandelspreise an den europäischen (Tiefseehafen Rotterdam) und deutschen Märkten (Produktenbörsen) folgen dem Kursverlauf genauso wie die Endkundenpreise (Agrarpreise Hessen).

 

Fakten

  • Rekordernten und schlechtere Absatzzahlen
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hat in seiner neuesten Prognose vom 10.11.2005 die Sojabohnen-Ernte 2005/06 in den USA mit 82,8 Mio.t rund 2 Mio.t höher als noch im Vormonat geschätzt . Die Weltproduktion wird mit knapp 222 Mio.t auf einem neuen Rekordniveau gesehen.

    Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände
    in Mio.t
     
    Welt
    USA
    Brasilien
    Argentinien
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    Er-
    zeu-
    gung
    End-
    be-
    stände
    2000/01
    175,1
    30,6
    75,1
    6,7
    39,0
    8,4
    27,8
    7,9
    2001/02
    184,9
    32,2
    78,7
    5,7
    43,5
    11,1
    30,0
    10,2
    2002/03
    197,1
    40,7
    75,0
    4,9
    52,0
    15,9
    35,5
    12,5
    2003/04
    186,3
    35,2
    66,8
    3,1
    50,5
    14,9
    33,0
    12,7
    2004/05
    213,3
    42,1
    85,0
    7,0
    51,0
    14,0
    39,0
    13,6
    2005/06 - Prognose
    12.10.2005
    220,9
    47,4
    80,8
    7,1
    60,0
    17,5
    40,5
    16,1
    10.11.2005
    221,6
    46,8
    82,8
    9,5
    58,5
    16,1
    40,5
    14,4
    Quelle: USDA

    Da die US-Analysten jetzt von schwächeren Verarbeitusngs- und Exportzahlen und infolge hoheren US-Endbeständen ausgeht als zunächst erwartet, geriet der Markt seit Mitte November zunehmend unter Preisdruck. Größter Importeur von Sojabohnen ist mit weitem Abstand die VR China. 2005/06 wird mit einem neuen Rekordvolumen nach China in Höhe von 27,5 Mio.t (Vj.. 25,8 Mi.t) gerechnet..

    Die Grafik zeigt den deutlichen Anstieg der Sojaproduktion in den vergangenen Jahrzehnten. Der Anteil der südamerikanischen Anbaustaaten wurde in den 90er Jahren immer weiter ausgebaut. Nach dem Produktionseinbruch in den USA 2003/04 konnten die US-Farmer ihren Anteil an der Produktion wieder ausdehnen. In der Saison 2005/06 dürfe der US-Anteil an den internationalen Exporten aufgrund einer etwas geringeren Produktion ind schlechterer Exportzahlen wieder auf 42,7 % fallen (Vorjahr: 46 %).

     

    Nach dem Abbau der weltweiten Sojabestände auf 35,2 Mio.t in der Saison 2003/04 erwartet das USDA für 2005/06 trotz des weltweit wachsenden Verbrauchs einen Wiederaufbau der Bestände auf 46,8 Mio.t weltweit.
    Baisse-Tendenz

 

  • Aussaat in Südamerika auf vollen Touren
    Die Weitterung in Südamerika rückt zur Zeit zunehmend in das Interesse der Marktbeobachter. Die Soja-Aussaat läuft derzeit auf Hochtouren. In Argentinien wurden bereits 46 % und in Brasilien 62 % der Flächen ausgesät. Nachdem vor allem im Norden Brasiliens dringend benötigte Regenfälle die Anbauverhältnisse entscheidend verbessert haben und weitere Niederschläge vorhergesagt wurden, stiegen auch die Ernteerwartungen wieder. Die höheren Produktionserwartungen wurde postwenden mit schwächeren Kursen quittiert. Abzuwarten bleibt, ob sich die Anbauverhältnisse weiterhin günstig entwickeln.
    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die schlechte Stimmung am US-Sojamarkt und die Aussichten, das erwartete Exportziel in 2005/06 nicht zu erreichen, hat die Preise stark unter Druck gebracht. Der Markt scheint sich früher als erwartet in die Winterpause zu verabschieden. Da die US-Märkte aufgrund ihres hohen Marktanteiles eine Leitfunktion bei der Preisentwicklung ausüben, dürfte der US-Preistrend schwächere Vorgaben für die kommenden wochen liefern.

Nach meiner Einschätzung ist in den kommenden vier bis sechs Wochen auch an unseren Märkten in der EU und in Deutschland mit schwächeren leicht rückläufigen Preisen zu rechnen.

Da die Witterung in Südamerika inzwischen zunehmenden Einfluß auf die Preisentwicklung erlangt, sollte die Marktlage jedoch kontinuierlich verfolgt werden, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können.

 
 
 


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