Rapssaaten: Vier spannende Wochen
S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de  Stand: 02.08.2005


Feste Notierungen am internationalen Ölsaatenmarkt bieten auch den EU-Rapssaaten ein stabiles Preisfundament. Sollte der August den US-Sojabohnen jedoch Witterungskapriolen bescheren, könnte der August noch heiße Preisrallys bringen.

Marktlage
Schwere Unwetter mit Sturm und Hagel haben im Südwesten und in der Mitte Deutschlands in der letzten Woche erhebliche Schäden verursacht und teilweise zu Totalausfällen bei der Rapsernte geführt. Regional eng begrenzt ist die Rapsernte fast vollständig zerstört. Die Ernteausfälle haben jedoch nur geringe Auswirkungen auf die Ernteerwartungen und damit auf die Preise.

In Deutschland wie auch der gesamten EU bleiben die Preise fest. Nachdem die Preisentwicklung am Sojamarkt seit Tagen nur noch seitwärts gerichtet ist, bleiben auch die internationalen Impulse aus. Der EU-Markt reagiert auf die fehlenden Signale des Welt-Ölsaatenmarktes ebenfalls mit Stillstand - zumal die Rapsernte jetzt beginnt. Nach wie vor wird in der EU mit einer großen Ernte gerechnet. Die hohen Ernteerträge in Frankreich und auch die ersten in Ostdeutschland geernteten Flächen bestätigen die guten Ertragserwartungen.

An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen wieder etwas höher. Die Kurse verbesserten sich für den Termin November 2005 an der MATIF, Paris/Frankreich zuletzt mit 219,00 Euro/t um rund 0,20 Euro über den Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den September-Termin mit umgerechnet 202,19 Euro/t rund 4 Euro über dem Durchschnitt der Vorwoche. Am internationalen Markt setzte sich damit die seit Februar zu beobachtenden Hausse am Rapssaatenmarkt fort. Die Notierungen liegen inzwischen knapp unter den Preisniveau in der EU-25.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 207 Euro/t netto, sowie bei 209 Euro/t netto für die September-Lieferung. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 205-213 Euro/t netto zur Lieferung im August 2005. Für September-Liefertermine werden Preisaufschlägen von etwa 4-5 Euro/t gehandelt. Ab Oktober ziehn die Aufschläge weiter an.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die etwas bessere Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen mit Erzeugerpreisen von 185-198 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 190-200 Euro/t netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 205 Euro/t netto ex Ernte rund 5 Euro/t niedriger als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 204-206 Euro/t netto ex Ernte rund 1 Euro/t über dem Vorwochenpreis notiert. Der November-Termin wird derzeit 10 Euro höher gehendelt.

Der wieder schwächere Devisenkurs des US-Dollars erschwert noch immer den Export von Rapssaat und Rapsöl. Dennoch ziehen die Rapspreise auf dem interrnationalen Börsenparkett deutlich an.

Fakten

  • EU-25: Kleinere Ernte - sinkende Endbestände
    4,6 Mio. ha Raps wurden in der EU-25 zur Ernte 2006 angebaut. Deutschland mit 1,33 Mio. ha (2004: 1,28) und Frankreich mit 1,17 Mio ha (2004: 1,12) bewirtschaften gemeinsam mehr als die Hälfte der EU-25-Rapsfläche. Mit deutlichem Abstand folgt mit 0,592 Mio. ha an dritter Stelle Großbritannien. Auch Polen gehört mit 0,525 Mio. ha Rapsfläche zu den größeren Erzeugerländern, gefolgt von Tschechien mit 0,287 Mio. ha. Alle anderen EU-Länder folgen erst mit großem Abstand.

    Für das Jahr 2005 rechnet der europäische Getreidehandelsverband COCERAL trotz einer gegenüber dem Vorjahr vergrößerten Anbaufläche bei einer kleineren Produktion in Höhe von 14,1 Mio. ha (2004: 15,18). Damit läge die Erzeugung um knapp 7 % unter der des Vorjahres. Da der Verbrauch an Rapssaaten in der Gemeinsachaft nach wie vor auf Wachstumskurs liegt, dürften die aus der Ernte 2004 bestehenden Endbestände wieder deutlich abgebaut werden.


    In der EU-25 wird ein Durchschnittsertrag von 30,5 dt/ha (2004: 34,0) erwartet. Sowohl in Deutschland als auch Frankreich liegen die prognostizierten Erträge mit 34,9 dt/ha beziehungsweise 33,5 dt/ha über dem EU-Durchschnittsertrag. Im Vorjahr erreichte Deutschland mit einem Ertrag von 41,1 dt/ha die Spitzenposition bei den Erträgen.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Der Verbrauch an Rapssaaten und Rapsöl dürfte in in den nächsten Monaten auf hohem Niveau bleiben oder sogar noch weiter steigen. Damit könnte es zu einer erneuten Angebotsverknappung kommen, die weiter steigende Preise mit sich bringen könnte.

Für die Preisbildung der kommenden Wochen spielt die Witterung in den USA eine preisbestimmende Rolle, da die für Sojabohnen kritische Wachstumsphase im August über die zu erwartende Sojaernte entscheiden wird. Sollten die Produktionsprognosen in den nächsten Wochen weiter nach unten korrigiert werden, ist mit einem steileren Anstieg der Preise zu rechnen.

An den Märkten eröffnet sich - sofern Wetterkapriolen zur Rücknahme der Ernteerwartung bei Ölsaaten fürhren - ein zunehmendes Spekulationspotential, so daß die kommenden Sommerwochen heiße Preisrallys bringen könnten.

 
 
 
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