Futtergetreide:
Herbstwetter im Hochsommer bringt Unsicherheit
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 09.08.2005


Zwischen Schauern und Starkregen bleiben den Mähdreschern nur wenige Erntechancen. Wintergerste liegt bereits trocken und mit guter Qualität unter Dach. Anderes Futtergetreide wartet noch auf den Drusch. Mit jedem Regentropfen wächst das Angebot an Futtergetreide.

Marktlage
Das noch immer begrenzte Futtergerste-Angebot sorgt nach wie vor für stabile bzw. leicht anziehende Preise. Nachdem sich die Futtermittelindustrie aus der Ernte zunächst bevorratet hat, geht die Nachfage allmählich wieder etwas zurück.

Sinkende Fallzahlen und Qualitätsprobleme bei Weizen und Roggen lassen den Anteil an Futterqualitäten allmählich anwachsen. Infolge geraten die Preise für Futtergetreide leicht unter Druck. Auch in Nord-Frankreich behindern starke Regenfälle die Ernte, so daß die dortigen Qualitäten ebenfalls schlacht einschätzbar sind.

Zur Zeit können sich die Futtergetreide-Preise nur halten, da
• bisher nur wenig Ware an den Markt gekommen ist,
• der Zukauf der Mischfutterindustrie sehr rege verläuft,
• die Nachfrage aus den Dürregebieten Südeuropas groß ist,
• der Importbedarf der nordafrikanischen Länder höher als 2004 eingeschätzt wird und
• noch unklar ist, wie gravierend die regenbedingten Qualitätseinbußen ausfallen werden.

Aufgrund der witterungsbedingten Ernteunterbrechungen bleibt das Futtergetreidegeschäft nur sehr begrenzt. Futtergerste konnte daher bereits während der Ernte von den besseren Marktaussichten profitieren und - ebenso wie Triticale - bessere Preise realisieren. Insgesamt liegen die Erzeugerpreise für Futtergetreide derzeit über dem Vorjahresniveau.

Für Futtergerste wurden in der letzten Woche Erzeugerpreise in Hessen von 75-84 Euro/t netto franko Landhandelslager und 80-95 Euro/t netto in der Strecke (ab Hof) festgestellt. Erstaunlich ist, daß die Preisspanne trotz der insgesamt beendeten Gerstenernte noch immer außerordentlich groß ist. In Deutschland lagen die Preise franko Landhandelslager bei durchschnittlich 90,50 Euro/t netto.

An der Produktenbörse Hamburg wurde Futtergerste auf Großhandelsebene zuletzt mit 105 Euro/t netto gehandelt. Termine ab September zugen auf 112 Euro/t netto an. Deutlich niedriger liegen die Notierungen an der Produktenbörse Frankfurt mit 90-92 Euro/t netto an der Produktenbörse Mannheim mit 88-90 Euro/t netto oder an der Produktenbörse Braunschweig-Hannover-Magdeburg mit 94-96 Euro/t netto.

 

Fakten

 

Prognose
Die insgesamt positiveren Aussichten am Futtergerstenmarkt 2005/06 haben zu umfangreichen Einlagerungen in den Erzeugerlägern geführt. Damit ist das "typische" Erntetal der Preise bisher weitgehend ausgeblieben. Die witterungsbedingten Ernteverzögerungen bei anderem Futtergetreide stützen die Preise zusätzlich.

Nachdem der Binnenmarktexport in die südlichen EU-Länder inzwischen angelaufen ist, kommt auch der Drittlandsexport zunehmend in Gang. Die EU-Kommission bewilligt seit Wochen für Ausfuhren Exportlizenzen ohne Erstattungen, so daß auch in den kommenden Wochen von einer weiteren Marktentlastung ausgegangen werden kann.

Nach meiner Einschätzung hängt die Preisentwicklung bei Futtergerste in den kommenden Wochen vor allem an dem weiteren Fortgang der Futtergetreideernte sowie deren Umfang. Trotz eines zu erwartenden Preisdrucks vom Futtergetreidesektor dürften die Marktaussichten für Futtergerste in den kommenden Monaten insgesamt günstig bleiben.

 
 
 

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