Ein radikaler Produktionseinbruch um 26 % und regenbedingt
schlechte Qualitäten lassen die Brotroggen-Ernte auf ein historisches Tief
sinken. Gute Voraussetzungen für ein dauerhaft hohes Preisniveau.
Marktlage
Jetzt ist es amtlich: Der Brotroggenanteil an der deutschen Roggenernte 2005 liegt
bei lediglich 55 % und wird mit nur 1,53 Mio.t (Vj.: 3,57) beziffert.
Das jedenfalls haben die BEE-Untersuchungsergebnissen der Bundesforschungsanstalt
für Ernährung und Lebensmittel (BfEL), Detmold ergeben. Nachden die
Daten Mitte letzter Woche bekannt wurden, erhielt die Hausse am Roggenmarkt neuen
Schwung.
Handel und Verarbeiter reagieren auf das
knappere Angebot an guten Backqualitäten seit Wochen mit steigenden Zukaufspreisen.
Da qualitativ hochwertige Partien zudem seitens der Verkäufer zurückgehalten
werden, ist das Angebot derzeit äußerst knapp. Die nachfolgende Grafik
zeigt die deutlichen Preisanstige, die Brotroggen seit Erntebeginn verzeichnen
konnte.
Aktuell notiert Brotroggen-120 FZ franko Hamburg
zur prompten Lieferung bei 110 Euro/t netto.
Sowohl
an den Großhandelsplätzen (z.B. an den Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen
spiegelt sich die Hausse-Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen in Deutschland
mit Erzeugerpreisen von 82-94 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 91,50 - 98,50 Euro/t
netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus. Die Erzeugerpreise
in Hessen lagen franko bei 80-90 Euro/t netto und loco Hof (Strecke)
bei 95-100 Euro/t netto.
An der Produktenbörse
Hamburg wurde der Brotroggen-Preis auf Großhandelsebene mit 109 Euro/t
netto unverändert zur Vorwoche notiert. An der Produktenbörse
Mannheim wurde Brotroggen auf Großhandelsebene mit 115-117 Euro/t netto
zur prompten Lieferung 1 bzw. 2 Euro über dem Vorwochen-Preis notiert.
Das in diesem Jahr höher ausfallende
Futterroggen-Angebot kann sich seit Wochen in Hessen sehr preisstabil bei 70-78 Euro/t
netto franko Landhandelslager halten. Die Verwendung von Futterroggen in Futtermischungen
und als "Energieroggen" z.B. bei der Produktion von Biogas und Bioäthanol läßt
mit neuen Absatzmärkten auch neuen Bedarf entstehen.
Fakten
-
Brotroggen-Anteil
2005 erreicht nur 55 %
Aufgrund der relativ niedrigen
Anbaufläche von rund 550 000 ha wurden bei durchschnittlichem Ertragsniveau
etwa 2,8 Mio.t Roggen (Vj.: 3,8) geerntet. Etwas mehr als die Hälfte
der Ernte wird den Weg in den Futtertrog und andere Verwertungen finden. Die um
etwa 26 % geringere Erntemenge und äußerst uneinheitliche Qualitäten kennzeichnen
nach den BEE-Untersuchungsergebnissen der Bundesforschungsanstalt für Ernährung
und Lebensmittel (BfEL), Detmold den aktuellen Roggenmarkt. Nur 55 % der Ernte
und damit rund 1,53 Mio.t Roggen erreichen Fallzahlen von 120 sec bzw. darüber
und damit Brotroggenqualität.
Während in Hessen noch 76 % der
Roggenernte Fallzahlen von >120 s erzielen, erreichten in Niedersachsen - der
zweitgrößten Anbauregion Deutschlands - lediglich 16 % der Ernte Brotroggen-Qualität.
Hausse-Tendenz
Vier
Bundesländer = 72 % des Roggenanbaus
Die Bundesländer Brandenburg,
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern können knapp 72 %
des Roggenanbaus in Deutschland auf sich vereinigen. Die wechselhafte, regnerische
Witterung hat vor allem in Niedersachsen, dem Bundesland mit der bundesweit zweithöchsten
Erntemenge an Roggen erhebliche Qualitätseinbußen gebracht. Lediglich
16 % des geernteten Roggens erreicht Fallzahlen von 120 s oder höher.
Auch in Schleswig-Holstein fielen die Qualitätseinbußen gravierend
aus - nur 30 % des Roggens erreichten Backqualität..
Prognose
Fallzahlstarke Roggenpartien dürften gesucht bleiben. Die Verarbeiter versuchen,
qualitativ einwandfreie Partien durch Aufgelder zu mobilisieren. Da die Versorgungslage
als knapp ausreichend zu bezeichnen ist, dürften die Kurse nach meiner Einschätzung
weiter leicht anziehen. Regional hat Brotroggen bereits das Brotweizen-Preisniveau
erreicht. Zu berücksichtigen ist jedoch, daß auch schwächere Qualitäten
erfahrungsgemäß verarbeitet werden, so daß der Preisspielraum nach oben vorerst
begrenzt bleiben dürfte.